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0730 - Der unheimliche Todesengel

0730 - Der unheimliche Todesengel

Titel: 0730 - Der unheimliche Todesengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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soll ich das denn verstehen?«
    »Später«, sagte die Frau. »Später wirst du vieles begreifen, darauf kannst du dich verlassen.« Sie drückte die Zigarette aus und sah, daß Janina stark nachdachte. Die Augen der anderen Frau verengten sich hinter den Brillengläsern, und auch der Mund bekam einen Schwung nach unten. Durch die Nasenlöcher holte sie Luft.
    »Was werde ich später begreifen?«
    »Sehr viel.«
    »Hängt es mit dem Schatten zusammen?«
    »Ja.«
    Janina schwieg. Sie kam zu dem Entschluß, daß die Person vor ihr mehr über den Schatten wußte, als sie bisher zugegeben hatte.
    »Was werde ich denn erfahren?«
    »Nun ja, Kind.« Sie lachte meckernd. »Sie wird hören, daß es zwischen ihm und dem Gemälde unter der Decke gewisse Zusammenhänge gibt. Da greift eines ins andere über. Es ist alles sehr gut durchdacht, das mußt du mir glauben.«
    Die Worte waren so harmlos dahingesprochen, aber Janina hatte sehr wohl die Brisanz dahinter erkannt. Diese Frau wußte viel, sehr viel sogar. Plötzlich sah sie die Wirtin aus völlig anderen Augen. Es kam ihr vor, als hätte bisher zwischen ihr und der älteren Frau ein Vorhang gehangen, der erst jetzt zur Seite gerissen worden war. Die Viracochas waren gar nicht so nett. Sie zeigten sich ihrer Untermieterin nur in einer aufgesetzten Fassade. Die Besorgnis stimmte nicht, dahinter steckte reines Kalkül. Der Vergleich mit einer Schlinge kam ihr in den Sinn, in die Janina ihren Kopf gesteckt hatte. Und diese Schlinge wurde allmählich zugezogen.
    War sie denn bisher blind gewesen? Hatte sie sich mit geschlossenen Augen in der Wohnung bewegt?
    »Woran denkst du?« fragte Juana.
    Die Studentin schüttelte den Kopf. »Eigentlich an nichts«, flüsterte sie.
    »Ach ja?«
    »Doch, ich…«
    »Nicht an den Polizisten?«
    Erwischt, dachte Janina und schrak zusammen, worüber sie sich ärgerte. Diese Person hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. In der Tat hatten sich ihre letzten Gedanken mit dem Inspektor beschäftigt und gleichzeitig auch mit Mr. Viracocha, der schon ziemlich lange verschwunden war, weil das Telefon geläutet hatte.
    »Wie… wie kommen Sie darauf, Juana?«
    »Das will ich dir sagen. Du hast ihn sehr lieb und deutlich angeschaut. Fast wie im Film…«
    »Was ist mit dem Film?«
    Die Frau lachte. »Da ist die junge Unschuld, die zu ihrem Retter in die Höhe starrt. Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen und aus glänzenden Augen. Das habe ich schon oft genug gesehen, und du hast tatsächlich so ausgesehen.«
    Janina Ferry wollte es nicht zugeben. »Da haben Sie sich bestimmt geirrt.«
    »Nein, ich nicht!«
    »Nun ja, ich habe ihm ja gesagt, daß wir in Verbindung bleiben. Ich werde ihn anrufen.«
    »Ach ja?«
    Sie nickte heftig. »Natürlich. Ich muß mich doch für seine Hilfe bedanken.«
    Die Frau beugte sich vor. »Bedanken? Hast du das nicht schon in der vergangenen Nacht getan?«
    »Nicht richtig.«
    Sie lachte Janina an. »Was willst du denn noch? Mit ihm ins Bett steigen?«
    Janina Ferry erstarrte. Sie legte die Hände flach auf den Tisch. Einen derartigen Satz hatte sie aus dem Mund ihrer Wirtin noch nie zuvor gehört. Die Worte machten sie verlegen und ließen gleichzeitig die Röte in ihr Gesicht steigen. Für sie war Juana ein geschlechtsloses Wesen, ebenso wie deren Mann, und plötzlich erlebte sie, daß die Frau derartige Worte über die Lippen brachte.
    Das war der reine Irrsinn.
    »Nein, das will ich nicht.«
    Mrs. Viracocha lächelte sehr wissend. Sie glaubte ihrer Mieterin kein Wort. Langsam goß sie Tee in ihre Tasse, zündete sich die zweite Zigarette an und lehnte sich zurück. »Du kannst mir alles sagen, was du willst, Kind. Du kannst dich hier frei bewegen, aber glaube nur nicht, daß wir nichts merken.«
    »Was bedeutet das schon wieder?«
    »Wir schauen genau hin, wenn du verstehst. Wir bekommen alles mit, mein Mann und ich.«
    Janina sagte nichts. Inzwischen sah sie in der Frau eine alte Hexe, die nur darauf aus war, andere zu quälen. Das war kein Mensch, der vor ihr saß, sondern nur noch ein Kunstgeschöpf.
    Der Schatten und das Deckengemälde fielen ihr wieder ein. Sie verglich beides mit dem Aussehen und dem Verhalten der älteren Frau, und sie fand auch, daß sie zusammen paßten.
    »Woran denkst du?«
    Janina schüttelte den Kopf. »An nichts weiter. Wirklich nicht. Mir geht nur einiges durch den Schädel. Ich… ich leide noch unter der letzten Nacht.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wieso?«
    Juana Viracocha

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