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073 - Der Gehenkte von Dartmoor

073 - Der Gehenkte von Dartmoor

Titel: 073 - Der Gehenkte von Dartmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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das
unendliche Moor überwinden. Wir verstehen es einfach nicht mehr.«
    »Und wir
haben andererseits keinen einzigen der Ausbrecher in London aufgespürt«,
erklärte der Chiefinspektor, »und das ist fast noch erstaunlicher. Es sieht so
aus, als existiere eine glänzend organisierte Bande, die bis hinter die Mauern
Ihres Zuchthauses reicht, Colonel, und die die Ausbrecher auf dem kürzesten Weg
ins Ausland schleust. Seit ich vor einer Stunde die unerwartete Ehre hatte, bei
Blitz und Donnerschlag Mr. Sarg aus Soho einen halben Meter von mir entfernt zu
sehen, ist diese Annahme mehr denn je berechtigt, oder ich verspeise einen
Besenstiel.«
    Larry Brent
lächelte.
    »Ich würde
Ihnen empfehlen, Edward, diesen Besenstiel vorsorglich aus Marzipan machen zu
lassen.«
    Higgins sah
ihn überrascht an.
    »Nanu, Larry,
haben Sie etwa eine andere Deutung?«
    »Keine, die
auch nur annähernd spruchreif wäre. Aber einige Handvoll rostiger Sargnägel
haben mich stutzig gemacht. Vielleicht sind die Zusammenhänge ganz anderer Art,
auch was diesen Mr. Sarg angeht.«
    Higgins
seufzte. Dann wandte er sich wieder an den Zuchthausdirektor.
    »Wie wir
erfahren haben, sind alle diese 19 Häftlinge aus Ihrem Steinbruch verschwunden?«
    »Das trifft
zu, und keine noch so scharfe Bewachung hat bis jetzt etwas genutzt. Ich
glaube, wir müssen die Arbeit im Steinbruch ganz und gar einstellen, wenn
wieder etwas Ähnliches passiert. Ich schlage vor, daß wir jetzt mal
hinausfahren, damit Sie sich an Ort und Stelle von den Gegebenheiten überzeugen
können.«
    Sie gingen zu
Fuß über die viereckigen Höfe bis zu dem doppelten, steinernen Hauptportal in
der zweifachen hohen Mauer, die in einem großen Kreis die Zuchthausanlage
umgab. Über dem einen Portal sah Larry Brent eine alte lateinische Inschrift:
Parcare Subjectis.
    »Habe
Nachsicht mit den Besiegten«, murmelte er vor sich hin. Die Inschrift stammte
offenbar noch aus den Zeiten zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als hier zunächst
französische und amerikanische Kriegsgefangene untergebracht waren.
    Sie bestiegen
ihre Wagen und fuhren durch einige eintönige Straßen mit kleinen
Siedlungshäuschen – hier wohnten überwiegend Wärter mit ihren Familien – weit
hinaus in das Moor, wo es am einsamsten war. Dort lag der Steinbruch, von
gewaltiger Ausdehnung, mit hohen, senkrechten, kahlen Felswänden. Dieses
Riesenloch hatten Generationen von Sträflingen aus dem Urgestein von Dartmoor
gerissen.
    Auch jetzt
waren an die hundert Häftlinge bei der Arbeit, in ihrer lose hängenden
typischen Zuchthauskleidung, bewacht von einem Dutzend Wärter mit umgehängtem
Gewehr. Einige Aufseher erkannte Larry Brent auch oben an den Steilwänden.
    »Nebel kommt
auf«, sagte Colonel Wells. »Das gefällt mir nicht. Meistens verschwinden sie
bei Nebel oder Regen.«
    Weiße
Schwaden begannen über die Moorlandschaft zu ziehen und in den Steinbruch
hinunterzusinken. Schon sah man die weiter entfernten Häftlinge nur noch wie Schatten.
    Der
Zuchthausdirektor winkte einem Beamten zu: »Sergeant, lassen Sie die Männer
sofort zusammentreten und bringen Sie sie zurück!«
    »Jawohl, Sir!«
antwortete der Mann militärisch und setzte seine Trillerpfeife an den Mund.
    Von allen
Seiten kamen die Häftlinge mit raschen Schritten herbei, geleitet von den
Wärtern.
    Sie stellten
sich in Dreierreihen auf und warteten auf das Zeichen zum Abmarsch. Aber es
blieb aus. Statt dessen kam der Sergeant eilig zu Colonel Wells herüber und
meldete mit hochrotem Kopf: »Ich bedauere, Sir, es fehlen zwei Häftlinge!«
    »Was?«
    »Sie waren
vor wenigen Minuten noch hier. Jetzt sind sie verschwunden.«
    »Sofort den
ganzen Steinbruch durchsuchen! Hunde holen! Die Posten von oben sollen zu mir
kommen!«
    »Jawohl, Sir!«
    Colonel Wells
wandte sich zu seinen Besuchern um; man sah ihm an, daß er sich nur mühsam
beherrschte: »Da! Sie haben es selbst erlebt! Und verlassen Sie sich darauf,
auch die zwei finden wir nicht mehr.«
    Er behielt
recht. Man fand sie nicht, und auch die Posten auf den Steilhängen hatten
nichts Verdächtiges festgestellt. Allerdings hatte der Nebel in den letzten
Minuten ihre Sicht beeinträchtigt.
    »Interessant,
was, Larry?« Es war der Chiefinspektor, der zu X-RAY-3 trat. »Wie vom Erdboden
verschlungen!«
    »Jedenfalls
Präzisionsarbeit«, sagte Larry Brent, »genau den richtigen Augenblick
abgewartet. Im übrigen habe ich vor einer Minute so etwas wie eine
Halluzination gehabt.«
    »Wieso?«
    »Sehen

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