0738 - Luzifers furchtbares Erbe
konnte, prallte er gegen sie und riß sie um.
Das Unterholz war gnädig, als es die beiden Menschen auffing. Farne hatten ein weiches Bett gebildet, und alte Äste waren zur Seite hin gebeugt, so daß sie nicht mit ihren harten Enden in die Körper der Menschen stießen.
Ein Bett aus Laub, Zweigen und Farnen fing sie ab wie eine für sie gemachte Wiege.
Sie lagen da. Sie bewegten sich nicht. Sie lauschten dem hin und wieder unter ihnen aufklingenden Knacken, als noch trockene Zweige brachen. Ansonsten war nur ihr eigener, heftiger und keuchender Atem zu hören, und es war Jiri, der sich zur Seite rollte, weil er durch sein Gewicht den Körper der Frau nicht belasten wollte. Rita hatte genug durchgemacht, sie brauchte jetzt Ruhe, ebenso wie er.
Beide ließen sich Zeit, obwohl sie wußten, daß sie der Gefahr noch nicht entronnen waren. Die Kreaturen der Finsternis - das wußte besonders Jiri Sabka - würden so leicht nicht aufgeben. Wahrscheinlich waren ihnen zum erstenmal Menschen entwischt. Das konnten sie einfach nicht hinnehmen, denn diese Menschen wußten jetzt über sie Bescheid. Das konnten sie sich nicht leisten. Diese Urzeit-Dämonen arbeiteten im Verborgenen, aber nicht weniger effektiv. Was sie schon an Leid und Elend über die Welt und deren Bewohner gebracht hatten, war kaum noch zu erfassen. Da konnte man sich höchstens auf Vermutungen verlassen.
Daran wollte Jiri nicht denken. Er mußte jetzt seine und die Sicherheit des Mädchens in den Vordergrund stellen.
Er hörte Rita weinen.
Es war gut so, sie hatte den ersten Schock überwunden, aber vergessen würde sie nie.
Plötzlich sagte sie etwas, das ihn fast hätte auflachen lassen. »Und ich wollte zum Tanzen, zum Sommerfest. Ich wollte feiern, lustig und glücklich sein. Jetzt liege ich hier.«
Sie hatte den letzten Satz traurig ausgesprochen, was Jiri nicht so hinnehmen konnte. »Du lebst«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, du bist am Leben, und ich ebenfalls.«
»Ja, du hast es geschafft, Jiri.« Sie tastete nach seiner Hand. Als sie ihr Ziel gefunden hatte, stellte sie eine entscheidende Frage. »Wer bist du, Jiri?«
»Nur ein einfacher Getränkekutscher.«
»Nein, das bist du nicht. Du bist mehr, Jiri, viel mehr. Du bist etwas Besonderes, das spüre ich immer mehr, das habe ich immer schon gespürt.«
Er wälzte sich herum. »Das ist alles schön und gut, Rita, aber wir können nicht hierbleiben.«
»Der Wald ist dicht.«
Er schaute auf sie nieder. Sie lag auf den Rücken, atmete heftig und hatte sich bereits für den Tanz umgezogen. Sie trug einen eleganten weißen Hosenanzug aus sommerlich dünnem Stoff, der jetzt alles andere als weiß aussah, völlig verschmutzt und an einigen Stellen eingerissen war. Bei ihrer Flucht hatten sich Dornen in die Kleidung gekrallt.
»Er ist zwar dicht, Rita, aber nicht zu dicht für die Kreaturen der Finsternis.«
Sie schauderte und flüsterte: »Du sprichst von ihnen, als würdest du sie kennen.«
»O ja.« Zweimal nickte er. »Ich kenne sie. Ich kenne sie sogar verdammt gut.«
»Dann hast du mir etwas voraus.«
»Leider.«
Rita überlegte. Dann fragte sie: »Und warum haben sie mich geholt, Jiri? Ausgerechnet mich?« Ihr Blick bildete ein Fragezeichen, sie verstand die Welt nicht mehr.
»Sie brauchten jemand.«
Rita war mit der Erklärung nicht zufrieden. »Sie hätten sich jeden anderen holen können. Es sah so aus, als hätten sie es auf mich abgesehen.«
Er zog sie auf die Füße. »Es ist ihnen egal, Rita, sie brauchen ein Opfer. Zudem bist du eine hübsche Person. Wenn jemand wie du stirbt, wird es ihnen eine besondere Freude sein, dabei zuzuschauen.«
Trotz der Dunkelheit war zu sehen, wie Rita sich schüttelte. »Wer sind sie denn? So wie du redest, hört es sich an, als würdest du sie gut kennen.«
»Gut ist sicherlich übertrieben, aber ich kenne sie. Es sind Menschen und wiederum nicht. Sie leben in einem furchtbaren und auch ungewöhnlichen Zustand. Mal Mensch, mal Dämon oder Monster. Sie haben beides miteinander verbunden. In ihnen sind zwei Gestalten vereint. Ich kenne die eigentliche Gestalt der Urdämonen. Die hat es schon gegeben, bevor Menschen überhaupt anfingen, über die Zeit nachzudenken und mit ihr zu rechnen. Das ist eine uralte Schöpfung.«
»0 Gott.«
»Nein, nicht von ihm.«
Sie unterhielten sich nur flüsternd, und Rita fragte dann auch leise. »Von wem dann? Vom Teufel?«
»Ich habe einen anderen Namen dafür.«
»Sag ihn
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