0738 - Das Spiel des Laren
lächelte undefinierbar.
„Das denke ich auch, und auch die Doppelgänger von Rhodan, Mentro Kosum und Senco Anrat werden sicher keinen Fehler machen. Aber die falsche MARCO POLO hat viertausend Besatzungsmitglieder. Vor allem über die unteren Dienstgrade lagen außer den Personalsoldaten so gut wie keine Hinweise auf die Art, wie sie sich im Dienst und während der Freizeit geben, ihre individuelle Sprechweise, ihre situationsbedingten charakteristischen Bewegungen und so weiter vor.
Es waren nicht einmal alle Psychogramme aufzutreiben. Wenn jemand auftaucht, der einen dieser Leute persönlich kennt, könnte das Spiel platzen."
„Ich teile Ihre Befürchtungen nicht", erklärte der falsche Lloyd.
„Die meisten Leute, die jemanden aus der ursprünglichen Besatzung persönlich kannten, sind inzwischen entweder gestorben oder befinden sich im Greisenalter.
Aus diesem Grund brauchten wir ja bekanntlich nicht viertausend Doppelgänger zu schaffen, sondern konnten uns auf eine Auslese beschränken. Andernfalls käme die MARCO POLO nämlich mit einer vergreisten Besatzung zurück."
„Das ist mir alles bekannt", sagte der Psychologe.
„Dennoch werde ich ein ungutes Gefühl nicht los."
Der falsche Fellmer Lloyd erhob sich. Er spielte mit dem eiförmigen, metallischen Gegenstand, der an einer Kette vor seiner bloßen Brust hing. Er war zu sehen, weil Lloyds Doppelgänger seine grüne Kombination bis zum Gürtel offen trug.
„Ich wollte, das wäre ein echter Zellaktivator", meinte er wehmütig. „Dann wäre ich unsterblich wie der richtige Lloyd."
„Relativ unsterblich", korrigierte der Psychologe.
„Zellaktivatoren schützen nicht vor den Folgen äußerer Gewalt.
Ihre Träger können bei Unfällen ums Leben kommen, erschossen, erdolcht oder erschlagen werden, verbrennen, in Säure fallen und was der Scheußlichkeiten mehr sind."
Der falsche Lloyd lächelte düster.
„Alle diese Gefahren drohen auch gewöhnlichen Sterblichen", erwiderte er. „Aber was soll's!" Gestatten Sie, daß ich Mentro Kosum beim Training zuschaue?"
„Ich habe nichts dagegen", antwortete der Psychologe. „Aber vergessen Sie nicht, daß Sie heute noch drei Stunden im Simulator verbringen müssen, Lloyd!"
„In Ordnung, Sir!" erwiderte Lloyds Doppelgänger und ging.
Der Doppelgänger des Emotionauten Mentro Kosum befand sich in einer Fiktiv-Nachbildung der Hauptzentrale der MARCO POLO, umgeben von Projektionen, die die Zentrale-Besatzung darstellten und simulierten.
Der falsche Fellmer Lloyd durfte das Training natürlich nicht dadurch stören, daß er einfach in die Pseudo-Zentrale trat und sich unter die Projektionen mischte, von denen eine ihn darstellte.
Er beobachtete den Emotionauten durch eine Panzerglasscheibe, die nur von seiner Seite aus durchsichtig war.
Der Mann, der Mentro Kosum darstellte, ließ soeben seine SERT-Haube hochfahren. Von den zahlreichen Operationen, die vor allem sein Gesicht verändert hatten, war keine Spur mehr zu sehen.
Lloyds Doppelgänger erinnerte sich daran, daß die beiden Männer, die Mentro Kosum und Senco Anrat darzustellen hatten, die meisten Operationen und Gewebeverpflanzungen über sich hatten ergehen lassen. Da ihre Rollen nur von richtigen Emotionauten gespielt werden konnten, es andererseits aber schwierig war, Personen zu finden, die von Natur aus jene besondere Begabung aufwiesen, ohne die eine Ausbildung zum Emotionauten aussichtslos war, hatte man notgedrungen auf Männer zurückgreifen müssen, die keine allzu große Ähnlichkeit mit Kosum und Anrat besaßen.
Nach abgeschlossener Ausbildung hatte man den Doppelgänger Anrats durch Operationen um acht Zentimeter kürzen müssen. Der Doppelgänger Kosums dagegen war durch Knochentransplantationen in die Unterschenkel um viereinhalb Zentimeter vergrößert worden. Weniger schwierig war es gewesen, die schiefe Nase Anrats nachzubilden.
Die größte Schwierigkeit aber war das Antrainieren der Verhaltensweisen der beiden ausgeprägten Individualisten gewesen.
Für den Doppelgänger Kosums kam besonders erschwerend hinzu, daß das Original für seine blitzartig aus bestimmten Situationen geborenen Knüttelverse berühmt-berüchtigt gewesen war. Er hatte lernen müssen, was man eigentlich nicht lernen kann, nämlich eine Begabung, Der falsche Lloyd lächelte, als der Doppelgänger Kosums soeben einen solchen Knüttelvers vortrug.
„Die Sonne brennt auf den Verstand, ich glaub', sie hat ihn schon verbrannt!" krächzte der Mann
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