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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hat.«
    »Es muß ein Freund von ihm sein. Er kommt von weit
her. Ein Japaner. Aus Tokio. Hatte es verdammt eilig.«
    »Ach so!« Perry hatte markant gezeichnete, scharfe
Lippen und eine ausgeprägte Nase – ein interessantes, männliches Gesicht. Doch
seine Haut wirkte momentan schlaff und teigig, aber das kam vom mangelnden
Schlaf. Muthly war ein Hans Dampf in allen Gassen. Er meinte, seine Finger
überall drinhaben, sich um jede Kleinigkeit persönlich kümmern zu müssen. Das
zeigte sich oft als sehr wirkungsvoll. Es stand fest, daß sich seine Storys
sehen lassen konnten.
    Eine halbe Stunde verging.
    »Einen Tee, Perry?«
    »Nein, nicht nötig. Ich muß mal ordentlich
ausschlafen, das ist wichtiger. Der Japs könnte auch endlich mal herauskommen.
Was will er bei Gadock, wenn doch nicht viel mit ihm anzufangen ist?«
    »Man muß ihn nur laut ansprechen. Manchmal gibt er
erstaunlich klare Worte von sich, aber ich glaube, er macht’s nicht mehr lange.
Sieht schlimm aus.«
    »Was hat er denn?«
    Harriet Snile zuckte die Achseln. »Wenn man das wüßte,
wär’s vielleicht einfacher. Noch etwas, Perry: Wasch dir die Hände, bevor du
rausgehst, auch wenn du nichts anfaßt und komm ihm nicht zu nahe! Nur zur
Vorsicht, klar?«
    Er nickte.
    Dann öffnete sich die Tür des Krankenzimmers. Tanaka
Omko kam heraus. Sehr schlank, drahtig, ein kleiner, beweglicher Mann mit
gescheiteltem, öligglänzendem Haar und einer in Silber gefaßten Brille.
    Perry Muthly versuchte, das Alter des Mannes zu
schätzen. Bei asiatischen Typen fiel ihm das immer schwer. Tanaka Omko konnte
ebensogut dreißig, als auch fünfundvierzig sein.
    Der Japaner bedankte sich bei der Schwester für den
Besuch und sagte, daß er im Laufe des Tages gern noch einmal vorbeischauen
würde. Er gab den Namen seines Hotels und die Rufnummer an, unter der er zu
erreichen war.
    Dann ging er den Korridor herunter und bog um die
Ecke.
    Perry Muthly ging ins Zimmer zu dem Kranken.
    Bleich und mit halbgeöffneten Mund lag Oliver Gadock
röchelnd in seinen Kissen. Die Stirn war mit kaltem Schweiß bedeckt.
    »Mister Gadock?« Perry Muthly blieb am Fußende des
Bettes stehen. Er rief zweimal laut und deutlich den Namen. Oliver Gadock
zuckte zusammen. Er schloß kurz den Mund.
    »Hmmm… ja… mmmhmmm?«
    »Können Sie mich hören, Mister Gadock? Ich möchte mit
Ihnen sprechen. Über die Vergessene Stadt , wo Sie gewesen sind.«
    Harriet Snile kam auch ins Krankenzimmer. »Er wird
zusehends schwächer«, murmelte sie. »So schlimm sah es heute morgen nicht aus.
Das Fieber zehrt an seinen Kräften.« Sie legte ihre schmale Hand auf die Stirn.
»Sie fühlt sich sehr heiß an, sieht gerade so aus, als hätte sich der Mann
verausgabt.«
    »Der Besucher, der Japaner, Harriet! Vielleicht ist es
ihm gelungen, Gadock zum Sprechen zu bringen und…« Perry stockte. Das Röcheln
hörte schlagartig auf. Dann herrschte Totenstille! Oliver Gadock starb, ohne
das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.
     
    ●
     
    »Verdammt«, fluchte Perry Muthly und ballte seine
Hände zu Fäusten. »Zu spät!« Er fuhr sich nervös über die Lippen, als wäre ihm
etwas Wichtiges entgangen. »Entschuldige, Harriet! Der Japaner… Ich muß mit ihm
sprechen, bevor er das Krankenhaus verläßt.«
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt, noch ehe Harriet
Snile etwas erwidern konnte. Wie ein Schatten huschte er aus der Tür und eilte
durch den Korridor zum Aufzug, der gerade in einem der oberen Stockwerke
verschwand. Der Journalist benutzte die Treppe.
    Es war erstaunlich, daß er sich trotz seiner Müdigkeit
so rasch und federnd bewegte. Wenn es um etwas ging, dann war Perry Muthly voll
da.
    Er erreichte das Portal. Rund zwanzig Schritte vor
sich sah er den Japaner, der zwischen den gepflegten Anlagen auf das Haupttor
zusteuerte.
    Perry spurtete los. Es bereitete ihm keine
Schwierigkeiten, den Japaner einzuholen. »Entschuldigen Sie, Sir«, keuchte er.
Der Angesprochene blieb stehen. »Ja, bitte?«
    »Sie sind Mister Omko, nicht wahr? Ich habe Ihren
Namen gehört, als Sie mit der Schwester über Ihren Freund Gadock sprachen. Ich
komme gerade von ihm. Er ist tot!«
    Die Lippen des Japaners wurden hart. »Das tut mir
leid, aber damit war zu rechnen. Nur, daß es jetzt so schnell gehen würde!« Ein
schmerzliches Lächeln umspielte seinen Mund. »Vielen Dank, Sir, daß Sie sich
die Mühe gemacht haben und mir nachgelaufen sind, um mir die Nachricht zu
überbringen. Es ist gut, daß ich gleich seinem Ruf

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