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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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und einer wartet… Nakor,
auf die Wiederkunft… der Todesfluß… der unheilige Dom… Monstren, überall… ich
werde sterben, denn ich habe sie gesehen… sie wollen Leben… die Farben… rot violett… dunkles Grün, das
aus den Wänden zu dringen scheint… lebende Schatten… ah!« Er richtete sich
blitzschnell auf, starrte mit weitaufgerissenen, angsterfüllten Augen in die
Ferne, und ein Schüttelfrost ließ seinen Körper erbeben.
    »Beruhigen Sie sich, Mister Gadock! Legen Sie sich
hin!« Die junge Schwester hatte Mühe, den Fiebernden wieder in die Kissen
zurückzudrücken. Dann entspannten sich seine Muskeln, aber das schnelle Atmen
blieb. Agatha Stancer prüfte den Puls. Sie war mit dem Ergebnis nicht zufrieden
und injizierte ein Kreislaufmittel. Doch der Körper reagierte nicht, weder auf
fiebersenkende Mittel noch auf andere Medikamente.
    Die Augenlider des Patienten zuckten, er bewegte
ständig die Lippen. Unartikulierte, leise Töne kamen aus seinem Mund, nun
überhaupt nicht mehr verständlich. Das kurze, oberflächliche Atmen beunruhigte
die Nachtschwester.
    » Vergessene Stadt… Nakor… niemals die Formel
sprechen… ich muß Tanaka warnen… er darf nicht hin… wie furchtbar, o mein Gott!«
    Gadock mußte schreckliche Bilder sehen. Was hatte
dieser Mann erlebt, daß es ihn jetzt so beschäftigte?
    Es war offensichtlich, daß sich sein Zustand weiter
verschlechterte. Der Kranke war abgemagert, seine Augen lagen tief eingesunken
in schwarzumränderten Höhlen.
    Ob er die Nacht noch überstand?
    »Schwester?«
    »Ja, bitte?« Agatha Stancer hatte schon viele Menschen
betreut und vielen Sterbenden beigestanden. Aber was dieser Mann
zusammenphantasierte, ging ihr unter die Haut. Welche Schreckensbilder rollten
vor seinem geistigen Auge ab, in was für einen Bann war er geraten?
    »Tanaka… nein, ich werde es nicht tun… das Notizbuch,
der Kalender, Schwester… ich schenke ihn Ihnen… nehmen Sie ihn an sich! Im
Seesack. Er liegt im Seesack, in grünes Kunstleder gebunden. Holen Sie ihn!
Bitte!«
    Agatha tat ihm den Gefallen. Der alte, abgegriffene
Kalender – aus dem Jahr 1948. Er war fleckig, manche Seiten eingerissen und
zerknittert, weil sie durch die feuchte Luft, der sie nun schon rund ein
Vierteljahrhundert ausgesetzt waren, gelitten hatten.
    »Behalten Sie ihn! Nie aus der Hand geben, auch wenn
Tanaka danach fragen sollte, wenn ich nicht mehr bin… zu seinem Schutz…
vernichten Sie den Kalender, Schwester… nicht darin lesen… großes Unheil wird
sonst über Sie kommen!«
    Sein Kopf fiel auf die Seite. Einen Moment dachte
Agatha Stancer, daß er ausgelitten hätte, aber dann sah sie, daß er noch
schwach atmete. Sie bettete seinen Kopf richtig, deckte Gadock zu und nahm den
alten Kalender an sich, ohne einen Blick hineinzuwerfen.
    Agatha verließ das Krankenzimmer. Die Tür ließ sie
einen Spalt offen stehen, um jedes Geräusch sofort zu hören, führte ihre
Kontrollen durch, machte Eintragungen in eine Liste und setzte sich wieder in das Schwesternzimmer, in dem eine
Tischlampe die Schreibplatte ausleuchtete, wo ein Buch aufgeschlagen lag.
    Zehn Minuten herrschte absolute Stille, und Agatha Stancer
verbrachte die Zeit mit ihrer Lektüre. Dann klingelte das Telefon.
    Agatha Stancer meldete sich. »Ah, du bist es, Perry,
das ist nett, daß du anrufst.« Sie freute sich aufrichtig.
    Am anderen Ende war Perry Muthly, ein junger
Journalist, mit dem sie seit einiger Zeit befreundet war.
    »Ich habe gedacht, ich rufe mal an. Bei dir ist ja
doch nichts los, und du kommst vor Langeweile um. Hier in der Redaktion sieht
das ganz anders aus. Vor einer Stunde wollte ich dich schon anzurufen, aber es war einfach nicht möglich.«
Er seufzte. »Wenn das so weitergeht, dann sehe ich schwarz für unsere Ehe,
Baby. Du im Nachtdienst, ich nachts in der Redaktion. Wenn wir beide nach Hause
kommen, fallen wir todmüde in die Federn. Unser Liebesleben ist dann für die
Katz’!«
    Sie lachten beide.
    Perry erzählte, was in der Redaktion los war. Trotz
aller Hektik geschah eigentlich nichts Aufregendes. Er erklärte ihr, daß er in
einer halben Stunde mit einer Nachtstreife das Hafenviertel durchkämmen werde.
Morgen früh sollte ein Exklusivbericht über seine Erlebnisse im Morning Express erscheinen, für den er arbeitete. Besonders die Rauschgiftszene sollte
unter die Lupe genommen werden.
    »Aber damit lockt man auch keinen müden Hund mehr
hinterm Ofen vor, Baby«, schloß er. »Die Leute sind

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