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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Vorrichtung sorgte dafür, dass die Lade nicht herunterkippen konnte.
    Der Tote war nur einfach hineingeworfen worden. Sein Körper war verdreht.
    Victor missbilligte es, wenn nicht anständig gearbeitet wurde. Das war unordentlich gemacht. Er griff in den Schub, zog und zerrte an den Gliedern.
    Doch der Mann war ihm zu schwer. Seufzend gab Victor auf. Aber der Kopf des Hingerichteten hatte sich gelöst und selbstständig gemacht. Er kullerte an der Schulter vorbei, den Beinen zu.
    Victor fing ihn auf und legte ihn auf seinen alten Platz über dem Stumpf des Halses. Man hätte ihm wenigstens die Augen zudrücken können, dachte Victor Lagorge.
    Er versuchte es. Aber die Leichenstarre war schon zu weit fortgeschritten. Die Kühlung hatte ihr übriges getan. Victor wollte die Leiche nicht beschädigen.
    Bedächtig schob er die Lade wieder zu.
    Dann löschte er das Licht wieder und ging hinüber in sein gemütliches Zimmer.
    Die Stahltür ließ er offen.
    Im Gehen glaubte er noch ein leicht schmatzendes Geräusch gehört zu haben. Er maß ihm keine besondere Bedeutung bei. Das Leichendepot war voll von sonderbaren Geräuschen.
    Er hatte sich gerade gesetzt, als Gaston, der Nachtwächter, hereinkam. Victor mochte Gaston nicht, weil er ihn immer aufzog und auslachte. Dieser rohe Mensch hatte überhaupt kein Gefühl für die Schönheiten und Annehmlichkeiten seines, Victors, Berufs.
    »Na, du Totengräber?«, störte der hochgewachsene Mann mit dem ausladenden Bauch Victor in seiner Ruhe.
    »Du sollst mich nicht andauernd Totengräber nennen, Gaston. Ich bin keiner.«
    »Ist ja schon gut, Leichenbruder. War ja nicht so gemeint. Ich wollte nicht an deiner empfindlichen Seele kratzen. Ist alles in Ordnung bei dir?«
    »Hier ist immer alles in Ordnung«, antwortete Victor selbstgefällig. »Ich bin ja hier.«
    »Dann pass mal gut auf, dass niemand von deinen Freunden davonläuft. Ich frage mich nur, warum man überhaupt jemanden braucht hier während der Nacht.«
    »Aus Pietätgründen«, sagte Victor.
    Gaston lachte polternd auf. »Pietät? Gibt es denn so was hier? Wenn du hörst, wie sich die Medizinstudenten untereinander über ihre Arbeit in der Anatomie unterhalten, könnte auch eine abgebrühte Natur das Grausen bekommen. Weißt du noch, wie einer der Studiosi einen Kopf mitgenommen hat und ihn in der Metro stehen ließ?« Gaston lachte lauter.
    Victors Miene verschloss sich. »Ich konnte nichts dafür. Der Diebstahl passierte nicht in meiner Schicht.«
    »Weiß ich doch, alter Knabe. Niemand macht dir einen Vorwurf daraus.«
    »Warum störst du mich dann noch länger? Du weißt genau, dass ich meine Listen auf den neuen Stand bringen muss. Wir haben nur mehr vierzehn Hände.«
    »Dann will ich dich beim Zählen nicht länger stören. Ich schaue später wieder vorbei.«
    Der Nachtwächter zog die Tür wieder ins Schloss. Er ging nie ganz in das Depot. Immer blieb er an der Tür stehen und hänselte den alten Victor von dort aus.
    Victor Lagorge wartete, bis die Schritte Gastons verklungen waren, und holte seine abgewetzte Aktentasche auf den Tisch. Behutsam holte er seine in Pergamentpapier eingewickelten Butterbrote heraus. Für heute hatte er sich Leberpastete auf die Brote geschmiert. Die mochte er besonders gern.
    Herzhaft biss er hinein und aß mit Genuss. Nicht ein Krümel blieb übrig.
    In einer Thermosflasche bewahrte er sein kleines Geheimnis auf. Jedermann nahm an, er würde sich darin Tee mitbringen.
    Victor schnupperte genüsslich am offenen Verschluss. Er liebte Rotwein über alles. Doch er übertrieb das Trinken nicht. Jede Nacht drei Gläschen. Das reichte ihm.
    Er setzte die Thermosflasche ab und rülpste laut.
    Ein kalter Luftzug streifte seine Beine. Automatisch sah Victor zum Kühlraum hinüber.
    »Hab ich doch glatt vergessen, die Tür zu schließen«, sagte er zu sich selbst und erhob sich.
    Wieso kann es hier Zugluft geben? dachte er noch. Dann war er an der Tür. Er machte das Licht noch einmal an. Hatte er versehentlich die Klimaanlage eingeschaltet?
    Und das Fach mit dem Massenmörder! Es war offen! Und dabei wusste Victor ganz genau, dass er es wieder geschlossen hatte.
    Plötzlich kam die Hand über den Rand der grau gestrichenen Blechkiste. Sie war blutverkrustet und die Finger gespreizt.
    Langsam schlossen sie sich um den Rand des Kastens. Eine Gestalt tauchte hoch.
    Der Kopf saß nicht richtig auf dem Rumpf. Er war seltsam verdreht. Die wulstigen Lippen waren zu einem grässlichen Lächeln

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