0738 - Das Spiel des Laren
Begeisterung, das waren die hervorstechenden Regungen, die der Agent ausmachen konnte.
War es das, was Hotrenor-Taak wissen wollte? überlegte er.
Wollte der Lare wissen, wie die Menschen auf die Rückkehr Perry Rhodans reagierten? Ob sie bereit waren, sich ihm vorbehaltlos zu unterstellen und ihm blindlings zu folgen, wohin immer er sie auch führte?
Es erschien einleuchtend.
Als Baardenveen sich jedoch überlegte, welche Bedeutung der Empfang Rhodans auf diesem einen Planeten für die Gesamtheit der galak-tischen politischen Züge und Winkelzüge hatte, wurde er wieder schwankend.
Für die galaktische Politik, für das Spiel um die Macht in der Milchstraße, war der Empfang Perry Rhodans auf Tomalkeyn praktisch bedeutungslos. Um die Macht des Konzils zu brechen, genügte nicht der Jubel fanatisierter Vhrato-Anhänger.
Dazu brauchte Perry Rhodan ein Potential an Raumflotten, Nachschubbasen und Werft- und Industrieplaneten, das das entsprechende Potential der Laren übertraf. Mit Geschrei ließ sich nun einmal kein Krieg gewinnen, und die Laren hatten in der Vergangenheit bewiesen, daß sie entschlossen kämpften, um sich in der Milchstraße zu behaupten.
Baardenveen kam zu dem Schluß, daß die Laren aus einem ganz anderen Grund daran interessiert waren, die Reaktionen der Kolonisten von Tomalkeyn zu analysieren.
Und wieder drängte sich dem Agenten der Gedanke auf, die MARCO POLO könnte eine Fälschung sein, mit der die Laren testen wollten, wie die Menschen auf das Erscheinen des Schiffes reagierten.
Oder mit der sie testen wollten, ob die Menschen die Täuschung durchschauten oder auf sie hereinfielen.
Alfen spitzte die Lippen und pfiff leise eine bekannte Melodie.
Er glaubte plötzlich, Hotrenor-Taaks Vorgehen zu verstehen.
Der Lare wollte feststellen, ob seine Fälschung ankam und wie sie ankam. Da der Planet Tomaikeyn aber keinen strategischen Wert besaß, wollte Hotrenor-Taak seine Fälschung nach bestandenem Test an einem anderen Ort einsetzen.
Wie alle Kolonisten wußte auch Alfen Baardenveen, daß das Gros der aus dem Solsystem geflüchteten Menschheit sich vor rund hundert-zwanzig Jahren in ein Versteck zurückgezogen hatte, um vor den Nachstellungen der Laren und Überschweren sicher zu sein.
Das war seinerzeit ein offenes Geheimnis gewesen. Zahlreiche Schiffe mit Flüchtlingen waren damals von den Überschweren aufgebracht worden. Sie hatten unter Druck ausgesagt, daß sie irgendwann und irgendwo auf Lotsenschiffe stoßen sollten, die sie zu einem Versteck bringen würden.
Aber niemand hatte gewußt, wo das Versteck lag und wie es aussah. Einige der Gefangenen waren während des Verhörs auf dramatische Weise umgekommen, Es hatte sich offensichtlich um Wissende gehandelt, deren Gehirne so präpariert waren, daß sie nicht gezwungen werden konnten, ihr Wissen preiszugeben, Demnach wußten die Laren bis heute nicht, wo sich das geheime Versteck der geflohenen Menschheit befand. Aber wenn die MARCO POLO mit Perry Rhodan zurückkehrte und nach dem Verbleib der Flüchtlinge forschte, würden diese Menschen bestimmt Kontakt aufnehmen und das Schiff in ihr Versteck führen.
Alfen Baardenveen lächelte triumphierend.
Doch sein Lächeln erlosch, als Perry Rhodan zu einer Rede ansetzte. Wieder schaute er durch sein Fernglas zur Rampe hinauf. Er kannte den ehemaligen Großadministrator von zahllosen Bildern, die überall in Wohnungen und Büros hingen.
Der Mann dort oben konnte kein anderer sein als der richtige Perry Rhodan. Hotrenor-Taak würde sich hüten, einen verkleideten Roboter einzusetzen. Das würde zu schnell durchschaut werden. Und einen lebenden Doppelgänger äußerlich und innerlich so zu präparieren, daß auch alte Bekannte Rhodans die Täuschung nicht durchschauten, hätte Jahre gekostet.
Alfen wurde mißmutig, als er merkte, daß er das Spiel des Laren noch lange nicht durchschaut hatte.
Er schaltete die Verstärker der Außenmikrophone seines Gleiters höher, um Rhodan besser verstehen zu können. Dann lehnte er sich zurück und lauschte der Stimme des Mannes, der nach hundertzwanzig Jahren Abwesenheit in die Heimatgalaxis zurückgekehrt war ...
„Meine Freunde!" sagte der falsche Perry Rhodan und mußte sofort eine Pause einlegen, um den tosenden Beifall verklingen zu lassen. Er hob beschwichtigend die Hände, wie er es im Psychotraining gelernt hatte.
Als die Menge schwieg, fuhr er fort, „Freunde, ich bin froh, wieder in der Heimat zu sein, und ich danke Ihnen allen,
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