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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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seinen diabolischen Kern gestoßen, der in jedem Menschen steckt, mehr oder weniger verborgen.
    Doch als er jetzt mit der Wirklichkeit eines derartigen Verbrechens konfrontiert worden war, waren die wohligen Schauer seiner Jugend weggeblieben, waren nacktem Entsetzen gewichen.
    Er hatte gehofft, dass die Geschworenen Leon Dumarche unumschränkt schuldig sprechen würden. Seiner Meinung nach hatte dieser vertierte Mensch die härteste Strafe verdient, die er als Richter aussprechen konnte.
    Er hatte das Urteil in satter Zufriedenheit gesprochen, in der Gewissheit, der Gerechtigkeit auf diese Art und Weise Genüge getan zu haben.
    Sicher – Rechtsanwalt Copernic hatte darauf plädiert, dass sein Mandant verrückt sei, und die Einweisung in eine geschlossene Anstalt gefordert. Zeitweise hatte es auch so ausgesehen, als würde er mit seiner Forderung durchkommen. Er hatte zumindest den größten Teil der Geschworenen auf seine Seite gebracht.
    Vermutlich hätte Dumarche nicht zum Tode verurteilt werden können, wenn sich der Angeklagte nicht selbst in diese Lage hineinmanövriert hätte.
    Richter Gautier hatte seine letzten Worte noch im Ohr: »Ich kann es Ihnen nicht verübeln, wenn Sie meinem Rechtsanwalt Glauben schenken. Er meint es gut mit mir. Aber er meint es nicht gut mit der Menschheit. Wenn ich in ein Irrenhaus eingewiesen werde, werde ich die erste Gelegenheit nutzen, um auszubrechen. Und diese Gelegenheit wird sich finden. Dann werde ich weitermorden. Schlimmer noch als vorher!«
    Gautier erinnerte sich genau an das tödliche Schweigen, das daraufhin im Gerichtssaal geherrscht hatte. Dann hatten die Zuhörer zu toben begonnen. Schreiend hatten sie den Kopf des Mörders gefordert, der sich hämisch grinsend auf die Anklagebank zurückgesetzt und bequem die Beine von sich gestreckt hatte.
    Und auch später, als das Todesurteil verkündet war, hatte Dumarche noch etwas sagen dürfen.
    »Meine Damen und Herren«, hatte er verkündet, »Ihr seid vom Regen in die Traufe gekommen. Ich werde so oder so weitermorden!«
    In diesem Augenblick hatte Richter Gautier gewusst, dass Verteidiger Copernic recht gehabt hatte, dass Dumarche verrückt sein musste.
    Doch da war es für eine Revidierung des Urteils schon zu spät gewesen. Das Urteil hatte seinen Lauf genommen.
    Leon Dumarche hatte etwas Diabolisches an sich, ein Element des Bösen, das mit Worten nicht näher zu beschreiben war. Es ging vor allem von seinem Mienenspiel aus, seiner Haltung, von dem, was er sagte. Man fröstelte unwillkürlich, wenn man neben ihm stand.
    Richter Gautier redete sich ein, er brauchte sich wegen des Mörders jetzt keine Sorgen mehr zu machen, aber er machte sich Sorgen. Ein Gefühl, tief in seinem Inneren, sagte ihm, dass diese Sorgen berechtigt waren. Gegen alle Vernunft war das Kapitel Leon Dumarche noch nicht abgeschlossen.
    Der weißhaarige behäbige Mann hatte es sich in seinem Arbeitszimmer bequem gemacht. Seine Füße steckten in warmen Filzpantoffeln. Ruhe hatte er trotzdem keine gefunden. Vor ihm lag die Akte Leon Dumarche.
    Er war auf einige Andeutungen im Lebenslauf des Mörders gestoßen, die im Prozess selbst nicht näher durchleuchtet worden waren. Es hätte den Rahmen gesprengt.
    Danach hatte ein ansonsten weniger wichtiger Zeuge ausgesagt, Dumarche hätte einer Sekte angehört, die einem Dämonenkult huldigte.
    Näher hatte er sich nicht dazu äußern können, und so war man während der weiteren Beweisaufnahme auch nicht mehr darauf zurückgekommen.
    Doch auf einmal interessierte sich Richter Gautier dafür.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, rückte er das Telefon zu sich heran. Die Nummer hatte er in einem kleinen Notizbuch mit schwarzledernem Einband.
    Er wählte.
    Schon beim ersten Klingeln wurde abgehoben.
    »Hier Copernic«, meldete sich die bekannte Stimme des Rechtsanwaltes.
    »Gautier. Könnten Sie noch heute Abend zu mir kommen, Monsieur? Ich möchte mich noch mit Ihnen unterhalten.«
    »Über Dumarche?«
    »Woher wissen Sie...?«
    »Ich habe es mir gedacht. Ich schlage mich mit einigen Problemen herum. Aber ich glaube nicht, dass es die selben wie die Ihren sind. Die Umstände des Todes des Scharfrichters und seines Gehilfen haben mir zu denken gegeben. Ich kann die Erklärung des Kommissars einfach nicht glauben.«
    »Dann geht es Ihnen wie mir. Ich habe die Akten nochmals durchgesehen. Ich persönlich halte auch nichts von den so genannten Phänomen, aber ich denke, in diesem besonderen Fall sollte man

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