0736 - Jäger der Nacht
erreichte.
Die erste Tür.
Dann die zweite…
Plötzlich ging sie langsamer. Das Verderben kam immer näher, es verdichtete sich.
Dennoch mußte sie es tun.
Zwei Schritte reichten ihr aus, um vor ihrer Zimmertür stehenzubleiben.
Sie horchte.
Zwar waren die Wände nicht besonders dick, in diesem Fall jedoch hörte sie nichts.
Wie sollte sie das verstehen? War schon alles vorbei, oder war die Frau noch nicht eingetroffen?
Sie mußte es einfach riskieren. Wenn sie etwas erfahren wollte, dann klappte das nur, wenn sie die Zimmertür öffnete und sich selbst überzeugte.
Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie nicht abgeschlossen. Hoffentlich hatte Westlake dies nicht noch geändert, das wäre dann fatal und furchtbar gewesen.
Susan probierte die Klinke.
Himmel, es klappte.
Und die Tür war in den Angeln gut geölt, sie konnte sie lautlos nach innen drücken.
Eine Frauenstimme.
Sie klang schrill, bösartig und triumphierend. Plötzlich wußte Susan Bescheid, aber sie wollte alles sehen, huschte in den Raum hinein, sah von Westlake nur ein in die Höhe gedrücktes Bein, weil er am anderen Ende neben dem Bett lag, aber sie entdeckte die ihr völlig fremde Assunga, die jetzt den Kopf drehte und Susan anstarrte.
Dabei hielt sie den Mund offen.
Zwei Vampirzähne blitzten wie Messer.
Susan schrie wie nie in ihrem Leben!
***
Den Schrei hörten auch wir. Suko hatte die Tür des Fahrstuhls aufgestoßen, stand als erster im Gang und schrak zusammen, als dieser grelle, sirenenhafte Laut durch den Hotelflur hallte.
Wir kannten uns beide mit Schreien aus. Wer so schrie, der erlebte unmittelbar einen fürchterlichen Schrecken, als hätte er den Tod vor sich gesehen, »Los, John!«
Wie ein Schatten jagte Suko in den Gang hinein. Ebenso schnell hetzte ich hinter ihm her…
***
Assunga war noch längst nicht satt. Die beiden ersten Opfer hatten ihr nicht ausgereicht, sie wollte noch ein drittes und auch ein viertes haben.
Das dritte lag vor ihr.
Direkt neben dem Bett, ein Bein noch hoch und mit der Hacke auf der Bettkante.
Sie brauchte sich nur fallen zu lassen und ihre Zähne in den Hals zu bohren.
Da hörte sie den Schrei!
Assunga war zwar kein Mensch, sondern eine Blutsaugerin, in diesem Fall reagierte sie wie ein Mensch, vergaß zunächst Hugo Westlake und fuhr auf der Stelle herum.
Im Zimmer stand Susan!
Sie hatte nur einmal so grell geschrien. Zu einem zweiten Schrei kam sie nicht mehr. Sie wirkte wie eine Marionette, deren Fäden abgeschnitten worden waren, aber die letzten Bewegungen des Körpers noch festgehalten hatten.
Ihr Mund stand halb offen. Er wirkte wie eine Klappe. Die Augen waren starre Kugeln. Den rechten Arm hatte sie halb erhoben, der linke war ausgestreckt, die Hand wies auf Assunga, aus deren Kehle ein sattes und zufriedenes Grunzen klang.
Was waren schon zwei normale Menschen gegen sie?
Ein Nichts, gar nichts.
Sie hatten nicht die Spur einer Chance gegen die lebende Tote, und das wußte Assunga.
»Komm her«, sagte sie.
Susan schüttelte den Kopf.
»Dann hole ich dich!«
Den letzten Satz hatte auch der neben dem Bett liegende Hugo Westlake gehört. Für ihn war er wie ein Trompetenschrei, eine Warnung, und sie peitschte die tiefe Angst aus ihm heraus.
Assunga hatte sich etwas gedreht. So achtete sie nicht mehr auf ihr männliches Opfer. Jetzt drehte sie sich noch weiter, der Mantel schwang mit. Ein Teil seines Saumes bewegte sich auf Westlake zu, und der nutzte die Chance.
Er packte zu.
Seine Finger wühlten sich in den Stoff. Sie hielten ihn eisern fest.
Noch nie hatte er an einem Gegenstand so heftig gezerrt wie in diesem Fall an Assungas Mantel.
Auch sie konnte man überraschen.
Dieser Ruck war so unerwartet und plötzlich erfolgt, daß sie es nicht mehr schaffte, ihn auszugleichen.
Sie fiel.
Hugo Westlake rollte sich zur Seite, er wollte nicht unter dem Körper begraben werden.
Da fiel ein Schuß und eine laute Männerstimme brüllte nur ein Wort: »Deckung!«
***
Suko hatte sich nicht von mir einholen lassen. Er war auch vor mir in das Hotelzimmer gestürmt, hatte die Situation während einer Sekunde erfaßt, wobei er die Waffe längst in der Hand hielt und er aber sah, daß zwischen ihm und Assunga wie angewachsen die junge Susan Carter stand und sich nicht rührte.
Sie war ein Hindernis, sie mußte weg.
»Deckung!« brüllte er, in der Hoffnung, daß sie genau das Richtige tun würde.
Sie zuckte nur zusammen.
Suko zielte an ihr vorbei. Er hoffte,
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