0734 - Operation Gehirnwäsche
Stadt Terrania City zu sehen war.
„Die Auskunft ist eindeutig, Heylin", sagte er schließlich. „Die Inpotronik hält es für unmöglich, daß Bull und seine Leute die Erde verlassen haben. Sie sind also noch hier. Aber sie haben ein Versteck gefunden, das so vorzüglich ist, daß Zehntausende von Spezialisten bis jetzt noch nicht einmal zu vermuten wagen, wo es liegen könnte."
„Es ist eigenartig, Sir", bemerkte er, „daß sich Nathan nicht darüber geäußert haben sollte, wo nach seiner Ansicht die Emotio-Narren sich versteckt halten."
Emotio-Narren, das war die gängige Bezeichnung für solche Menschen, die sich dem Zugriff der reinen Vernunft bislang noch entzogen. „Immune" nannten sie sich selbst.
Ihre Gefährlichkeit bestand weniger darin, daß sie die Emotionalität noch nicht hatten ablegen können, als vielmehr darin, daß sie ihren Zustand als den natürlichen und die reine Vernunft damit als unnatürlich bezeichneten.
„Er hat sich geäußert, Heylin", sagte Trevor Casalle völlig unerwarteterweise.
Heylin Kratt sah auf.
„Und was sagt er?"
„Dasselbe, was ich seit einiger Zeit vermute... ohne daß ich einen handfesten Anhaltspunkt habe. Die letzte größere Aktion der OGN spielte sich auf Borneo ab. Von dort sind sie spurlos verschwunden. Von dort aber ist es nur einen Katzensprung bis zu den südpazifischen Gebieten, in denen früher das Zentrum der lemurischen Zivilisation lag. Es gibt dort wahrscheinlich noch mehrere unterseeische Stützpunkte, die unserer Aufmerksamkeit entgangen sind. In einem davon haben sich die Emotio-Narren versteckt."
„Nathan bestätigt diese Vermutung?" erkundigte sich Heylin Kratt.
„Ja."
„Dann sollten wir eine umfassende Suchaktion..."
„Das ist zu langwierig und außerdem nicht ausreichend erfolgversprechend", fiel Trevor Casalle ihm ins Wort. „Wie steht es mit den Vorbereitungen zum Parkutta-Projekt?"
Als Aphiliker besaß Heylin Kratt nicht die Fähigkeit, Staunen zu empfinden. Im übrigen hatte ihn der lange Umgang mit Trevor Casalle an dessen Gedankensprünge gewöhnt.
„Die entsprechenden Anweisungen sind heute hinausgegangen", beantwortete Kratt die Frage.
„Wird unser Spion sich rühren?"
„Ich rechne damit. Die üblichen Spürmaßnahmen sind angeordnet. Wenn er heute aktiv wird, muß er sich fangen. Ohne Zweifel hat die Geheimkennung XQI seine Aufmerksamkeit erregt."
„Gesetzt den Fall", spann Trevor Casalle den Gedankenfaden weiter, „es gelingt ihm wirklich, sich Zugang zum Text der Meldung zu verschaffen und diesen Text an seinen Auftraggeber weiterzuleiten, dann bleibt Reginald Bull aufgrund seiner geistigen Verfassung nichts anderes übrig, als auf den Hinweis zu reagieren und gegen das Parkutta-Projekt vorzugehen."
Heylin Kratt widersprach nicht. Die geistige Verfassung der Emotio-Narren war ihm so fremd wie die Mentalität eines Regenwurms. Aber Casalle, das wußte er, verstand etwas von solchen Dingen.
„Wenn Bull wirklich der Auftraggeber ist und den Text entschlüsseln kann", äußerte Kratt schließlich seine einzigen Bedenken.
„Niemand außer Bull schleust Spione nach Imperium-Alpha ein, und Bulls Fachleute können jeden Text entschlüsseln."
Später, als Heylin Kratt gegangen war, hing Trevor Casalle seinen privaten Gedanken nach. Er dachte an den Spion, der irgendwo an der Peripherie von Imperium-Alpha arbeitete und keine Gelegenheit versäumte, seinem Auftraggeber wichtige Informationen zukommen zu lassen. Von der Existenz des Spions wußte man, da Reginald Bulls Untergrundorganisation schon mehrmals in der Vergangenheit Pläne der Regierung hintertrieben hatte, von denen sie unmöglich anders als durch Spionage erfahren haben konnten. Versuche der „Organisation Guter Nachbar", wie Reginald Bull seine Gruppe nannte, die Regierung zu bespitzeln, hatte es schon immer gegeben, seitdem Bull im Untergrund verschwunden war. Aber die Spitzel waren entdeckt und unschädlich gemacht worden.
Bei dem Mann, der jetzt am Werk war, mußte es sich um einen echten Experten handeln. Nach Ansicht von Heylin Kratts Interner Sicherungsgruppe war er bereits seit Wochen tätig, ohne daß man bislang von seiner Identität auch nur eine Ahnung hatte.
Es schien festzustehen, daß er im Kommunikationszentrum arbeitete, aber das war auch alles, was man über ihn zu sagen wußte.
Trevor Casalle hielt zwar die Hilflosigkeit seiner Organisation einem Spion gegenüber für bedenklich, die Anwesenheit des Spions selbst störte ihn
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