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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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war er gar nicht da und mit seinen Gedanken
woanders. Dann fühlte er sich nicht gut und legte sich aufs Ohr.«
    »Wann war das, Kapitän?«
    »Ungefähr drei Wochen später, nachdem wir ihn
aufgenommen hatten. Er sah schlecht und knittrig aus, wie ein alter Mann, er
bekam plötzlich hohes Fieber. Aber er war noch bei Bewußtsein und bat, einen
Funkspruch nach Tokio auf den Weg zu bringen. Die dortige Empfangsstation
sollte seine Nachricht als Telegramm an den Empfänger weitergeben. Dann wurde
er bewußtlos.«
    »Was stand in dem Telegramm?«
    »Das weiß ich noch genau. Normalerweise ist das Sache
meines Funkers, und ich kümmere mich nicht darum. Aber bei Gadock war es etwas
anderes. Diesmal jedenfalls. Es kam uns so vor, als wäre es sein letzter Wille.
Bevor er sich endgültig schweißüberströmt und mit flatterndem Puls in die Koje
zurücklegte, meinte er, daß er wohl nicht mehr auf die Beine kommen werde. Er
hätte zuviel gewagt, und verloren. Ach so, was im Telegramm stand. Ein
komischer Satz, ungefähr dieser Wortlaut: Es gibt die Stadt. Das war alles.«
    Professor Harland schüttelte den Kopf. »Verstehe ich
nicht.«
    »Ich auch nicht. Aber das war’s, Doktor. Was soll das
mit seiner Krankheit zu tun haben?«
    »Ich weiß nicht, ich weiß es wirklich nicht.« Tony
Harland war sehr nachdenklich geworden. Plötzlich hob er den Kopf. »Kapitän«,
sagte er.
    »Ja?«
    »Wissen Sie noch, an wen das Telegramm ging?«
    »An einen Japaner, denn die wohnen in Tokio«,
entgegnete der Vierschrötige. »Nein, tut mir leid, an den Namen erinnere ich
mich nicht. Wenn Sie aber Wert darauf legen, laß ich nachsehen. Aber nicht
jetzt. Ich ruf Sie morgen früh an, bevor wir die Anker lichten, wenn Ihnen das
recht ist. Ich möchte jetzt zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Betty
kommt.«
    Tony Harland erblickte ein feenzartes Wesen, das
genaue Gegenteil von Jenny, mit einer Wespentaille, die der Kapitän der Madox mit einer Hand fast umspannen konnte.
    Das tat er auch gleich zur Begrüßung. Betty stieß
einen koketten Schrei aus, hüpfte mit ihrem Federgewicht auf den Schoß des
Kapitäns und schlang ihre langen, nackten Arme um seinen Hals. Sie trug ein
großgemustertes Kleid mit schmalen Trägern, das so gut wie nichts mehr
verdeckte.
    »Na, Baby… und deswegen hast du mich so lange warten
lassen? Nur, um dieses Fähnchen anzulegen? Die Zeit, die du dazu gebraucht
hast, ist eigentlich zu schade. Nachher liegt das Ding doch wieder unterm Bett,
wie ich mich kenne.«
    Mit dem Vollbärtigen war jetzt nichts mehr anzufangen.
Je länger Tony Harland mit dem Kapitän gesprochen hatte, desto größer war der
Fragenkomplex geworden, der ihm am Herzen lag.
    Harland trank sein Glas nicht mehr leer. Er legte eine
Pfundnote auf den Tisch, verabschiedete sich, was der Kapitän kaum mitbekam,
und verließ die rauchige Hafenkneipe.
    Tief atmete er die kühle, frische Luft ein, die vom
Hafen her sein Gesicht streifte. Aber frisch stimmte eigentlich nicht. Es roch
nach Teer, Öl und faulenden Fischen. In dem Kopf des Professors drehte sich
alles. Was diesen Oliver Gadock anbelangte, so beschäftigte er sich mit ihm,
mehr als je zuvor mit einem anderen Patienten.
    Hing es damit zusammen, daß er instinktiv spürte, wie
wenig er mit herkömmlichem Wissen weiterkam, oder spielte unterschwellig der
Gedanke eine Rolle, daß er glaubte, einer neuen, bisher unbekannten Krankheit
auf der Spur zu sein?
    Er ahnte etwas, und doch war er mit seiner Ahnung weit
von der Wahrheit entfernt, denn er hatte nie etwas von Nakor gehört, nie etwas
von der Vergessenen Stadt , von der Rachegöttin Rha-Ta-N’my, die in grauer
Vorzeit ihre Dämonenheere auf die Erde schickte. Zu einer Zeit, als sich
göttliche und höllische Wesen vor der Geburt der Menschheit auf der Erde
begegneten.
    Oliver Gadock, ein Außenstehender, der sich nie mit
dem zufriedengab, was seine Augen ihm von der Welt zeigten, der immer tiefer
schürfte, hatte eine großartige und gleichzeitig gefährliche Entdeckung
gemacht.
    Seine rätselhafte Krankheit war ein Teil der
Vernichtung, die er mitbrachte. Aber nicht durch sie sollten Menschen
angesteckt und getötet werden. Oliver Gadock hatte ein viel schrecklicheres
Vermächtnis mitgebracht, das Tausende ins Grab bringen sollte!
     
    ●
     
    Schwester Agatha Stancer hatte in dieser Nacht Dienst.
Sie war jung, hübsch und trug das schwarze Haar kurzgeschnitten. Die
Ponyfransen waren nach vorn gekämmt, so daß ihr schmales,

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