0735 - Die Teleporter
für die gesamte Menschheit sind, Drusow.«
Er kicherte wie ein kleines Kind und amüsierte sich auch bei seiner nächsten Frage. »Und deshalb wollen Sie mich einsperren, Sinclair? Machen Sie sich nicht lächerlich. Was meinen Sie, was geschieht, wenn ich in einer Zelle stecke. Ich - mit meinen Kräften?« Er lachte jetzt schallend. »Das wäre ja ein Unding. Ich würde freikommen, ich würde mit meinen Bewachern spielen. Ich würde sie auflösen und völlig falsch zusammensetzen. Ich würde aus zwei oder drei Körpern einen einzigen machen. Soll ich Ihnen sagen, wie er dann aussieht?«
»Hören Sie auf!« fuhr ich ihn an.
»Spielen Sie hier nicht den Geschockten, Sinclair. Das ist geschehen, glauben Sie mir, das ist alles geschehen. Sie können darauf wetten oder Gift nehmen.«
»Ich verzichte.«
»Gut, dann wären wir uns einig. Haben Sie sonst noch irgendwelche Probleme, die mit meiner Person zusammenhängen und wobei ich Ihnen helfen kann?«
»Die habe ich.«
»Raus damit!«
»Sie haben auch mich teleportiert, weil ich ebenfalls in diese anderen Schwingungen hineingeriet.«
»Ganz recht.«
»Aber ich bin wieder so zurückgekehrt, wie ich zum Zeitpunkt des Verschwindens ausgesehen habe. Bei mir war alles normal. Ich frage Sie nach dem Grund. Sie haben es sicherlich nicht getan, weil ich Ihnen sympathisch bin.«
»Das brauchen Sie sich nicht einzubilden.«
»Weshalb machten Sie es?«
Er nickte. Es sah dabei aus, als würde sich der Kopf von dem allzu kurzen Hals lösen. Dann stierte er mich an. Seine Pupillen sahen aus wie von eisigen Haftschalen bedeckt. »Ich habe es nicht einmal bewußt gemacht. Beim erstenmal schon, beim zweitenmal aber hatte ich vor, Sie zu verändern. Es blieb beim Vorsatz.«
»Warum?«
»Ich habe darüber nachgedacht. Möglicherweise sind Sie innerlich zu stark und besitzen einen immensen Schutz. Das aber weiß ich nicht so genau.«
Da hatte er etwas angesprochen, worüber ich mir auch schon Gedanken gemacht hatte. Ich konnte mir auch vorstellen, daß es mein Kreuz gewesen war. Ja, es mußte mir, auf welche Weise auch immer, den Schutz gegeben haben.
»Sie überlegen?«
»Sicher.«
»Ich bin gespannt auf Ihre Lösung, Sinclair.«
»Ich habe keine.«
Er schlug mit beiden Händen auf die Schreibtischplatte. »Das glaube ich Ihnen nicht. Das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie… Sie wollen mir keine Antwort geben.«
»Warum nicht?«
Er holte schlürfend Luft. Es hörte sich widerlich an. »Weil Sie sich unter Umständen Ihres Schutzes berauben. Aber es ist mir egal. Ich bin einfach schon zu weit in meiner Arbeit fortgeschritten, um mich von Ihnen stören zu lassen. Ich werde weitermachen, und es gibt niemand, der mich aufhalten kann. Auch wenn es außer Ihnen noch andere versuchen, denn in diesem Theater ist es nicht so ruhig geblieben. Sie alle werden früher oder später einsehen, daß sie verloren haben. Niemand kann mich stoppen, Sinclair, niemand!«
»Doch!«
Er hüpfte hoch. »Wer denn? Sie etwa?«
»Ja.«
»Und womit?«
Meine rechte Hand fuhr unter die Jacke. Blitzschnell hatte ich die Beretta hervorgeholt und richtete die Mündung auf den blanken Kugelkopf des Mannes.
»Damit, Drusow!«
***
Er blieb sitzen, er blieb gelassen, und in seinem Gesicht rührte sich überhaupt nichts. Nur die Augen hatte er etwas zusammengezogen und sah deshalb so aus, als würde er sich gedanklich mit seinen letzten Worten beschäftigen.
»Eine Waffe, Sinclair…«
»Ist unschwer zu übersehen.«
Er schüttelte den Kopf. »Wie naiv von Ihnen. Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut. Sie wollen mich mit derart profanen Mitteln töten? Wollen Sie das wirklich?«
Da hatte er mir, ohne es eigentlich zu wissen, genau die Frage gestellt, die bei mir persönliche Probleme aufwarf.
Es ging um das Schießen!
Ich hatte noch nie bewußt einen Menschen erschossen. Wenn jemand unter den Kugeln aus meiner Beretta gestorben war, dann war dies immer ein Akt der Notwehr gewesen. Einen waffenlosen Menschen, der mich nicht bedrohte, hatte ich noch nie getötet.
Aber ich hatte hier die Drohung ausgesprochen und mich selbst in eine Zwickmühle damit gebracht.
Würde ich es in diesem Fall fertigbringen, meine Bedenken über Bord zu werfen und einfach abzudrücken?
Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Das war die eine Seite.
Die zweite sah anders aus. Drusow sah zwar aus wie ein Mensch, aber er hatte so wenig Gefühle wie ein zugefrorener See. Für ihn zählte nur er, zählte rein sein Erfolg,
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