0733 - Ort des Schreckens
nicht geben. Würde es sie geben, hätten sie sich bestimmt schon gemeldet. Wenn so ein Monstrum herumläuft, das fällt doch auf.«
»Da gebe ich Ihnen recht.«
»Schön. Dann müssen sich die Veränderten versteckt gehalten haben. Nur wüßte ich nicht, wo das hätte geschehen können. Gibt es auf unserer Welt noch Orte - ich meine in den Großstädten -, wo man nicht auffällt, auch wenn man mutiert ist?«
»Sicher.«
»Ich wüßte keinen, tut mir leid.«
»Sie sind Weltenbürger, Mr. Westlake. Oder würden Sie einen Ort Ihre Heimat nennen können?«
»Nein, nicht einmal den Platz, wo ich geboren wurde. Das war in Kanada, ich bin eigentlich Kanadier. Ist das nicht interessant, was wir machen? Ich halte es für Haarspalterei.«
»Es kommt darauf an«, sagte ich lächelnd. »Ich will jedoch auf etwas anderes hinaus.«
»Bitte.«
»Wo haben Sie die beiden Mädchen wiedergesehen?« Lauernd schaute ich ihn an. »War das in ihrer vertrauten Umgebung?«
»Ja«, antwortete er.
»Und sie lebten allein.«
»In Hotels. Ich habe sie jeweils in einem Hotelzimmer untergebracht. Sie waren zwar jung, das müssen Assistentinnen sein, so etwas verlangt das Publikum einfach, aber es waren keine Kinder mehr oder Jugendliche. Die Mädchen waren erwachsen. Sie sind aus freien Stücken mit mir gegangen, und sie haben auch Verträge bekommen.«
»Auch die anderen?«
»Welche meinen Sie?«
»Die nicht verschwunden sind.«
»Ja, auch die.«
»Wie lange waren sie jeweils bei Ihnen?«
Er hob die Schultern. »Mal zwei Wochen, mal einen Monat. Es lag an ihnen. Ich habe sie nicht gehalten. Es war auch für sie mehr ein Spaß. Zuerst jedenfalls. Später dann konnten sie es nicht verkraften, wenn sie zu oft hypnotisiert wurden. Da blieb dann immer etwas zurück, wenn Sie verstehen.«
»Nicht so gut, aber ich kann es mir durchaus vorstellen.«
»Das bringt uns aber nicht weiter, meine ich.«
»Da haben Sie recht.« Ich lächelte ihn an, was ihn doch wunderte.
»Sie sehen so optimistisch aus, Mr. Sinclair.«
»Ich verfolge einen bestimmten Gedankengang, der sich mit Ihrer letzten Assistentin beschäftigt.«
»Mit Susan Carter?«
»So ist es. Wie sind Sie an diese junge Dame herangekommen? Haben Sie Susan auf der Straße angesprochen?«
Sein Blick bekam einen entrüsteten Ausdruck. »Trauen Sie mir so etwas zu?«
»Es war nur eine Vermutung.«
»Mit der Sie falsch gelegen haben, Mr. Sinclair. Ich habe Susan Carter über eine Agentur angeworben. Sie hat als Mannequin ihr Geld verdient. Sie wissen ja selbst, daß außerhalb der Mode-Vorstellungswochen nicht sehr viel läuft. Sie hat dankbar angenommen und wollte auch nur für wenige Tage arbeiten.«
»Das wollte ich wissen.«
Er leerte sein Glas. »Ich müßte ja eigentlich ein schlechtes Gewissen haben, Mr. Sinclair, weil ich ja gewußt habe, daß etwas Schreckliches passieren kann, doch ich habe einen Beruf, und den kann ich nicht so einfach aufgeben.«
»Stimmt. Außerdem mache ich Ihnen keinen Vorwurf, Mr. Westlake. Mich interessiert besonders Susan Carter. Ich möchte von Ihnen wissen, wo sie gewohnt hat.«
»Hier in London, meinen Sie?« Ich nickte.
»In einem Hotel.«
»Wie heißt es?«
»Es ist kein Superhaus. Golden Rose.«
Das kannte ich nicht. Ich fragte ihn, ob er ebenfalls dort abgestiegen war. »Nein, ich habe hier eine kleine Wohnung. Ich hasse es, immer in Hotelzimmern leben zu müssen. Ich brauche zwischen meinen Auftritten die nötige Ruhe.«
»Das kann ich sogar verstehen. Sie wissen nicht zufällig den Weg zu dem Hotel?«
»Wollen Sie denn hin?«
»Die Adresse, bitte.«
Ich bekam sie. Das Hotel lag in Finsbury, in der Nähe eines großen Postamts. Es war keine sehr gute Gegend, ziemlich düster, mit hohen Häusern und oftmals schmalen Straßen.
Als ich aufstand, wunderte er sich. »Wollen Sie jetzt dorthin, Mr. Sinclair?«
Ich hatte ein Telefon entdeckt, blieb aber auf halbem Wege stehen und drehte mich um. »Eigentlich müßte ich hin, Mr. Westlake, aber ich arbeite nicht allein. Ich werde einen Freund und Kollegen anrufen, damit er sich um Susan Carter kümmern kann.«
Er glaubte mir nicht so recht. »Kann der Mann das denn schaffen? Ist der dazu in der Lage?«
»Darüber zerbrechen Sie sich mal nicht den Kopf. Er ist ebenso gut oder schlecht wie ich. Verlassen Sie sich darauf, bei Suko liegt der Fall in guten Händen.«
»Suko?« Er verzog die Lippen. »Das hört sich nach Asien an.«
»Er ist Chinese.«
»Und Ihr Kollege?«
»Auch
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