0740 - Todesgruß der Templer
Wahrscheinlich hat diese andere Macht all das mitbekommen, das wir miteinander besprochen haben.«
»Kann sein.«
»Er ist in der Nähe, und er bleibt auch in der Nähe!« flüsterte der Anwalt. Er schaute sich in seinem eigenen Büro um wie ein Fremder. »Ich fühle mich hier nicht mehr sicher.«
Das konnte ich nachvollziehen. Auch mir wäre es in seiner Situation ähnlich ergangen. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, Sir, wenn wir Ihre Wohnung verlassen?«
»Und wo dann hingehen?«
»In meinen Wagen.«
Ellroy überlegte. »Dann muß ich meine tote Frau zurücklassen«, murmelte er.
»Das weiß ich. Es ist mir klar, daß es Ihnen schwerfällt. Aufgrund der Vorgänge aber sehe ich keine andere Möglichkeit. Ich werde die Leiche Ihrer Frau später abholen lassen, im Moment aber sind andere Dinge wichtig, so schlimm es sich auch anhören mag.«
Zuerst bewegte er sich auf seinem Stuhl. Er schob ihn zurück. Dann stand Ellroy auf. Er zitterte dabei und flüsterte: »Okay, Mr. Sinclair, Sie haben recht.«
»Gut.«
Er ging mit schweren Schritten. Ich schaute auf seine Hand. Der Verband verfärbte sich allmählich rot. Nach unserem Gespräch würde ich ihn ins Krankenhaus fahren, wo die Verletzung behandelt werden konnte. Ich durfte ihn leider nicht dort lassen, weil ich ihn noch brauchte.
Der Anwalt schaute sich in seinem privaten Arbeitszimmer um, als wollte er endgültig Abschied nehmen. Ein gewisser Abschied war es, auch, denn er stand von nun an allein auf der Welt.
»Ich hole nur meinen Mantel«, sagte er, »dann können wir gehen.«
»Okay.«
Er verließ den Raum. Seine Schritte hörte ich auf dem Flur verklingen. Dann wurde es still.
Mir fiel siedendheiß ein, daß ich ihn lieber nicht allein lassen sollte, denn nach wie vor hatte es die andere Seite auf ihn abgesehen. Als ich gehen wollte, hielt mich ein seltsames Zischen zurück, das auch einer defekten Gasleitung hätte entstammen können.
Das war es nicht, denn aus dem Zischen hervor formten sich Worte, die sogar relativ klar zu verstehen waren, nur konnte ich den Sprecher nicht entdecken.
»Ich bin noch da«, zischelte es. »Ich kriege euch. Darauf könnt ihr euch verlassen! Wir werden gewinnen…«
Stille - aus - vorbei!
Ich stand da wie auf glühenden Kohlen. Schaute mich um, blickte in die Höhe, streifte jeden Winkel, ohne jedoch etwas entdecken zu können. Es blieb still.
Der Anwalt kehrte zurück.
Von meinem Erlebnis erzählte ich ihm nichts. Dieser Mann hatte schon genug mitgemacht.
Nachdenklich ging ich die Treppe hinab. Der Dolch war die eine Sache, die Stimme die andere, und ich fragte mich immer wieder, wer sich dahinter verbarg…
***
Ich hatte den Wagen dort abgestellt, wo das Parken erlaubt war. Auf einem schmalen Platz, hinter einem Geschäftshaus. Dem Anwalt ging es nicht viel besser, er hatte noch immer unter diesem Schock zu leiden, war nervös, rauchte eine von meinen Zigaretten, blies den Rauch gegen die Scheibe und beobachtete mich von der Seite her, denn ich sprach mit meinem Freund Suko und weihte ihn in den Fall ein.
Er war natürlich überrascht, daß er einen derartigen Verlauf genommen hatte, wollte natürlich als Unterstützung herbeieilen, was ich abwiegelte, denn er sollte die Stellung im Büro halten, bis ich erschien und ihm sagen konnte, wie es weiterging.
Noch wußte ich nichts, denn der Anwalt hatte nach wie vor über seine weiteren Pläne geschwiegen.
»Gut, dann werde ich warten, John, Aber ich sitze hier auf heißen Kohlen.«
»Keine Sorge, Alter, du wirst deinen Hintern schon bald abkühlen können.«
Als ich auflegte, drückte auch der Anwalt seinen Glimmstengel aus. Ich kurbelte die Scheibe nach unten, damit der Qualm entweichen und die kühle Luft hineinströmen konnte.
»Es läuft«, sagte ich.
Ellroy hob nur die Schultern. »Ja, es läuft, aber nicht in unserem Sinne, schätze ich.«
»Das kann sich ändern.«
»Wie denn?«
»Indem Sie mir sagen, Ellroy, wie es weitergeht oder weitergehen könnte.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Auf Ihre Bruderschaft. Sie ist doch der Mittelpunkt, um den sich alles dreht.«
»Stimmt.«
»Aus wie vielen Personen setzt sich die Bruderschaft zusammen? Ich denke jetzt an London.«
»Mit mir sind es fünf.«
»Und diese Mitglieder leben alle in London?« fragte ich, ohne mich nach den Namen der einzelnen Männer zu erkundigen.
»Das ist wahr. Zumindest im Großraum, und sie wissen auch, was sie einmal in der Woche zu tun haben.«
»Ein Treffen,
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