0730 - Der unheimliche Todesengel
sie ziemlich verhalten.
Sehr langsam drehte sie sich um und zog dabei ihren schwarzen Rock glatt, ohne ihn über die Knie zerren zu können.
Die Drehung war vollbracht.
Sie schaute Suko an.
Er sah in Glendas Gesicht und wollte lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse.
Sie schluckte.
Er nickte. »Verdammt, Glenda, ich bin es wirklich. Es ist nicht mein Geist, der sich zur Arbeit meldet, sondern ich. Hast du gehört? Hast du verstanden?«
»Jaa…« Ihre Antwort war nicht mehr als ein Hauch. Glenda war blaß geworden, nun aber schoß ihr die Röte ins Gesicht, und gleichzeitig schien die Sonne aufzugehen.
Dann sprang sie in die Höhe.
Ein Ruf, ein Schrei, ein Jubellaut. »Suko!«
Sie flog ihm in die Arme. Wäre Suko nicht so kräftig gewesen, er wäre durch den plötzlichen Druck beinahe bis an die Tür gestoßen worden, einen so mächtigen Schwung hatte Glenda in ihre Begrüßung hineingelegt.
Sie umarmte Suko, als hätte sie ihn jahrelang nicht gesehen. Und so ähnlich kam es den beiden vor.
Suko schleuderte sie sogar durch den Raum, und als er ihre Lippen auf seinen Wangen spürte, da wußten beide, daß sie keinen Traum erlebten.
Irgendwann ließen sie sich auch wieder los. Glenda atmete tief durch. Bei der Küsserei war ihr Lippenstift verschmiert worden, aber das machte ihr nichts aus. Sie funkelte Suko an und sagte: »Weißt du, was ich jetzt tun werde?«
»Klar doch.«
»Woher willst du das wissen?«
»Du wirst mir einen Kaffee kochen, denn du hast es tatsächlich geschafft, mich vom Tee abzubringen.«
»Stimmt genau«, gab sie zu. »Aber woher weißt du das denn?«
»Ich mag zwar eine Weile ein anderer gewesen sein und mich auch dämlich verhalten haben, aber vergessen habe ich nichts. Sagen wir so: Ich bin wieder da!«
»Und John noch nicht.«
»Turnt er noch in den Alpen umher?«
Glenda nickte. »Ja Wie ich dem Wetterbericht entnehmen konnte, hat es dort geschneit. Da wird er wahrscheinlich unter einigen Schneelawinen zusammengebrochen sein.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand!« sagte Suko, als er sein Büro betrat. Glenda kümmerte sich inzwischen um den Kaffee.
Lächelnd nahm Suko auf seinem Schreibtischstuhl Platz. Es tat einfach gut, wieder hier zu sein. Oft genug hatte er über die nicht klimatisierte Bude hier oben im Yard Building geflucht, aber hier war er doch zu Hause, und nur das zählte.
Er streckte die Beine aus.
Vertraute Geräusche drangen aus dem Nebenzimmer an seine Ohren. Es hörte sich an, als wäre ein Tier dabei, seine Nahrung wieder auszuspucken. Dabei waren es nur die Laute, die die Kaffeemaschine produzierte, auch eben so herrlich vertraut.
»Was haben denn die Kollegen unten gesagt, als sie dich sahen?« rief Glenda aus dem Vorzimmer herüber.
»Freundlich gegrüßt. Einer meinte, daß mein Urlaub ja lange gedauert hätte.«
»Und wie lautete deine Antwort?«
»Ich habe ihm nicht widersprochen.«
Glenda lachte. »Hätte ich auch nicht getan. Wahrscheinlich wirst du mich gleich nach Sir James fragen, aber der alte Eisenfresser ist für zwei Tage außer Haus.«
Das war Suko sehr recht. Er wollte keine langen Erklärungen abgeben, sondern wieder einsteigen, und er schob seine jüngste Vergangenheit und deren Erlebnisse weit zurück. Jetzt war er wieder da und wollte an die Zukunft denken.
Glenda betrat mit dem Kaffee das Büro. Auch für sich hatte sie eine Tasse eingeschenkt. »Weißt du, Suko, daß wir bald Weihnachten haben und daß dies das schönste Geschenk ist, das du mir hast machen können?«
Er zwinkerte ihr zu. »Bist du so leicht zufriedenzustellen, meine Liebe?«
»Jetzt hör aber auf!«
Sie servierte die braune Brühe und wartete ab, bis Suko den ersten Schluck getrunken hatte.
»Nun?«
Glenda lauerte auf eine Antwort, das war Suko klar. Er hatte sie sich schon zurechtgelegt, aber er ließ sich noch Zeit. »Tja, liebe Glenda, jetzt erst bin ich richtig zu Hause.«
»Ein Glück«, stöhnte sie und wischte über ihre Augen. »Weißt du, daß ich darauf regelrecht gewartet habe?«
»Kann ich mir denken.«
Sie trank ebenfalls Kaffee, zog die Nase hoch und sagte: »Zudem hast du es gut, Suko. John ist nicht da, es liegt nichts an…«
»Das sag nicht.«
»Wieso? Hast du etwas in der Hinterhand?«
Suko wiegte den Kopf. »Kann ich dir nicht genau sagen, lassen wir es darauf ankommen. Ich hatte in der letzten Nacht nur ein ungewöhnliches Erlebnis.«
»Aha, jetzt kommt's.«
»Nein, nein, nicht, was du denkst. Da ging es zwar auch um
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