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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht einmal Nacht, erst Abend. Im späten November wurde es sehr früh dunkel. Trudi liebte diese Zeit, denn sie sah sie als die Zeit des Erwachens an.
    Wann reagierte die andere?
    Würde sie überhaupt etwas tun?
    War es nicht zu früh? Hätte sie nicht noch ein oder zwei Tage warten sollen?
    Trudi spürte, daß diese Fragen sie nervös machten. Sie wollte daran nicht mehr denken, alles mußte anders sein, sonst hätten ihre Vorbereitungen keinen Sinn mehr ergeben.
    Sie tat es.
    Ja, sie rief den Namen.
    Und ihre Stimme klang wie ein Schrei, der gegen die Wände brandete und als vielfaches Echo von dort zurückgeworfen wurde.
    »Diablita…!«
    ***
    Aus den Augen des steinernen Zwergs strahlten mir Tod und Haß entgegen. Es war eine Brücke der negativen Gefühle, die er da aufgebaut hatte, und ich spürte die tödliche Gefahr wie ein innerliches Beben, das jede Phase meines Körpers erfaßt hatte.
    Obwohl mein Gegner ein Zwerg war, befanden sich unsere Gesichter in gleicher Höhe, denn die kleine Gestalt stand auf einem Felspodest im Zwergengarten.
    In der Nähe hörte ich meinen Begleiter, Karl Lechner, den Bürgermeister von Glatsch, laut und heftig atmen. Ich konnte seine Furcht verstehen. Er war zum erstenmal mit diesen unerklärlichen und auch fürchterlichen Gegebenheiten konfrontiert worden, und dabei war es ihm nur darum gegangen, seine Trudi zu finden. Er hatte sich mir angeschlossen und nicht ahnen können, daß ihn dieser Weg in eine spezielle Hölle führte.
    Das war auch mir erst später klargeworden. Nun steckten wir beide in deren Zentrum.
    Ich kannte den Zwerg.
    Ich hatte ihn sogar noch als normalen erwachsenen Menschen erlebt. Er hieß Savini. In meinem Beisein war er von einem hinterrücks abgefeuerten Pfeil getroffen worden, und dieser Treffer hatte ihn zu dem gemacht, was er nun war.
    Mordlust in den Augen, keine anderen Gefühle mehr, und meine Hand näherte sich seinem Gesicht.
    Ich wollte ihn anfassen, ihn zurückdrücken, ihn zwingen, zum Reden bringen, wenn möglich und…
    »Vorsicht, Sinclair!«
    Der Bürgermeister hatte mich gewarnt. Ich wußte nicht vor wem, aber ich hörte das Poltern.
    Es erklang irgendwo über mir, wo die Felswand nicht mehr die terrassenförmigen Einschnitte zeigte, sondern sich normal in die Höhe schob und somit das Ende des Zwergengartens oder Friedhofs markierte.
    Etwas hatte sich aus der Höhe gelöst. Es war ein Schatten, doch Schatten sind leise, sie poltern nicht. Das tun aber Felsblöcke auf dem Weg nach unten.
    Der Bürgermeister war fluchend in Deckung gegangen, und auch für mich wurde es Zeit, denn das Poltern nahm an Lautstärke zu, ein Zeichen, wie nahe mir der Felsblock schon war.
    Es war nicht so einfach, auf dieser Terrasse Deckung zu finden. Wenn ich mich nach hinten warf, fiel ich in die Tiefe. Zudem war der Sims ziemlich schmal, so daß er meine Bewegungsfreiheit zusätzlich einengte. Es blieb mir noch eine Chance. Ich mußte nach vorn und mich so eng wie möglich gegen den Fels pressen..
    Dicht neben dem Zwerg mit den haßerfüllten Augen drückte ich mich dagegen. Ich erkannte noch das böse Grinsen, dann steigerte sich das Poltern über mir zu einem Donnern, als würden zehn Drummer zugleich auf ihre Trommeln schlagen.
    Der Schatten war da, der Schatten raste an mir vorbei.
    Genau in dem Augenblick schloß ich für einen Moment die Augen. Wenn er mich zu packen bekam, wollte ich es wenigstens nicht sehen.
    Er packte mich nicht.
    Der Brocken raste vorbei. Ich hörte noch, wie er aufschlug, öffnete die Augen und sah den tanzenden Gegenstand in der Tiefe des Gartens verschwinden.
    Auf seinem Weg nahm er mit, was er mitnehmen konnte. Bisher hatten die Zwerge an verschiedenen Stellen des Gartens verteilt gestanden, sich nicht bewegt, als wir das Gelände betreten hatten, doch dem nach unten rasenden Fels hatten sie nichts entgegenzusetzen.
    Einige von ihnen wurden erwischt. Da ich relativ hoch stand und deshalb einen guten Überblick besaß, bekam ich das alles sehr gut mit, als wäre die Szene ausgerechnet für mich allein geschaffen worden. Von Karl Lechner sah ich nichts mehr.
    Wer getroffen wurde, hatte keine Chance. Der Felsbrocken besaß eine immense Kraft. Er schleuderte die Zwerge um, er riß sie mit, er zermalmte und zerstörte sie, und er zerhämmerte auch einen Teil der Umgebung mit rücksichtsloser Gewalt.
    Ein von Zerstörungswut besessener Gegenstand raste weiter, wühlte Staub und kleine Gesteinswolken in die Höhe, bis er aus

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