073 - Der Schlaechter
Sie.“
Bei diesen Worten zuckte der Mann zusammen.
„Da sind Sie platt, daß ich das weiß, was?“ fragte Kappa triumphierend. „Ich habe Ihre Geschichte in der Zeitung gelesen. Banküberfall. Sie haben einen Polizisten getötet. Ein anderer hat Sie wiedererkannt, und Sie mußten sich nach Marseille absetzen. Ich habe mich an Ihren Namen erinnert. Außerdem hat die Zeitung ein Bild von Ihnen gebracht. Und was machen Sie in dieser Gegend, wenn man fragen darf?“
Statt einer Antwort sah der Mann den Doktor mit großen Augen völlig verblüfft an.
„Ich kann es mir schon denken“, fuhr Kappa fort. „Ihre Geliebte scheint mit Ihrem Komplizen und dem ganzen Geld auf und davon zu sein. Jetzt kochen Sie vor Wut. Sie wollen die beiden umbringen. Das würde ich an Ihrer Stelle auch tun. Rache ist süß. Wo verstecken sich die beiden Unglückseligen denn?“
Keine Antwort. Kappa nahm eine Spritze, die auf einem Tischchen lag, und drohte damit dem Verbrecher.
„Wenn Sie nicht sofort reden“, sagte er. „Kriegen Sie das hier in Ihren Arm. Pech für Sie.“
Der Mann bekam es mit der Angst, und er antwortete widerwillig: „In Paris.“
„Sagen Sie“, fragte Kappa von neuem. „Wie viele Menschen haben Sie in Ihrem Leben eigentlich schon getötet?“
Der Gefragte antwortete mit einem unfeinen Wort.
Dr. Kappa wandte sich an Heintz.
„Dieser Mann fasziniert mich. Ich habe eine Schwäche für Mörder.“
Er drehte sich wieder zu dem Gangster um.
„Heute nacht habe ich Sie in einen Hypnosezustand versetzt. Sie haben mir alles gestanden. Sie haben im ganzen fünf Personen umgebracht. Ich weiß alles aus Ihrem bisherigen Leben.“
„Schwein!“ schimpfte der Mann.
„Wenn ich wollte … ich brauche nur den Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Aber keine Angst. Kein Wort dringt an die Öffentlichkeit. Berufsgeheimnis. Sie müssen mir nur einen kleinen Gegengefallen tun. Sie müssen nur so lange stillhalten, bis mein Kollege Sie untersucht hat. Versprochen?“
Der Patient nickte ergeben mit dem Kopf.
„Bitte, Dr. Heintz“, sagte Kappa. „Hier sehen Sie einen gutgenährten Mann, im Gegensatz zu dem anderen. Nur Muskeln, kein Gramm Fett, ein athletischer Körperbau. Die Idealfigur für einen Gangster.“
Kappa entblößte die Brust des Verbrechers, und Heintz begann mit der Untersuchung.
Sie war schnell beendet. Heintz wollte gerade berichten, als Kappa eine verneinende Geste machte.
„Später“, sagte er kurz.
„Bin ich krank?“ fragte der Gangster. „Kann ich bald wieder gehen? Treiben Sie keine Scherze mit mir.“
„Sie können bald entlassen werden. Sie brauchen nur ein paar Tage Ruhe.“
„Kann ich nicht sofort abhauen?“
„Sie haben es aber eilig, Ihre Freundin und den Komplizen umzubringen. Aber Sie müssen sich noch etwas gedulden. Versuchen Sie nicht zu fliehen. Alle Ausgänge sind versperrt, die Fenster ebenfalls. Wollen Sie wissen, wie viele Menschen ich umgebracht habe? Hundertfünf oder hundertzehn. Das verschlägt Ihnen wohl die Sprache, was? Sie sind nur ein blutiger Anfänger gegen mich. Wenn Sie mich ärgern, werden Sie der hundertelfte sein.“
Heintz und Kappa verließen den Raum. Der Gangster blieb sprachlos auf seinem Bett sitzen.
Dr. Kappa führte seinen amerikanischen Kollegen in die Räume zurück, in denen sich Heintz nun schon einige Zeit aufhalten mußte. Im Salon setzten sie sich gegenüber.
„Rauchen Sie?“ fragte Kappa höflich.
„Nein.“
„Gut. Ich auch nicht. Wie lautet Ihre Diagnose über die beiden Männer, die Sie eben untersucht haben?“
„Der eine, der Mörder, ist kerngesund. Der Maler scheint erschöpft zu sein. Der Herzrhythmus ist leicht gestört, und da ist ein leichtes Nebengeräusch, kaum wahrzunehmen. Alles in allem nichts Schwerwiegendes. Auf jeden Fall müßte ein Elektrokardiogramm gemacht werden. Ich glaube allerdings, der Mann leidet nur an allgemeiner Kreislaufschwäche, bedingt durch Nahrungsmangel.“
„Ich werde Ihnen zeigen, ob es nicht ernst ist“, warf Kappa ein. „Er schwebt in Lebensgefahr, ja! Sie werden sehen, das nächste Mal, wenn Sie ihn abhören, wird er ein ganz kaputtes Herz haben.“
Kappa läutete. Einer der Neger erschien.
„Rufen Sie mir meine Assistenten zusammen, aber schnell“, befahl er.
Er lief mit großen Schritten im Raum auf und ab, offenbar wütend. Nach kurzer Zeit klopfte es, und vier Männer und fünf Frauen traten ein, ihnen voran schritt ein Riesenkerl, der ihr Chef sein
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