0730 - Der unheimliche Todesengel
Mannes. Sie hörte sich etwas aufgeregt an, das konnte auch Einbildung von Suko sein.
Er meldete sich und wurde von einem langgezogenen »Jaaaa, ich weiß schon Bescheid.«
»Gut, wenn Sie sich an mich erinnern, wird es Ihnen wohl nichts ausmachen, Miß Ferry an den Apparat zu holen.«
»Nein, Sir, das macht mir auch nichts aus. Aber leider ist das nicht möglich.«
Glenda, die über Lautsprecher mitgehört hatte, warf Suko einen bedeutungsvollen Blick zu. Auch er merkte, daß sich in der Höhe seines Magens etwas zusammenzog.
»Ist Miß Ferry nicht da?« fragte er.
»Doch, sie ist anwesend.«
»Aber…?«
»Sie kann nicht reden, sie schläft. Sie hatte wieder die schweren Träume und nun endlich Ruhe. Meine Frau und ich möchten nicht, daß sie geweckt wird. Wir sind eben sehr besorgt um sie.«
»Die und besorgt!« zischte Glenda.
»Wie lange wird sie…?«
Viracocha unterbrach Suko. »Das kann man nicht genau sagen. Jedenfalls haben wir ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Sie wird sich während des Schlafs ausruhen können. Ich werde ihr dann später sagen, daß Sie angerufen haben, Sir. Guten Tag noch.«
Er legte auf, und Suko hätte seinen Hörer am liebsten vor Wut gegen die Wand geknallt.
»Da ist was faul«, sagte Glenda nur.
Der Inspektor stand schon. »Faul, meinst du? Das ist oberfaul, meine Liebe. Die beiden wollen nicht, daß ich Kontakt mit ihrer Mieterin halte.«
»Kannst du dir einen Grund vorstellen?«
Suko holte bereits seine Jacke vom Haken. »Ja, sie haben ein schlechtes Gewissen. Sie müssen Furcht haben, daß ich Entdeckungen mache, die ihnen nicht passen.«
Glenda nickte. Dann sagte sie mit leiser Stimme. »Wie war das noch? Sie haben einmal Tiere für ihren verdammten Götzen geopfert. Und steigern kann man das immer noch.«
Suko ballte die rechte Hand. Er wollte eine Antwort geben, verschluckte sie aber lieber.
Eines stand fest.
Wenn dieses hinterlistige und verfluchte Ehepaar der jungen Studentin nur ein Haar krümmte, würden sie die Hölle erleben. Bisher hatte er an den Aussagen der Janina Ferry noch gezweifelt.
Jetzt sah er sie als eine schreckliche Tatsache an. Er mußte zu ihr, und zwar so schnell wie möglich…
***
Trotz der Bedrückung - vielleicht auch gerade deshalb - lag noch immer der vertraute Ausdruck in Janinas Augen. Sie war nicht böse, sie fiel nicht aus der Rolle, sie gab sich einfach lieb und hatte den Kopf nur leicht gesenkt. So schaute sie dann auf den gedeckten Frühstückstisch in der Küche.
Es war nicht ruhig.
Sie hörte das Schmatzen der ihr gegenübersitzenden Person. Es war Juana, die ein klebriges Zeug in ihren Mund schaufelte. Es war irgendein Gesundheitsmüsli, das sich die ältere Frau selbst zusammenmixte und so gar nicht gesund aussah, eher zum Wegwerfen.
Janina Ferry aß nichts. Sie hörte nicht einmal das Schmatzen der Wirtin, die hin und wieder noch die Nase hochzog, dann mit dem Löffel die Schale leerkratzte und sie von sich schob. Sie hob den Kopf, rückte die Brille zurecht und starrte Janina an. Wieder wirkten ihre Augen übergroß hinter den Gläsern.
»Du mußt aber etwas essen.«
Janina schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger. Ich… ich bekomme nichts runter.«
»Das ist schlecht.«
»Weiß ich, Juana, aber das andere hängt mir noch immer nach. Diese Träume haben sich auch auf meinen Magen geschlagen. Ich… ich bekomme einfach nichts runter, wenn du verstehst.«
»Nein.«
»Jeder Mensch ist anders.« Sie lehnte sich gegen die Rückseite des Stuhls und strich durch ihr Haar.
»Ich muß auch immer an ihn denken.«
»An wen?«
»An den Schatten.«
Juana Viracocha fing an zu lachen. Sie aß zwar gesund, doch sie glich das wiederum aus, indem sie zur Zigarettenschachtel griff und eine Selbstgedrehte hervorholte. Sie tat alles mit langsamen Bewegungen, steckte sich das Stäbchen zwischen die Lippen, gab sich selbst Feuer und schaute dabei zu, wie sich die Flamme in den Tabak fraß. Genußvoll paffte sie die ersten Wolken, die sich über dem gedeckten Tisch verteilten und auch auf Janina zuwallten.
Die junge Studentin rauchte nicht. Sie sah das Gesicht ihrer Wirtin hinter der Rauchwolke verschwinden und hatte den Eindruck, daß es zu einer Fratze wurde.
»Wo kann er sein?« flüsterte die Studentin.
Juana hüstelte. »Wer?«
»Der Schatten.«
Lachen schwang ihr entgegen. »Was du immer hast, meine Liebe. Denke nicht an ihn. Nimm es einfach hin und glaube mir, daß er genau weiß, was er tut.«
»Wie
Weitere Kostenlose Bücher