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074 - Echse des Grauens

074 - Echse des Grauens

Titel: 074 - Echse des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Tagebuchaufzeichnungen zu lesen. Sie wollte den vergammelt
aussehenden Kalender aus der Hand legen, aber wie gebannt las sie schließlich
weiter.
    Und das war ihr Tod!
     
    ●
     
    Oliver Gadock schrieb seine Gedanken von der Vergessenen
Stadt nieder, von der er zum ersten Mal als Fünfzehnjähriger gehört hatte.
Was bei anderen in ein Ohr hinein, und aus dem anderen wieder herausging, wurde
bei ihm zu einer fixen Idee.
    Die Geschichte eines alternden Seemanns, der ihm die
Mär von der Horrorstadt in einem Hafen in Bangkok erzählte, wo Gadock als
blinder Passagier auf einem Frachter mitgefahren war, verfolgte ihn ständig.
    Agatha Stancer überblätterte mehrere Seiten. Es
interessierte sie, was Gadock wohl in der Vergessenen Stadt erlebt
hatte, von der er behauptete, sie wahrhaftig entdeckt zu haben.
    Agatha war müde und doch auf eigenartige Weise seltsam
erregt, kribbelig und nicht in der Lage einzuschlafen. Von dem in verblichenem
Kunstleder gebundenen Kalender ging eine Faszination aus, der sie sich nicht
entziehen konnte. Plötzlich blätterte sie zurück. Ihr war beim raschen
Durchsehen eine Seite aufgefallen, auf der nur wenige und größere Buchstaben
gestanden hatten.
    Nakor, Sohn des zweiköpfigen Odur, Sohn der
wahnsinnigen Irta, in dir schlummert das Chaos. Der Tag wird kommen, an dem du
zu neuem Leben erwachen wirst, an dem dir neue Opfer dargebracht werden. Warte
nur auf Rha-Ta-N’my! Darunter am Rand eine Bemerkung in Klammern: Niemals
diese Beschwörung laut aussprechen!
    Agatha preßte die Augen fest zusammen.
    Draußen wurde es heller, aber davon merkte sie nichts.
    Ihre Augen brannten. Sie starrte noch immer auf den
merkwürdigen Satz, den sie nicht begriff und der aus einem Sagenbuch
abgeschrieben schien.
    Sie dachte an Gadocks Worte, der sie darum gebeten
hatte, den Taschenkalender verschwinden zu lassen.
    Und nun diese Bemerkung unten am Rand der Seite! Was
hatte das alles zu bedeuten?
    Warum machte Gadock es so spannend?
    Eine seltsame Vermutung kam ihr. Der Mann war
verrückt! Schon lange mußte er nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte
sein, sonst wäre er nicht so versessen darauf gewesen, einem Kindertraum
nachzujagen.
    Sie merkte, wie es sie verlockte, den Satz häufiger zu
lesen, und mit einem Mal sagte sie ihn halblaut vor sich hin.
    »Nakor, Sohn des zweiköpfigen Odur, Sohn der
Wahnsinnigen Irta, in dir schlummert das Chaos. Der Tag wird kommen, an dem du
zu neuem Leben erwachen wirst, an dem dir neue Opfer dargebracht werden. Warte
nur auf Rha-Ta-N’my!«
    Was hatte das Rauschen in ihren Ohren zu bedeuten?
    Sie hatte plötzlich das Gefühl, als träfe sie ein
glühender Wind.
    Der Tod kam rasend schnell! So schnell, daß sie weder
schreien noch sonst reagieren konnte.
    Eine glühende Flamme fraß sich in ihr Innerstes und
löschte ihr Bewußtsein aus.
     
    ●
     
    Perry Muthly kam erst wenige Minuten nach acht ins
Krankenhaus.
    Er sah bleich und übernächtigt aus. Im Hafen war die
Polizei durch Zufall auf ein Versteck gestoßen, in dem fünfhundert Kilo
Haschisch und mehrere tausend LSD-Trips in Zuckerwürfeln entdeckt wurden. Aber
damit nicht genug! Es kam zu einer handfesten Schießerei, denn drei Dealer,
durch das unerwartete Auftauchen der Streifen aufgeschreckt, verloren die
Nerven.
    Ein Dealer war tot, ein Beamter verletzt. Im Hafen war
im Morgengrauen der Teufel losgewesen.
    Und kein Reporter und Journalist weit und breit – nur
er als einziger Berichterstatter direkt an der Front. Das gab einen
Exklusivbericht für den Morning-Express , der sich sehen ließ. So konnte
aus einem abgegriffenen Thema noch eine Sensation werden.
    All das, was er ursprünglich schreiben wollte, hatte
er zusammengestrichen und die Reportage mit hervorragenden Fotos, die von der
Polizei schon freigegeben wurden, zu einem fast einseitigen Bericht auf der
ersten Seite ausgedehnt. Stoff gab es genug. Er brachte sogar ein Interview mit
einem der Gangster. Der hatte das Fazit in einem einzigen Satz zusammengefaßt.
Und dieser prangte als fette Überschrift über der Reportage: Alles ein großer
Mist!
    Bis vor wenigen Minuten war er mit dem Abfassen des
Berichts beschäftigt gewesen.
    Perry Muthly begrüßte Harriet Snile und meinte: »Agatha
wird dir sicher Bescheid gesagt haben.«
    »Hat sie, Perry. Aber im Moment kannst du nicht rein.
Er hat Besuch.«
    Perry Muthly warf einen Blick zu der angegebenen Tür.
Sie war verschlossen. »Eigentlich erstaunlich, daß er schon jetzt Besuch

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