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073 - Der Schlaechter

073 - Der Schlaechter

Titel: 073 - Der Schlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Agapit
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Gewährsleute, die überall herumhorchen. Einige Leute müssen wohl den Lastwagen gesehen haben oder meinen Posten auf der Terrasse, und das hat sie hellhörig gemacht. Und dann sind da noch die alten Weiber, die abergläubisch sind und munkeln, daß in Gewitternächten die Höllenjagd weitergeht. Manche bekreuzigen sich sogar, wenn sie hier vorbeikommen. Mir macht das Spaß. Sollen sie sich solche Albernheiten ruhig einbilden, so bleibt mein wahres Geheimnis wenigstens verborgen. Wie finden Sie das, Dr. Heintz?“
    „Ich finde das einfach grotesk“, antwortete sein Gefangener.
    „Grotesk?“ brüllte Kappa. „Oh, ich weiß, Sie wollen mich reizen, Sie wollen, daß ich vor Wut einen Herzschlag bekomme. Aber ich bleibe genauso ruhig wie Sie. Ich tue Ihnen den Gefallen nicht, zu sterben. Übrigens, wenn ich sterben sollte, dann hat jemand hier den Auftrag, das Schloß in die Luft zu sprengen. Er braucht nur einen Hebel herunterzudrücken. Sie glauben mir nicht? Kommen Sie, kommen Sie. Sie werden schon sehen.“
    Kappa zog einen schußbereiten Revolver aus der Tasche und dirigierte Heintz damit zur Tür.
    „Dürfen wir uns jetzt zurückziehen?“ fragte eine zarte Stimme.
    Heintz erblickte den Pagen und das junge Mädchen, die jetzt wieder in ihren Tagesuniformen steckten, blau und rot, mit reichen Verzierungen.
    „Was treibt ihr denn noch hier’?“ sagte Kappa ungeduldig. „Verschwindet endlich.“
    Er drehte sich zu Dr. Heintz um und fragte ihn augenzwinkernd: „Na, haben Sie heute nacht beide ausprobiert?“
    Heintz zog es vor zu schweigen.
    „Gut, gut, ist ja auch egal.“ Kappa drehte sich ungehalten um.
    Sie gingen durch viele Flure, und Heintz versuchte sich den Weg einzuprägen. Für eine spätere Flucht konnte dies nützlich sein. Er sah viele Roboter, die ihren verschiedenen Arbeiten nachgingen und sich nicht um ihn und Kappa kümmerten.
    Sie gelangten in einen Saal und hielten vor einem verschlossenen Schrank. Dr. Kappa ergriff eine große Glocke, die auf einem Tisch stand, und läutete. Ein langer, dürrer Mann erschien. Er trug einen grauen, gutgeschnittenen Anzug.
    „Ich stelle Ihnen hiermit meinen Hausmeister vor. Er kümmert sich darum, daß alles im Schloß klappt. Er ist hervorragend. Aber er versteht nichts von Chirurgie. Joseph, was tust du, wenn ich sterbe?“
    „Dann öffne ich den Schrank“, antwortete der Hausmeister. „Und drücke den Hebel darin herunter.“
    „Und was passiert dann?“
    „Dann fliegt das Schloß in die Luft und wir alle mit ihm.“
    „Macht es dir etwas aus, zu sterben?“
    „Nein, Monsieur.“
    „Gut. Öffne den Schrank.“
    Der Hausmeister entnahm einer Kassette, die er bei sich trug, einen Schlüssel und steckte ihn in das Türschloß. Die Tür sprang auf, und im Innern befand sich tatsächlich ein Hebel. Außer diesem riesenhaften, drohenden Hebel, der nun in den Raum ragte, war im Schrank nichts zu sehen.
    „Was habe ich Ihnen gesagt?“ Kappa lachte. „Man kann den Hebel mit dem kleinen Finger herunterdrücken, er ist gut geölt. Wollen Sie es versuchen?“
    Heintz bewegte mechanisch seine Hand, aber da sah er in die drohende Revolvermündung.
    „He!“ rief Kappa. „Ich habe noch keine Lust zu sterben. Joseph, schließen Sie sofort den Schrank!“
    Kappa zog Heintz beiseite.
    „Übrigens“, sagte er zu seinem amerikanischen Gefangenen. „Ist der Hebel nicht nur für den Fall meines Todes da. Wenn der Posten auf der Terrasse eines Tages oder Nachts sieht, wie die Polizei das Schloß umstellt, betätigt er die Sirene, und kurz darauf explodiert das Schloß. Ganz einfach, oder? Ich erwarte, daß das früher oder später passieren wird. Aber ich liebe es, in ständiger Gefahr zu leben. Sie auch?“
    Wieder blieb Heintz die Antwort schuldig.
     

     

Eines Morgens war Kappa wieder da.
    „Ich werde Ihnen etwas zeigen“, sagte er freundlich lächelnd zu Heintz. „Das Sie sehr interessieren wird. Kommen Sie.“
    Dr. Heintz und die Schwarzen folgten dem Chirurgen ein paar Treppen hinauf. Kappa öffnete die Tür zu einem weiß getünchten Raum. Einige Krankenbetten waren an der Wand aufgereiht.
    „Sie sind hier“, erklärte Kappa. „Im Teil des Schlosses, den ich meine Klinik nenne. Die Tür da vorn führt in ein Krankenzimmer mit sechs Betten, von denen momentan zwei belegt sind. Anschließend gelangen Sie in den Operationssaal.
    Um Mitternacht rief mich der Posten auf der Terrasse an, um mir mitzuteilen, daß sich genau vor dem Schloßtor ein

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