0738 - Das Spiel des Laren
der über den Platz und die Platzränder tobte, ließ ihn davon absehen.
Das Schiff kam mit desaktivierten Impulstriebwerken herab.
Die Sturmböen und das Heulen, und Brausen wurden einzig und allein von den Luftmassen erzeugt, die von dem zweitausendfünfhundert Meter durchmessenden Giganten des Weltraums verdrängt wurden. Die Antigravprojektoren, die die „kalte" Landung ermöglichten, arbeiteten lautlos.
Alfen Baardenveen duckte sich, als er sah, wie die Randzone des Dschungels sich unter den Sturmböen niederbog.
Vertrocknete Sträucher flogen durch die Luft, Sand prasselte gegen das transparente Dach des Gleiters. Das Fragment eines Buschhemds verfing sich in der niedergebogenen Funkantenne und flatterte gleich der Karikatur einer Flagge.
Dann war das Raumschiff unten. Die gewaltigen Landeteller setzten auf und ließen eine flache Bebenwelle durch den Boden rollen. Die Teleskopstützen schoben sich um rund ein Drittel zusammen, federten leicht nach und verharrten in dieser Stellung, ein Zeichen dafür, daß das Gewicht des Schiffes weiterhin von Antigravprojektoren reduziert wurde.
Plötzlich wurde es totenstill.
Alfen Baardenveen richtete sich wieder auf und starrte mit offenem Mund zu der Schiffshülle hinüber, auf der in flammend roten Schriftzeichen nur zwei Worte standen: MARCOPOLO!
6.
Hotrenor-Taak lag bequem ausgestreckt in einem Schalensessel und beobachtete die Vorgänge auf dem Bildschirm, Die Szenen, die sieh dort abspielten, wurden von Fernkameras in der Außenhülle der falschen MARCO POLO aufgenommen und vom Trivideosender des Schiffes mittels scharf gebündeltem Richtstrahl zu dem Flaggschiff des Laren gesendet. Es handelte sich um Szenen aus der tomalkeynischen Hauptstadt Julianato wn.
„Sie reagieren wie erwartet", bemerkte der hünenhaft gebaute Mann neben Hotrenor-Taak. Er saß in einem Spezialsessel, denn die normalen Schalensessel der Laren hätten das Gewicht eines Überschweren nicht ertragen.
„Kopflos, emotionsbestimmt und fanatisch", erwiderte Hotrenor-Taak. „Eine blindlings reagierende Masse. Eben richtige Terraner," Maylpancer lächelte ironisch.
„Meinen Sie nicht, daß alle Massen so reagieren, Verkünder?"
erkundigte er sich.
Ohne den Kopf zu wenden, antwortete der Lare: „Wenn Sie damit andeuten wollen, daß eine entsprechend große und schlecht informierte Masse von Laren gleichartig reagieren würde, dann haben Sie recht, Erster Hetran. Aber wir Laren lassen die Voraussetzungen für solches Fehlverhalten bei uns erst gar nicht aufkommen. Das ist der Unterschied."
Mit einer Handbewegung wies er den für die Übertragungen verantwortlichen Offizier an, eine andere Sendung einzuspielen.
Das Bild der Stadt Julianatown erlosch. Dafür wurde das Gelände eines kleinen vernachlässigten Raumhafens gezeigt, der von Frachtschiffen umringt war. Im Unkraut zwischen den alten Frachtern waren Fluggleiter zu erkennen. Immer neue Flugmaschinen gesellten sich dazu. Manche waren durch Kollisionen mit anderen Gleitern beschädigt. Die Besatzungen verließen ihre Fahrzeuge und liefen auf die gelandete MARCO POLO zu.
Die Kamera in der Außenhülle der MARCO POLO schwenkte und zeigte einen riesigen Heerwurm: die Menschenmassen, die auf der Verbindungsstraße zwischen der Hauptstadt und dem Raumhafen heranstürmten. Da zu beiden Seiten der Verbindungsstraße dorniges Gestrüpp wucherte, mußten sich die Menschen notgedrungen auf der Straße zusammendrängen.
Immer wieder wurden Menschen, die an den Rand geraten waren, abgedrängt und stürzten ins Gestrüpp. Sie kamen jedoch jedesmal schnell wieder auf die Beine und kämpften sich in die Kolonne zurück.
„Unser Plan scheint aufzugehen", sagte Hotrenor-Taak.
Da er viel Wert auf gepflegte Umgangsformen legte, vermied er es, von „seinem" Plan zu sprechen und bezog den Überschweren ein.
Maylpancer runzelte die Stirn.
„Auf Tomalkeyn wird er sicher aufgehen", erwiderte er. „Ich frage mich nur, ob wir anderswo nicht zu spät kommen werden."
„Sie beziehen sich auf den Zwischenfall auf Olymp", sagte der Lare.
Maylpancer nickte.
„Wenn Rhodan zurückkehrt, muß er mit einem Fernraumschiff kommen, das ist noch heute meine Meinung. Da er so lange nichts von sich hören ließ, kann die Erde nur in unermeßliche Weiten verschlagen worden sein. Wenn ein Fernraumschiff von dort kommt, ist es gezwungen, seine Treibstoffvorräte so schnell wie möglich zu erneuern."
„Zuerst dachte ich genauso", erwiderte der
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