0723 - Der Teufels-Autor
er damals das Haus erworben hatte. Übernommen von einem verarmten Adligen, dessen Ahnherr ebenfalls ein Schriftsteller gewesen war. Sein Name war bewusst vergessen worden, selbst Dark kannte ihn nicht. Er wusste nur, dass dieser Mensch vor einigen Jahrhunderten Geschichten geschrieben hatte, die an Scheußlichkeiten und Sadismen nicht mehr zu überbieten gewesen waren. Er hatte in seinen Werken Sex und Gewalt vermischt, und seine Schriften waren schließlich im Untergrund verschwunden.
Sie waren aber auch durch die so genannte Gesellschaft gegangen. Viele Menschen hatten sie gelesen und sich heimlich an den dort beschriebenen Scheußlichkeiten erfreut.
Er war dann beim Schreiben gestorben, an diesem Pult. Es hieß, der Teufel persönlich hätte ihn geholt, weil der Autor als Mensch den Bogen überspannt hatte.
Es war Damion Dark egal. Für ihn spielte allein der Erfolg eine Rolle - und der geheimnisvolle Ghostwriter.
Der Teufel sollte diesen Menschen zwar geholt haben, aber wer ihn bat, dem tat er einen Gefallen, wobei Dark nicht einmal wusste, ob es tatsächlich der Teufel gewesen war. Er glaubte an einen Dämon, dessen Fratze er auf der Vorderseite des Pultes sah. In diesen Momenten flehte er die Fratze an.
Dark spürte etwas.
Da kam einiges auf ihn zu. In dem Pult steckte eine geheimnisvolle Kraft, die nicht mehr dort bleiben wollte, weil sie von ihm angerufen worden war.
Sie kam, sie zeigte sich.
Dark hielt den Atem an, als er die Bewegung über dem eingeschnitzten und aufgeklappten Buch sah. Es wirkte wie ein dünner Schleier, der aus dem Holz herausgestiegen war, aber der Schleier verdichtete sich, er nahm eine gewisse Farbe an.
Er wurde heller.
So hell wie ein Geist oder wie weißer Nebel, der über einer Flussniederung waberte.
Der Geist stieg höher, und über die Lippen im angespannten Gesicht des Autors legte sich ein erleichtertes Lächeln.
Er hatte es geschafft, er war da, sein Ghostwriter kehrte zurück. Wie damals, als er seinen großen Erfolgsroman schrieb, der von der Hölle in ihm erzählte.
Alle anderen Geschichten hatten sich an den Erfolg angehängt, und jetzt sollte ihm der Geist helfen, seine Feinde zu vernichten. Er musste diesen Sinclair beiseite schaffen, alles andere war unwichtig geworden, selbst Darks schriftstellerische Arbeit.
Das Schemen drückte sich lautlos in die Höhe, und auch Dark stand auf. Er spürte, dass sich die Umgebung verändert hatte. Die Kraft einer anderen Welt war in die Realität eingedrungen, und er wusste auch, was gleich geschehen würde.
Nicht der Geist würde seine Hand führen, wenn er sich an das Pult stellte und schrieb, nein, er würde die Sache selbst in die Hand nehmen, wenn er sich materialisiert hatte.
Etwas Unheimliches und Unbegreifliches geschah hinter dem Pult, wo der Geist noch schwebte.
Schon veränderten sich die Umrisse. Sie drückten sich zusammen, sie wollten eine Gestalt bilden, doch sie schafften es nicht. Dark hörte einen gequälten Schrei, der wie ein Sirenenklang an seine Ohren drang. So etwas hatte er noch nie erlebt, deshalb zeigte er diese Irritation. Er ging einen Schritt zurück.
Etwas stimmte nicht.
Der Geist bewegte sich hinter dem Pult. Innerhalb des Ektoplasmas zeichnete sich plötzlich ein Gesicht ab. Nur für einen Moment, dann verging es wieder.
Die Beschwörung hat nicht geklappt!
Es war zwar schlimm, doch er konnte daran nichts ändern. Es gab einfach kein Zurück mehr. Er musste einen anderen Weg beschreiten, wenn er Erfolg haben wollte.
Damion Dark zeigte sich sehr verunsichert. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, und er dachte auch über die Gründe nach, wie es zu dieser Situation gekommen war.
Da gab es eigentlich nur eine Erklärung. Innerhalb des Hauses hatte sich eine Gegenkraft aufgebaut, die den Ghostwriter daran hinderte, sich zu materialisieren.
Diese Kraft trug auch einen Namen. Sinclair!
Der Mann mit dem Kreuz, das gleichzeitig eine Waffe war und bis in den Keller hineinstrahlte.
Was sollte er tun?
Aufgeben wollte Dark nicht. Das hatte er noch nie getan. Es gab möglicherweise noch eine Chance.
Er musste es schaffen, sich mit dem Geist des verstorbenen Schriftstellers zu verbünden.
Das war neu für ihn, es gab auch keine Garantie, dass es klappte, aber er sah keine andere Möglichkeit.
Damion Dark setzte sich in Bewegung. Es war der schwerste Gang seines bisherigen Lebens. Alles konnte falsch sein, aber dieses Risiko musste er in Kauf nehmen.
Hinter dem Pult bewegte
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