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0723 - Der Teufels-Autor

0723 - Der Teufels-Autor

Titel: 0723 - Der Teufels-Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich der Geist. Seine Umrisse waren wieder schwächer geworden. Er hatte Mühe, die Form zu halten, die Gegenkraft war zu groß.
    Dark erkannte, dass er jetzt nicht mehr zögern durfte. Jede Sekunde, die er verlor, konnte in die Katastrophe führen, und er ging die letzten Schritte schneller.
    Dann war er da.
    Er tauchte ein.
    Er spürte, wie etwas über seinen Körper hinwegstreifte, eine federleichte Berührung, ein Hauch, der kühle Gruß eines Nebelstreifens, der von ihm Besitz ergriff.
    Der Ghostwriter drang in Damion Dark ein. Er erfüllte ihn plötzlich. Wie er es geschafft hatte, von dem Körper des Menschen Besitz zu ergreifen, wusste Dark selbst nicht. Wichtig war nur, dass er tief in ihm steckte und ihn völlig ausfüllte.
    Plötzlich fühlte er sich gut, viel besser als zuvor. Das Gefühl war sprunghaft über ihn gekommen, von einem Augenblick zum anderen, und er lachte leise.
    Klang es fremd?
    Er hatte den Eindruck. Es war der erste flüchtige Kontakt mit der jenseitigen Welt.
    Aber es ging noch weiter.
    Damion Dark spürte, dass er nicht mehr derselbe war wie noch vor einigen Sekunden. Die fremde Macht hatte von ihm Besitz ergriffen, sie füllte ihn völlig aus. Von nun an bestand er aus zwei Personen.
    Auf der einen Seite der erfolgreiche Autor Damion Dark, auf der anderen jener unbekannte Schriftsteller aus der Vergangenheit, der unter zahlreichen Pseudonymen seine schlimmsten Elaborate zu Papier gebracht hatte.
    Zwei in einem.
    Wer aber gewann?
    Er wusste es nicht, die beiden Geister kämpften in seinem Körper. Er fühlte sich seelisch durch die Mangel gedreht, er konnte nicht mehr ruhig bleiben, seine Füße schabten über den Boden, und er spürte noch etwas anderes. Hätte er einen Spiegel zur Hand gehabt und hineingeschaut, so hätte er etwas von der Veränderung bemerkt, die ihn auch äußerlich befallen hatte.
    Von innen und außen schob sich eine geheimnisvolle Kraft über die Gestalt des Autors Damion Dark. Er wurde zu einer anderen Persönlichkeit, denn die Kraft aus der Vergangenheit war stärker.
    Seine Haare sahen plötzlich aus, als hätte man ihm eine Perücke übergestreift. Sie erblondeten, nahmen dabei einen leicht rötlichen Schimmer an, was auch am Schein der Kerzenflamme liegen konnte. Sein Gesicht machte die Veränderungen ebenfalls mit. Die Haut alterte ziemlich schnell. Sie wurde zu einem Teppich aus Falten. Gleichzeitig stand sie an den Wangen vor, als hätte man sie dort zusammengedrückt und dann mit einer unsichtbaren Spange festgeklammert.
    Ein bösartiges Wunder war geschehen, und wenn Dark atmete, hatte er das Gefühl, aus seinem Mund würde der Atem eines Fremden strömen. Er fuhr über sein Hemd, das rötlich schimmerte.
    Dabei schaute er auf seine Hände - und erschrak zum ersten Mal.
    Sie sahen aus wie die eines Mannes, der dicht vor dem Greisenalter stand.
    Faltig, versehen mit dicken braunen Altersflecken. Manche standen sogar etwas vor, sodass sie ihn an flache Geschwüre erinnerten.
    Es war schlimm…
    Dark nahm es hin. Er versuchte den Mund zu öffnen und merkte, wie stark sich die Haut an den Lippen und auf den Wangen spannte. Alles war so fremd. Er tastete sein Gesicht ab. An manchen Stellen benetzte eine klebrige Feuchtigkeit seine Fingerkuppen, die sich wie Eiter anfühlte.
    Er lachte.
    Nein, kein Lachen, es glich schon einem Röhren, was da aus seinem Mund drang.
    So rasch, wie es aufgeklungen war, brach es auch wieder ab. Dark senkte den Kopf und starrte auf das aufgeschlagene Buch. Wieder zuckten seine Lippen, abermals spürte er die Spannung der Haut im Gesicht und ebenfalls auf dem rechten Handrücken, als er den Arm ausstreckte, um nach dem Federkiel zu greifen.
    Plötzlich verspürte er den wahnsinnigen Drang, seinen begonnenen Roman fortzusetzen.
    Er holte den Federkiel aus dem Tintenfass, sah die Spitze leer, aber er wusste genau, dass dies nichts zu bedeuten hatte.
    Sehr vorsichtig setzte er sie auf der linken Blattseite an, und zwar ganz oben.
    Dann schrieb er.
    Oder war es ein anderer, der schrieb, der dafür sorgte, dass die Worte in blutigroter Schrift aus dem Federkiel flossen und sich zu Sätzen zusammenfügten.
    Er schrieb und schrieb.
    Dark legte keine Pause ein, er blätterte weiter, wollte die leeren Seiten haben. Was da aus der Feder floss und ihm von einer anderen Gestalt direkt diktiert wurde, konnte nur als das absolute Grauen angesehen werden…
    ***
    Es gab keinen, der von diesem unheimlichen Vorgang nicht überrascht worden wäre.

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