0738 - Luzifers furchtbares Erbe
Versucht mal zu fliehen.« Er hatte seine Dämonenpeitsche gezogen und die drei Riemen ausfahren lassen.
»Und ich warte darauf, euch eure verdammten Köpfe abzuschneiden!« keuchte Jiri von der Tür her.
»Ich hätte es im Sommer schon tun sollen. Jetzt ist es hoffentlich noch nicht zu spät!«
Die beiden reagierten nicht. Okay, sie waren Kreaturen der Finsternis, ein Erbe Luzifers, aber nach außen hin sahen sie aus wie Menschen, und so reagierten sie auch.
Sie waren überrascht und wahrscheinlich auch entsetzt.
Ich konnte sie aus kurzer Distanz sehen. Sie trugen Lederkleidung und Schals um die Hälse geschlungen. Einer hatte den größten Teil seines Haars unter einer Pudelmütze verborgen, der andere war barhäuptig. Ihre Gesichter waren gerötet, die Lippen sahen aus wie blasse Schläuche, die Nasenflügel zitterten.
Normale Gesichter, nichts Außergewöhnliches. Wer sie so sah, konnte sich kaum vorstellen, daß die beiden zu den fürchterlichsten Kreaturen gehörten, die es gab.
Ich sprach und fragte: »Ihr wolltet Rita holen, nicht?«
»Sie ist an der Reihe.«
»Wo wolltet ihr sie hinbringen?«
»Zu ihm.«
»In den Supermarkt?«
»Ja.«
»Wie nett.« Ich grinste kalt. Bisher hatte nur der Pudelmützenträger gesprochen, und das blieb auch so, denn er warnte mich und meine Freunde. »Ihr könnt uns nicht aufhalten. Wir sind besser, wir sind stärker. Hinter uns steht eine Macht, die es schafft, die Menschheit zu verbrennen, sie auszulöschen. Keiner kommt gegen sie an. Aber jetzt ist nicht nur sie an der Reihe, auch ihr. Wir werden euch alle holen und dem Götzen opfern.«
»Im Supermarkt.«
»Ja, das alte und das neue. Archaisches zwischen dem Modernen, das ist schon so etwas wie satanische Kunst. Eine Performance des Satans, eine perfekte Darstellung…«
»Das glaube ich euch gern. Wir werden auch in den Supermarkt gehen, nur ohne euch.«
Ich zeigte keine Angst, im Gegensatz zu dem Mädchen hinter mir. Rita zitterte, sie hatte Mühe sich zu beherrschen. Ihr warmer, keuchend ausgestoßener Atem streifte meinen Nacken.
Sie hatten mich verstanden, und nun zeigten sie mir, was in ihnen steckte.
Beide verwandelten sich. Sie drückten ihre dämonische Gestalt hervor. Sie wollten mir beweisen, wie mächtig sie waren. Ich konnte nichts erkennen, denn noch blieben sie Menschen, aber ich nahm einen verdammten Geruch wahr, der von ihnen ausströmte wie der Schweißgeruch von einem Menschen. Nur rochen sie nach Höllenrauch.
Einer hob den rechten Arm.
Es hatte keine Finger mehr, sondern lange, leicht nach vorn gebogene Krallen mit spitzen Nägeln.
Er hob den Arm an.
In seinem Gesicht tat sich ebenfalls etwas. Auch für mich sichtbar, schüttelte er die Maske ab.
Ich schaute in eine flache Hundeschnauze, die aussah, als würde sie unter Glas liegen. Gleichzeitig öffnete sie das breite Maul. Zwei mörderische Zahnreihen schimmerten wie Perlmutt.
Hinter mir schrie Rita.
Da schoß ich.
Gleichzeitig setzte sich auch Jiri in Bewegung. Er wollte sich auf die zweite Kreatur stürzen, die aber hatte es geahnt. Ihre Reaktion bekam ich mit, als ich sah, wie das häßliche Gesicht vor mir regelrecht zerflatterte und zu einem rosigen Nebel wurde.
Jiri war zu langsam.
Der andere hatte die Gefahr geahnt. Er duckte sich, fuhr herum und riß seinen Arm hoch.
Ein Glückstreffer erwischte Jiris Handgelenk. Er konnte das Messer nicht mehr halten, es trudelte weg, landete irgendwo am Boden, und dann rammte ihm der Dämon den gesenkten Kopf in den Leib, als wollte er mit seiner Raubtierschnauze den Bauch aufreißen.
Jiri prallte gegen eine Kommode und räumte dort zwei Teller und einen Kerzenleuchter ab.
Die zweite Kreatur hatte sich ebenfalls verwandelt. Sie war zu einer mehräugigen Bestie geworden, deren Rest des Gesichts nur mehr aus Maul bestand.
Sie wollte fressen.
Etwas senkte sich von hinten her über ihren Schädel. Drei bräunliche Streifen, die aussahen wie glänzendes Leder. Doch sie bestanden nicht aus Leder, sondern aus der Haut eines mächtigen Dämons, denn Suko wollte sie mit den gleichen Waffen schlagen.
Sie hingen fest, er konnte die Kreatur zurückzerren, deren schreckliches Gesicht plötzlich Blasen warf und dabei anfing zu verkohlen. Eklig stinkender Rauch durchwehte den Raum, und Suko drehte die Riemen erst ab, als die Kreatur am Boden lag.
Ihre Beine zuckten, sie zog sich zusammen, der Kopf war unter einer Rauchwolke verborgen. Ich öffnete ein Fenster, um etwas von dem Gestank
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