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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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zerfressene Hemd hinunter.
    Roland konnte sich in seinem Mantel nicht genügend frei bewegen. Doch jetzt war keine Zeit mehr, ihn auszuziehen. Es war überhaupt keine Zeit.
    Krachend fuhr die Kette in einem gewaltigen Rundschlag in die Tischplatte und ließ sie zerbersten.
    Zentimeter an Roland vorbei.
    Der Tisch hatte den Schwung der Kette gebremst. Eine kleine Sekunde war gewonnen.
    Roland hechtete los. Gestreckt flog sein Körper an der Hüfte des Rumpfes vorbei, landete neben dem Kopf.
    Mit letzter Anstrengung schlug Roland seine Faust in dieses aufgedunsene, verhasste Gesicht, in das die Grausamkeit und die Mordlust eingefroren waren.
    Der Kopf sprang weiter und landete neben den glimmenden Buchenscheiten.
    Die Haare fingen Feuer, doch sie verbrannten nicht.
    Die wulstigen Lippen verzogen sich, gelbe Zahnstummel schlugen aufeinander, dann klang ein Lachen durch den Raum, das einen frösteln ließ, das einem das Blut stocken ließ. Der Kopf lag im Feuer und lachte.
    »Kleiner Mensch«, kam die Stimme von weit her. »Jetzt bist du dran!«
    Roland lag immer noch am Boden. Er drehte sich auf den Rücken, sah die Tischhälfte, die der Rumpf des Monsters hoch über sich erhoben hatte, zum tödlichen Schlag bereit.
    Gedankenschnell drehte sich Roland.
    Doch nicht schnell genug.
    Die scharfe, aufgesplitterte Kante schnitt tief in seinen Unterarm. Der Schmerz war höllisch.
    Muskeln und Sehnen waren zerfetzt worden. Blut tränkte den Mantelärmel. Es sah aus, als wäre der Arm halb abgetrennt.
    Das Fläschchen, das die Hand fest umschlossen gehabt hatte, entfuhr den kraftlosen Fingern, sprang hoch und zerschellte mit leisem Klirren am Ziegel vor der Kaminbrüstung.
    Einige Tropfen der Flüssigkeit spritzten auch über das Haupt des Dämons.
    Jetzt verbrannten die Haare.
    Der Mund des Kopfes öffnete sich.
    Ein Schrei, der nichts Menschliches mehr an sich hatte, brach hervor. So schreien die Tiere, wenn ihnen im Schlachthof das Messer des Kopfschlächters in die Kehle fährt.
    Und dieser Schrei wollte nicht enden, fraß sich für immer in die Erinnerungen Roland Copernics. Nie mehr würde er es vergessen können, wie der Kopf des Monsters sich langsam auflöste, ein Raub der Flammen wurde, und wie der Körper in sich zusammenfiel.
    Schwarzer beißender Qualm durchzog das Zimmer, strömte dem Fenster zu, verging in der Nachtluft.
    Übrig blieben bleiche Knochen und ein Totenschädel, die ebenfalls bald zerbröckelten und zu Asche zerfielen.
    Dann erst verlor Roland Copernic das Bewusstsein.
    ***
    »So ein Glück möchte ich auch einmal haben«, sagte Kommissar Breton grinsend, als er Roland im Krankenhaus besuchte. »Der Arm war fast abgehackt, und jetzt können Sie die Finger wieder bewegen.«
    »Sie übertreiben«, meinte Roland. Er lag noch etwas bleich in seinen Kissen. »Es wurde nur der Muskel zerschnitten. Der Knochen ist heil geblieben.«
    »Gut, dass Sie keinen Beruf haben, in dem Sie mit den Händen arbeiten müssen.«
    »Sie haben heute Ihren spaßigen Tag, stimmt’s?«
    »Ich freue mich nur, dass Sie es so gut überstanden haben. Wirklich.«
    Verlegen holte Kommissar Breton einen Blumenstrauß hinter dem Rücken hervor.
    »Ich habe mir nie gedacht, dass ich einem Mann jemals Blumen schenken würde.«
    »Sehen Sie, wie die Rührung aus meinen Augen träufelt?«
    Die beiden Männer schauten sich einen Augenblick lang an. Roland wusste inzwischen, dass er dem Kommissar sehr vieles zu verdanken hatte. Der Rocker hatte von der nächsten Telefonzelle aus die Polizei alarmiert. Entgegen seinen Pflichten hatte Breton den Tatort sofort wieder verlassen, nachdem er gesehen hatte, was mit dem Arm des Anwalts passiert war. Er hatte den Bewusstlosen hinuntergetragen und sofort in die Klinik gefahren. So konnten die Ärzte in einer dreistündigen Operation den Arm noch retten.
    »Aber jetzt etwas anderes, Breton.«
    »Ich habe nichts dagegen, wenn Sie Pierre zu mir sagen.«
    »Sie wissen, dass ich Roland heiße.« Der Anwalt streckte seine gesunde Hand aus.
    Der Kommissar nahm sie und drückte sie vorsichtig. »Was wolltest du fragen, Roland?«
    »Ich habe andauernd unter Drogen gestanden. Sie gaben mir auch keine Zeitungen, weil sie befürchteten, die Lektüre würde mich zu sehr aufregen. Ich weiß überhaupt nicht, was später noch alles passiert ist.«
    »Es ging ziemlich hektisch zu. Doch diese Madame Colbert – ein äußerst hübsches Frauenzimmer übrigens – war wieder aus ihrer Ohnmacht erwacht und hatte den Rest

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