0726 - Halias Höllenreiter
Kommando? Was soll dieser Auftritt?«
»Sind Sie Gol Masref?«, fragte die Polizistin zurück. »Ich bin Inspector Asha Devi von der indischen Demon Police. Wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie in Ihren Geschäftsräumen einen schwarzmagischen Gegenstand verbergen.«
Der Teppichhändler fixierte die Uniformierte, als ob sie den Verstand verloren hätte.
Wie viele andere Inder aus der oberen Gesellschaftsschicht war Gol Masref in England zur Schule gegangen. Er hatte zwar beruflich dauernd mit Kunstwerken zu tun, die Götter und Dämonen seiner indischen Heimat darstellten. Doch persönlich glaubte Masref nicht an so etwas.
Außerdem hatte er noch nie von einer Demon Police, Dämonenpolizei, gehört. Mit wachsendem Misstrauen erblickte Masref nun den Ärmelaufnäher auf der Uniformbluse dieser Person.
Dort stand wirklich Demon Police geschrieben, auf Englisch und Hindi. Außerdem war der Gott Brahma abgebildet, der auf einer Lotusblüte saß.
»Was soll dieser Unfug, Inspector Devi? Ich protestiere! Ich…«
Weiter kam der Teppichhändler nicht.
Die Polizeiinspektorin packte ihn am Revers und zog ihn zu sich heran.
Masref erschrak.
Einerseits war er von der Kraft überrascht, mit der diese schlanke Frau ihn gegriffen hatte.
Aber noch mehr beeindruckte ihn ihre Entschlossenheit, die er nun auf ihrem Gesicht erkannte.
Es war eigentlich ein wunderschönes Gesicht, mit leuchtenden dunkelbraunen Augen, kleiner Nase und sinnlichen roten Lippen.
Doch diese Lippen waren nun von Abscheu verzerrt, als Asha Devi das Wort ergriff.
»Unfug, sagen Sie? Nennen Sie es Unfug, wenn einem Menschen bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen wird? Diese Dämonen sind gefährlich - und ich lasse mich nicht von einem Teppichbetrüger wie Ihnen daran hindern, die Schwarzblüter zu vernichten!«
Sie ließ Masref so abrupt los, dass dieser zurücktaumelte.
Einer der Polizisten kam herangestiefelt und machte zackig Meldung.
»Dämonische Aktivität nachweisbar, Madam! Allerdings keine Spur von der Halia-Statue!«
»Danke, Sergeant.«
Asha Devi hakte ihre Daumen in ihr Koppel. Mit einem Unheil verkündenden Blick starrte sie Masref an.
»Ich protestiere gegen diese Behandlung!«, versuchte es der Geschäftsinhaber noch einmal. »Ich habe einflussreiche Freunde in der Regierung !«
»Wer's glaubt, wird selig«, knurrte die Inspektorin. »Und nun Schluss mit der Märchenstunde. Ich will wissen, wo diese Halia-Statue abgeblieben ist!«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen! Ich…«
»Hauen Sie ihm doch eine runter, Madam!«, raunte der Polizist seiner Vorgesetzten zu. »Unser Zauberpulver hat eindeutige Hinweise auf dämonische Aktivität hervorgebracht!«
»Gute Idee, Sergeant Danu.«
Asha Devi ballte die rechte Faust.
Da erschien eine junge Frau im Sari auf der Bildfläche. Sie hatte die Szene aus einiger Entfernung mit wachsender Panik beobachtet.
»Ich habe eine Statue verkauft, erst gestern. Sie stellt eine Tempeltänzerin dar, die zu Ehren Kalis tanzt.«
»Bei Brahma und Vishnu! Das ist die Halia-Statue!«
Asha Devi ließ ihre Faust nicht gegen Masrefs Kinn, sondern in ihre geöffnete linke Handfläche krachen.
»Und wir waren so nahe dran! Wer hat diesen dämonischen Metallklumpen haben wollen?«
»Eine Europäerin, aus Frankreich«, sagte Masrefs Assistentin schnell. Sie hatte gemerkt, dass mit Asha Devi nicht gut Kirschen essen war. »Wir haben die Adresse, weil die Lady und ihr Begleiter auch einige Teppiche gekauft haben. Sie werden Ihnen per Luftfracht hinterher geschickt.«
»Dann«, seufzte Asha Devi, »muss ich wohl mal wieder eine Dienstreise beantragen.«
***
Château Montagne, Loire-Tal, Frankreich
Fooly gähnte.
Der Jungdrache langweilte sich. Er ließ die Blicke seiner Telleraugen umherschweifen.
In letzter Zeit war einiges passiert.
Da war diese Sache mit dem Eiswind der Zeit gewesen, der aus der Spiegelwelt herüberwehte. Da war der Überfall dieser wilden Horde von Kobolden, die Fooly entführt hatten, um ihn in einen großen Kochtopf zu stecken… Da war der Supervampir Kuang-shi, der irgendwo in Amerika sein Unwesen trieb und Professor Zamorra das Leben schwer zu machen drohte. So richtig schienen die beiden sich noch nicht begegnet zu sein, und Fooly begriff die Zusammenhänge in diesem Fall auch nicht vollständig, weil der Chef zu wenig darüber redete. Dabei musste er doch wissen, dass Fooly sein Glücksdrache war, dem er sich anvertrauen konnte. Aber so waren die Menschen eben,
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