Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0736 - Jäger der Nacht

0736 - Jäger der Nacht

Titel: 0736 - Jäger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war froh, aus dem Zimmer zu kommen. Mochte der Etagenflur auch noch so eng sein, sie atmete zunächst durch und hatte damit das Gefühl, von einem Teil der Lasten befreit zu sein.
    Auf den Lift verzichtete sie. Da ihr Zimmer in der zweiten Etage lag, nahm sie die Treppe.
    Sie führte durch ein schmales Treppenhaus mit düster wirkenden Wänden. Susan ging die Stufen sehr nachdenklich hinab. Plötzlich fing sie an zu frieren, obwohl sich die Temperatur nicht geändert hatte. Es war mehr eine innere Kälte, die in ihr hochströmte, möglicherweise die Reaktion auf eine böse Vorahnung.
    Die Treppe mündete in die kleine Halle. Warmes Licht floß über Teppiche mit roten Randstreifen hinweg. Hinter der Rezeption stand ein Mann und las in einer Zeitung.
    Links befand sich die Tür zur Bar, direkt neben dem jetzt geschlossenen kleinen Kiosk.
    Aus dem Raum wehte Musik. Dort liefen bekannte Schlager vom Band. Sie sollten die Gäste unterhalten, die sich an der Theke aufhielten und ihren Drink nahmen.
    Als Susan eintrat und wegen des Dämmerlichts zwinkerte, sah sie drei Männer, die an der Bar saßen. Sie drehten automatisch die Köpfe, denn im Spiegel hinter der Bar, der auch den Bereich der Tür widergab, hatte sich die Gestalt der Frau abgezeichnet.
    Susan fühlte sich unsicher. Das passierte ihr nur selten. Ihr Gruß klang ziemlich schwach.
    Zwei Männer nickten, richteten sich etwas auf, bekundeten Interesse an ihrer Person. Der dritte blieb in seiner Haltung hocken und starrte in sein fast leeres Bierglas.
    Susan setzte sich weit genug von den Männern weg, um sie nicht auf dumme Gedanken kommen zu lassen. Ein Keeper mit kaffeebrauner Haut erkundigte sich nach ihren Wünschen.
    »Einen Espresso hätte ich gern.«
    »Sofort.«
    Die Espresso-Maschine blitzte wertvoll im Schein der Streulampen. Die Maschine zischte wie ein bösartiger Drache, bevor sie die braune Brühe in die kleine Tasse entließ.
    Susan Carter bekam ihn serviert. Auf Zucker und Milch verzichtete sie gern. Sie wollte ihn heiß, stark und schwarz. Erst nippen, dann kippen. So hatte sie es in Italien erlebt, und so machte es ihr auch nur Spaß.
    Der heiße Espresso drang wie ein Lavastrom durch ihre Kehle und wärmte dann den Magen auf. Sie schüttelte sich kurz, stellte die Tasse weg und winkte den Keeper.
    »Bitte?«
    »Jetzt noch ein Glas Champagner.«
    »Gern.«
    Sie schaute zu, wie er eine Magnumflasche aus dem mit Eis gefüllten Kübel nahm. Geschickt füllte er das Glas, brachte es zu Susan und zog sich lächelnd zurück.
    Sie nippte, aber sie war sicher, dass sie ihn jetzt brauchte. Es gab so Zeiten, da half ihr der Champagner dabei, sich innerlich wieder aufzurichten. Sie wußte selbst nicht, woran es lag, möglicherweise war es ihr angeboren.
    Das Getränk war eiskalt.
    Nach dem dritten Schluck fühlte sie sich besser. Nicht daß dieses edle Gesöff eine Droge gewesen wäre, doch es putschte sie schon auf und tat ihr so richtig gut.
    Susan schloß die Augen.
    Dabei dachte sie an Hugo Westlake, der oben im Zimmer zurückgeblieben war. Sie wollte ihn nicht zu lange allein lassen, denn sie sah es einfach als unfair an, hier unten zu hocken. Nur noch das Glas austrinken, dann wollte sie zurück.
    Leise Schritte hinter ihr zwangen sie, den Kopf zu drehen. Susan wußte sofort, daß ihr der Besuch galt.
    Es war kein Gast, der sie anlächelte, sondern der Mann von der Rezeption. »Miß Carter, wenn ich mich nicht irre?«
    »Sie irren sich nicht.«
    »Soeben ist nach Ihnen gefragt worden.«
    »Ach ja – wer denn?«
    »Eine Frau.«
    »Hat sie ihren Namen gesagt?«
    »Nein, das nicht, aber ich habe sie gebeten, doch einen Moment zu warten.«
    »Gut gemacht, Mister.« Susan rutschte vom Hocker, wollte später zahlen und ging mit dem Angestellten.
    Die Rezeption war leer.
    Der Mann wunderte sich darüber. Er drehte den Kopf in verschiedene Richtungen und hob auch die Schultern. »Sorry, Lady, das verstehe ich nicht. Es ist mir…«
    »Lassen Sie mal, Mister.«
    »Aber ich kann nicht…«
    »Vielleicht ist sie gegangen.«
    »Meinen Sie?«
    »Alles ist möglich.« Susan hatte Mühe, die Beherrschung zu wahren. Sie wußte genau, daß diese Fremde nicht aus dem Hotel gegangen war. Sie würde bleiben, und sie würde sicherlich schon dort sein, wo sie ihr Ziel fand.
    Susan wunderte sich, daß der Lift noch in der Halle stand. Sie war also nicht mit ihm nach oben gefahren.
    Das tat Susan.
    Als sie einstieg, drehte sie sich noch einmal um und schaute zur Rezeption

Weitere Kostenlose Bücher