0725 - Das Krakenmonster

fragte er sich plötzlich. Habe ich völlig den Verstand verloren?
    Er brauchte doch gar nicht so tief hinab!
    Wenn er mit seinem Versuch, den Kraken herbeizurufen, Erfolg hatte, konnte er das doch ebenso gut von der Wasseroberfläche aus tun! Schließlich waren die drei Fischer doch auch da oben überfallen worden und nicht in der Wassertiefe!
    »Scheiße!«, murmelte er. »Welcher Teufel hat mich geritten, zu tauchen, und wieso hat von den anderen keiner gemerkt, was das für eine Schnapsidee ist?«
    Er verstand sich und sein Verhalten nicht mehr. Sonst stellte er sich doch nicht so dumm an! Hier aber riskierte er sein Leben, obgleich dafür überhaupt keine Notwendigkeit bestand!
    Ich muss wieder nach oben!, beschloss er.
    Er bewegte sich wieder nach oben. Hoffentlich bin ich nicht zu weit von der Yacht weg!
    Im nächsten Moment fühlte er, wie sein Amulett sich erwärmte und zu vibrieren begann.
    Das Signal war eindeutig.
    Eine dämonische Präsenz befand sich ganz in seiner Nähe!
    ***
    »Ich weiß nicht, ob das gut geht«, sagte April leise. Sie stand an der Reling und sah über das Wasser. »Irgendwas ist hier nicht richtig.«
    »Und was?«, fragte Nicole.
    »Warum muss er tauchen? Wieso sendet er das Lock-Signal nicht einfach von hier oben aus? Für die Magie spielt es doch keine Rolle!«
    Nicole schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Du hast recht. Wir waren Idioten. Wieso hat keiner von uns daran gedacht? Er muss zurückkehren, sofort! Das ist eine Falle!«
    »Eine Falle?«, wunderte sich April. »Wie…?«
    »Wir sind doch alle sonst nicht so blöde!«, sagte Nicole. »Diesmal haben wir uns aber angestellt wie die ersten Menschen. Irgendetwas, was da unten lauert, hat uns beeinflusst.«
    »Und wie? Ich denke, Zamorra und du seid nicht zu beeinflussen, wegen eurer mentalen Sperren.«
    »Das«, sagte Nicole verdrossen, »habe ich bis jetzt auch immer gedacht. Lass mich mal einen Moment in Ruhe, bitte. Ich versuche, ihn telepathisch zu erreichen. Er muss sofort zurückkommen.«
    Aber sie erhielt keinen Kontakt!
    Sie konnte Zamorra nicht erreichen!
    »Verdammt«, flüsterte sie, als sie schließlich wieder aufgab, nach Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorgekommen war.
    »Und was jetzt?«, fragte April leise.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Nicole. »Es kann sein, dass der Kontakt wegen meines Handicaps nicht zu Stande kommt - weil ich ihn nicht direkt sehe. Aber ich dachte, das sei in diesem Fall doch anders.«
    »Glaubst du, dass er in Gefahr ist?«
    Nicole wandte sich zu ihrer Freundin um.
    »Kannst du die SEASTAR tauchen und nach ihm suchen lassen?«
    April Hedgeson nickte. »Aber zuerst versuchen wir mit dem Sonar, ihn zu finden«, sagte sie.
    Nicole brauchte keine Telepathie, um zu wissen, was April dachte, aber nicht aussprach: Wenn das Sonar eine ungewöhnliche, starke Geräuschkulisse anzeigt, kämpft Zamorra bereits gegen den Kraken!
    ***
    Zamorra versetzte sich in Drehung. Der Lichtstrahl seiner Lampe tastete nach einem anderen Körper. Aber entweder war die dämonische Präsenz noch zu weit entfernt, oder sie entzog sich dem normalen Sehen.
    Kein Dämon der Hölle, hatte Vassago behauptet.
    Aber es musste ein Schwarzblütiger sein, sonst würde das Amulett nicht ansprechen. Der Lockruf hatte also funktioniert. Das Vieh kam, um nach dem Köder zu schnappen.
    Und von diesem Moment an wusste Zamorra, dass es sich definitiv nicht um Siebenauge handelte! Denn der hatte keine schwarzmagische Aura besessen, niemals!
    Also doch ein mörderisches Ungeheuer! Und er befand sich hier in der Tiefe, kam nicht schnell genug wieder nach oben. Gut, er hatte die Konfrontation gewollt, aber seit dem Moment, in welchem ihm klar wurde, wie unsinnig er sich verhielt, fürchtete er die Begegnung.
    Er konnte das Monster nirgendwo entdecken. Es befand sich immer noch außerhalb seiner Sichtweite. Aber er spürte, dass es sehr schnell näher kam. Je stärker sein Amulett sich erwärmte und vibrierte, um so geringer war die Distanz!
    Und sie schrumpfte erschreckend schnell!
    Er versuchte, schneller nach oben zu kommen, aber er musste dabei auch äußerst vorsichtig bleiben. Er war nicht firm genug, was das Tauchen anging, um sagen zu können, wie gefährlich es für ihn war, aus vierzig Metern Tiefe schnell aufzusteigen. Da er relativ langsam abwärts gegangen war, hatte er mit den Druckveränderungen keine Probleme gehabt.
    »Du bist ein Narr«, schalt er sich selbst.
    Bekam Nicole nichts von dem mit, was er