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0735 - Die Armee aus dem Ghetto

Titel: 0735 - Die Armee aus dem Ghetto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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machte eine kurze Pause. Dann beantwortete er seine Frage selbst: „Ungezählte gibt es. Die Mehrzahl der Menschen wird mit der Aphilie nicht fertig. Es gibt Statistiken, die das beweisen.
    Die Produktivität sinkt. Die Forschung stagniert. Und so weiter.
    Was aber hat die Aphilie dieser Mehrzahl zu sagen? Wie lehrt sie sie, das Leben zu meistern? Überhaupt nicht. Die Aphilie bleibt der Mehrzahl der Menschen gegenüber stumm und hilflos.
    An dieser Stelle erscheine ich auf der Szene. Ich sage zu den Ärmsten: Euer Dasein ist erbärmlich. Ihr zittert vor Angst und bringt nichts zuwege. Ihr lebt in Schmutz und Seuche, und euer Leben taugt nichts von dem Augenblick, da ihr geboren wurdet.
    Niemand weiß ein Rezept gegen eure Angst, gegen eure Armseligkeit. Niemand ... außer mir.
    Sie wissen selbst, wie schlecht es ihnen geht. Sie erkennen ihre Armut. Also fragen sie mich: Welches Rezept ist das? Und ich sage: Ihr müßt zusammenhalten. Ein jeder von euch darf nur das tun, was seinem Nachbarn nicht mißfällt. Und ich gebe ihnen Beispiele. Wenn ihr auf Raub ausgeht, sage ich, sollt ihr nicht alleine gehen. Denn die Mächte der Welt dort draußen sind teuflisch schlau und fassen den Einzelgänger. Ihr braucht einen, der die Möglichkeit auskundschaftet. Dann braucht ihr einen, der euch Waffen gibt. Und schließlich, wenn ihr den Raub ausführt, braucht ihr wenigstens drei, damit ihr genug Beute wegschleppen könnt, und noch einen, der aufpaßt, daß euch die Ka-zwos nicht überraschen."
    Er hielt inne und sah Bull herausfordernd an.
    „Das haben Sie ihnen beigebracht?" fragte Reginald Bull ungläubig.
    „Das habe ich ihnen beigebracht!" trumpfte Vater Ironside auf.
    „Und warum nicht? Weil es sich um Raub handelt? Weil es gegen eines der heiligen zehn Gebote ist? Ich sage Ihnen, es gibt Gebote, die wichtiger sind als dieses: Du sollst nicht stehlen.
    Und wenn ich, um ihre Erfüllung durchzusetzen, den Leuten beibringen muß, wie man richtig stiehlt, dann werde ich das tun.
    Immer wieder, wenn es sein muß!"
    Er hatte sich in Erregung geredet. Jetzt nahm er seinen Becher, trank einen Schluck und zwang sich zur Ruhe.
    „Keine Angst, ich bringe ihnen nicht nur das Rauben bei. Das war nur ein Trick, ihre Aufmerksamkeit zu wecken. Mir geht es in Wirklichkeit darum, sie zu einer Einstellung sich selbst und ihren Mitmenschen gegenüber zu bewegen, die sie von Natur aus eigentlich gar nicht haben können. Ich bringe ihnen bei, wie man zusammenarbeitet.
    Ich lehre sie, auf den ändern Rücksicht zu nehmen und daraus letzten Endes selbst zu profitieren. Ich lasse sie niemals allein.
    Ich pferche sie zusammen, wo es geht, und zwinge sie dazu, miteinander auszukommen. Ich lehre sie, die Angst zu beherrschen, indem ich ihnen beibringe, daß sie auch im Augenblick der Gefahr niemals allein sein werden. Daß immer jemand zur Hand sein wird, um ihnen beizustehen."
    Er unterbrach sich von neuem, suchte eine Zeitlang nach Worten und fuhr schließlich fort: „Ich forme sie zu einer christlichen Gemeinschaft. Oder soll ich sagen: Zu einer pseudochristlichen Gemeinschaft? Denn die Nächstenliebe, die sie an den Tag legen, entspringt nicht ihrer Sehnsucht nach dem Heil, sondern der Erkenntnis, daß es ihnen in der Gemeinschaft besser geht, als wenn sie auf sich allein gestellt sind. Es ist ein Christentum - ein ziemlich armseliges, wenn Sie wollen - das auf dem sofort zu realisierenden persönlichen Nutzen aufbaut."
    „Und damit geben Sie sich zufrieden?"
    Reginald Bull hatte die Frage kaum ausgesprochen, da hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen. Vater Ironside sah ihn scharf an. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
    „Nein, ich bin nicht damit zufrieden", antwortete er mit einer Stimme, in der verhaltener Zorn schwang. „Ich möchte mehr erreichen, aber ich zweifle, ob es mir unter diesen Umständen gegeben ist. Ich kämpfe gegen die zweitstärkste Macht dieser Welt. Ob ich siege oder nicht, hängt alleine vom Willen des Allmächtigen ab. Und seinen Willen kenne ich nicht."
    „Und welche Macht ist das, die Sie die zweitstärkste nennen?"
    Reginald Bull war auf viel gefaßt gewesen, aber nicht auf die Antwort, die er jetzt bekam: „Die Macht des leibhaftigen Teufels...!"
    Am nächsten Tag erläuterte der Mönch den Männern und Frauen der OGN seine Pläne.
    „Ich habe eine Organisation aufgebaut, die in der Lage ist, die Aphilische Regierung zu stürzen", begann er. „Das, was Sie gestern und heute gesehen haben, wird

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