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0722 - Eiswind der Zeit

0722 - Eiswind der Zeit

Titel: 0722 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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Dinges auf etwa sechzig mal fünfzig Zentimeter. Sie schüttelte den Kopf.
    »Ist das eine Schultafel für Lord Zwerg oder…«
    »Lord Zwerg? Lass dich überraschen«, lachte April hell auf, die die Neugierde ihrer Freundin kannte.
    Gemeinsam stiegen sie die Marmortreppe hoch. Nicole und April Arm in Arm, Ran Munro folgte mit etwas Abstand.
    »Weiber«, grinste er.
    Oben angekommen, brachte ihnen zuerst Butler William eine kleine Erfrischung, dann wurden sie von Professor Zamorra begrüßt, der die letzten Stunden in seinem »Zauberzimmer« mit magischen Experimenten und dem Auffüllen seines »Einsatzkoffers« verbracht hatte. Dieser war eine Art Aktenkoffer aus Aluminium, in dem sich eine Unzahl von Hilfsmitteln befanden: Gemmen, Kreide, Weihwasser, Silber, Kräuter und Tinkturen sowie verschiedene Zauberpulver.
    Zamorra, der bis jetzt noch nicht wusste, dass er Besucher hatte, war völlig überrascht und wurde ebenso herzlich von April begrüßt wie vorher Nicole.
    »Schön, dass ihr da seid«, sagte er, nicht weniger herzlich als einige Minuten vorher seine Gefährtin, »aber warum erfahre ich erst jetzt davon?« Er sah Nicole an, die wiederum blickte unschuldig pfeifend in die Luft, den Kopf zwischen die Schultern gezogen.
    »Kannst du mir noch einmal verzeihen, mein Herr und Meister«, flötete sie lächelnd, »aber zum einen dachte ich, die Überraschung wäre dann umso größer…«
    »Und zum anderen?«
    »Hat mich April vergattert, dass ich meine süße Schnute halten soll.« Passend dazu machte sie einen Kussmund.
    »Wir befinden uns nur auf der Durchreise«, erklärte April lächelnd. »Wir haben nur ein paar Stunden Zeit für euch, danach werden wir wieder auf der SEASTAR II erwartet. Ich habe einen guten Geschäftsabschluss getätigt und werde zum nächsten, noch besseren Geschäftsabschluss erwartet. Und ihr wisst: Lukrative Partner lässt man nicht warten.«
    »Ihr Ärmsten«, seufzte Nicole, aber es hörte sich alles andere als mitleidsvoll an.
    »Also gut, diesmal verzeihe ich dir noch… ausnahmsweise. Übrigens siehst du jünger aus als bei unserer letzten Begegnung. Viel jünger.«
    »Danke für das Kompliment«, erwiderte April, sie wirkte etwas überrascht.
    »Das ist kein Kompliment, sondern eine Feststellung«, sagte Zamorra. Er war tatsächlich verblüfft über Aprils Aussehen. Dass er und Nicole nicht nennenswert alterten, lag am Wasser der Quelle des Lebens, von dem sie beide getrunken hatten. April aber war in all den Jahren normal gealtert. Sie hatte sich zwar sehr gut gehalten und sah weit jünger aus, als sie es wirklich war, aber so jung…?
    Nun gut, vielleicht irrte er sich auch…?
    Übergangslos wurde Zamorra ernst. Er starrte das Mitbringsel an, das Munro in den Händen hielt. Eine Falte erschien auf seiner Stirn. »Darf man wissen, was ihr dabei habt? Soll das eine Schultafel für Lord Zwerg sein oder…«
    »Nein«, lachte April, die die Bezeichnung für den Erbfolger der Llewellyns, den achtjährigen Rhett Saris ap Llewellyn, zu lustig fand. Sie wandte sich an Ran Munro. »Zeigen Sie's den beiden. Sie platzen sonst vor Neugierde, und das können wir nicht verantworten.«
    »Selbstverständlich, Boss«, knurrte Munro. Er zog die Decke ab und enthüllte ein Gemälde, das schon auf den ersten Blick uralt wirkte. Ein schmaler goldfarbener Rahmen zierte das Bild. Er wirkte, als ob er nicht dazu passte.
    Das Bild, in düsteren Farben gemalt, eine Orgie aus dunkelgrau, dunkelbraun und schwarz, zeigte eindeutig eine Höhle. Sie war nicht klar erkennbar, es wirkte alles wie hinter einem Schleier verborgen, fand Nicole, darum flüsterte sie auch »Wie hinter Milchglas…«
    Sie wandte sich Zamorra zu und sagte: »Findest du nicht auch, Cheri, es wirkt wie hinter einer Milchglasscheibe.«
    Zamorra beugte sich etwas vor, seine Hände fuhren leicht über das uralte Bild. Er schaute Nicole an und nickte zustimmend.
    »Du hast recht, Nici.« Dann wandte er sich wieder seinen Gästen zu. »Woher habt ihr das?«, wollte er wissen.
    »Ich habs auf einem Trödelmarkt in St. Louis für einen Spottpreis erhalten«, berichtete April. »Der Händler drängte es mir direkt auf. Ein Schild mit dem Preis von 2.800 Dollar hat darauf geklebt. Ich habs für sage und schreibe 666 Dollar bekommen.«
    »666 Dollar?«, fragten Zamorra und Nicole wie aus einem Mund und sahen sich vielsagend an.
    »Normalerweise hätte ich das Ding nicht genommen, dazu ist es mir zu düster Ich bevorzuge helle, freundliche

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