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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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jeder Spur nachgehen, auch wenn sie noch so wenig viel versprechend erscheint.«
    »Also beschäftigen wir uns doch mit derselben Sache. Sie sind in den Akten darauf gestoßen, dass Dumarche Dämonen verehrte?«
    »So genau wusste ich das bisher nicht.
    Deshalb habe ich Sie angerufen. Aus den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen geht nur hervor, dass sich Dumarche mit Okkultismus beschäftigt und angeblich einer geheimen Sekte angehört hat. Sie wissen bestimmt mehr darüber. Ich nehme an, dass Sie mit dem Mandanten auch darüber gesprochen haben.«
    »Das habe ich versucht, doch die Gespräche waren nicht sehr ergiebig. Dumarche wollte nichts darüber sagen.«
    »Aber mehr als ich wissen Sie doch bestimmt.«
    »Das ist leicht möglich.«
    »Ich möchte ja nicht unverschämt sein, aber würde es Ihnen sehr viel ausmachen, mich noch heute Abend zu besuchen? Sie wohnen doch nur einige Häuserblocks weiter.«
    »Es macht mir nichts aus. Ich kann in zehn Minuten bei Ihnen sein. Vielleicht kommt doch etwas dabei heraus, wenn wir unser gemeinsames Problem auch gemeinsam diskutieren. Nicht nur vier Augen sehen mehr als zwei, auch zwei Gehirne können besser denken als ein einziges. In zehn Minuten also?«
    »Ich werde eine Flasche Burgunder vorbereiten.«
    Richter Gautier legte auf. Er verließ den anheimelnden Lichtkreis seiner Schreibtischlampe und schlurfte über den dicken Perserteppich, der die Behaglichkeit seines Zimmers noch erhöhte. Er hatte es nicht sehr eilig. Bis Copernic unten klingelte, würde er längst wieder zurück sein.
    Richter Gautier lebte allein in seinem vom Vater ererbten Haus. Er hatte nie den Drang in sich gefühlt, eine Familie zu gründen. Und Babette, die Haushälterin, kam nur tagsüber, um Ordnung zu schaffen.
    Raoul Gautier stieg die ächzenden Treppen hinab. Er hatte gerade den Flur erreicht, als es draußen klingelte.
    Nanu? dachte er. Copernic kann doch noch gar nicht da sein? Er schaute auf die Uhr.
    Erst zwei Minuten waren vergangen, seit er den Hörer aufgelegt hatte.
    Es klingelte nochmals.
    Der weißhaarige Richter ging kopfschüttelnd zur Tür und hielt sein rechtes Auge an den Türspion, während seine Hand nach dem Lichtschalter tastete.
    Die Lampe vor dem Haus flammte auf.
    Richter Gautier stieß einen erstickten Schrei aus. Sein Verstand wollte nicht glauben, was seine Augen sahen, aber der Mann vor seiner Haustür war unzweifelhaft Leon Dumarche.
    Und dieser Mann ballte seine schaufelförmigen Mörderhände zu einer Faust. Leer glotzten seine weißen Augen.
    Dann krachte dröhnend der erste gewaltige Schlag gegen die Eiche der Türfüllung.
    Richter Gautier sah ganz deutlich das Skalpell, das der Mörder zwischen seinen gelben Zähnen hielt.
    ***
    Auch Rechtsanwalt Roland Copernic war weit davon entfernt gewesen, einschlafen zu können. Seine Gedanken liefen im Kreis. Und in der Mitte dieses Kreises stand der Massenmörder Leon Dumarche.
    Sein Verhalten hatte alle nur denkbaren Verhaltensnormen gesprengt. Es ist unmöglich, dass der Mensch angesichts des Todes keine Angst verspürt. Das ist wider die Natur, wider den Überlebenswillen, den jeder Mensch schon mit der Erbmasse eingeprägt bekommt. Dumarche musste verrückt gewesen sein.
    Vermutlich war auch Richter Gautier zu diesem Schluss gekommen, und sein Gewissen fand keine Ruhe mehr.
    Copernic hielt das für den eigentlichen Grund für diesen nächtlichen Anruf, der ihn zu so später Stunde noch auf die verlassenen Straßen trieb.
    Nasskalt pfiff der Wind, brachte die Blätter der Pappeln zum Rascheln, bog ihre schlanken Stämme nach seinem Willen. Feine Tropfen geißelten das Gesicht des Anwalts.
    Copernic schlug seinen Mantelkragen hoch und senkte den Kopf. Die Fäuste vergrub er tief in den Taschen seines hellen Übergangsmantels. Für die Jahreszeit war es viel zu kalt.
    Zum Glück war es bis zum Haus Gautiers nicht allzu weit. Es lag in der Rue Fontainbleu. Nummer 40, wenn er nicht irrte. Fünf Minuten vielleicht noch. Fünf Minuten durch regennasse Straßen, über denen das Licht der Peitschenlampen gegen die nachtschwarze undurchdringliche Dunkelheit ankämpfte.
    Ja, er hatte sich mit Dumarche über seine Angehörigkeit zu einer Sekte unterhalten. Das heißt: Er hatte sich mit ihm darüber unterhalten wollen. Dumarche hatte sich in Ausflüchte gerettet, sobald das Gespräch darauf kam. Und trotzdem ahnte Copernic mehr als er wusste, dass hier der Faden lag, der später zu der Mordserie seines Mandanten

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