0723 - Der Teufels-Autor
aus einer anderen Welt, der Atem des Bösen, und über seine Lippen huschte ein wissendes und geheimnisvolles Lächeln.
Seine Augen zeigten einen harten Glanz. Der Wille, einen Sieg zu erringen, stand darin.
Auch hier schaltete er das Licht ein.
Da stand das Pult!
Leer und nur mit der Kerze darauf, dem Federkiel, der aus dem Tintenfass ragte, und dem Anfang seines neuen Romans. Er hatte bereits neun Seiten geschrieben. Die Sätze waren ihm nur so aus der Feder geflossen, und das alles mit einer Schrift, die aussah, als hätte der Federkiel blutige Worte auf das Papier gekritzelt.
Er war allein, und er war es trotzdem nicht. Dark spürte genau, dass sich auch hier unten etwas getan hatte. Die Ereignisse in der Halle hatten auch hier gewisse Dinge aufgewühlt, die bisher verborgen gewesen waren.
Er blieb vor dem Pult stehen, schaute zuerst zur Decke, die von einem blauschwarzen Schatten verborgen wurde, denn bis dorthin reichte das Licht nicht.
Der Boden bestand aus grauen Steinen. Sie waren unregelmäßig verlegt worden und auch nicht ganz glatt. Dark musste seine Füße schon anheben, wenn er ging.
Um das Pult schritt er herum.
Es stand dort wie ein Fels in der Brandung. Völlig allein, irgendwie verloren in diesem gewaltigen Gewölbe. Das alles interessierte ihn nicht, es kam nur darauf an, dass er es schaffte, einen Schutzwall aufzubauen, und da musste ihm jemand helfen.
Er lehnte sich vor, schaute auf die Fläche und stützte dann die beiden Ellbogen links und rechts neben das Manuskript. Aus seiner Nase drang der Atem als leises Schnaufen, der gegen das Manuskript wehte und die Blätter leicht bewegte.
Er brauchte eine leere Seite.
Gelassen blätterte er um.
Dann schaute er auf das jungfräuliche weiße Papier. Mit einer Hand schabte er über seinen Bart, mit der anderen holte er den Federkiel aus dem Tintenfass.
Er zitterte innerlich, er hoffte, dass er nicht im Stich gelassen wurde. Heute war es wichtiger denn je. Heute brauchte er die Eingebungen nicht, heute musste man ihm die Lösung präsentieren, sonst war alles aus. Er würde auch keine Angst mehr vor den Gestalten aus, seinen Geschichten haben, denn Dark wusste nun, dass dieser Weg, den er eingeschlagen hatte, in eben diese Richtung führte.
Ghostwriter!
Oft genug wurde davon gesprochen. Viele Prominente besaßen ihn, wenn es darum ging, ihre Erlebnisse und Memoiren schreiben zu lassen. Aber er, der Schriftsteller Damion Dark, hatte tatsächlich einen Ghostwriter, seine Muse, seinen Ideengeber.
Ghostwriter und mehr…
Er legte alles zurecht. Er zündete die Kerze an, deckte sie dann wieder mit der runden Glashaube ab, verließ seinen Platz am Pult und schaltete an der Tür das Licht aus.
Schattenlos fiel die Finsternis über das Gewölbe. Nur eine Stelle erreichte sie nicht.
Den Platz über dem Pult.
Im Schein der Kerze sah die Kugel aus, als würde die über dem Pult schweben. Die Flamme bewegte sich nicht. Kein Windhauch berührte sie, sie stand wie eine Eins.
Ihr Schein erreichte auch das Manuskript, auf dessen Mitte der Federkiel seinen Platz gefunden hatte. Er lag genau in der Lücke zwischen den beiden Seiten.
Damion Dark setzte sich in Bewegung und ging mit langsamen, aber zielsicheren Schritten auf das Pult zu. Davor stoppte er und bückte sich. Er schaute direkt in die Schnitzereien hinein. Nur sehr schwach waren sie zu erkennen, und die Fratze sah in diesem Licht noch scheußlicher aus als normal. Er starrte sie an, er bewegte seine Lippen, denn er wollte und musste mit ihr reden.
Sie hatte für ihn eine ungeheure Bedeutung. Sie war der Schrecken einer anderen Dimension, sie stellte deren Herrscher dar, und sie hatte für seinen Erfolg gesorgt.
Er kniete sich auf den Boden.
In Kopfhöhe befand sich die hässliche Fratze, darunter zeichnete sich das Buch ab.
Dark begann zu reden.
Es waren flüsternde Worte, die er der Fratze aus dem Buch entgegenschickte. Seine Stimme hatte dabei einen bestimmten Tonfall angenommen. Er klang irgendwie bittend, gleichzeitig auch aggressiv und steckte voller Hass auf diejenigen, die ihm etwas antun wollten.
Er redete nicht in der normalen Sprache, sondern in einer, die aus großen Tiefen kam, aus kehligen Lauten zu bestehen schien, die sich zu Worten formierten.
Es war eine Beschwörung!
Und Dark merkte, dass er Erfolg hatte. Er glaubte, auf den Seiten des geschnitzten Buches Bewegungen zu sehen, was ihm wiederum nicht fremd war, das kannte er sehr gut.
Er erinnerte sich daran, als
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