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0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Dämonenbekämpfung purer Luxus sei.
    Asha Devi befand sich in uralten Festungsgewölben. Die Polizistin federte vom Boden hoch. In der linken Hand hatte sie ihre Taschenlampe. Die Rechte umklammerte instinktiv die tibetische Gebetsmühle, Ashas weißmagische Waffe. Auch während des Sturzes hatte sie den geheimnisvollen Kultgegenstand nicht losgelassen.
    Das Herz der Inspectorin raste. Gegen jede Vernunft glaubte sie, die Nähe ihres Bruders zu spüren. Allerdings hatte Asha Devi bei ihrer Arbeit schon oft feststellen müssen, dass der nüchterne Verstand an sehr enge Grenzen stieß. Die Welten, die sich einer Dämonenpolizistin öffneten, passten nicht in das Schema einer engen naturwissenschaftlichen Betrachtung.
    »Brahma und Shiva, steht mir bitte bei!«, murmelte die Inderin.
    Furcht stieg in ihrem Inneren auf. Asha, die normalerweise keine Angst kannte, bekam gegen ihren Willen weiche Knie. Gleich würde sie möglicherweise gegen ihren Bruder kämpfen müssen. Gegen ihr eigen Fleisch und Blut…
    Ein Hohngelächter ertönte.
    Asha erstarrte. Sie konnte unmöglich die Richtung ausmachen, aus der die dämonische Stimme kam. Dieses verfluchte Gemäuer erschien ihr ohnehin wie ein Labyrinth ohne Eingang und Ausgang. Schwarzmagische Kräfte hatten sie hier hereinfallen lassen. Welchen Weg sie genommen hatte, konnte die Polizistin unmöglich sagen. Sie war wohl von oben gekommen. Auch wenn das angesichts der massiven Deckenkonstruktion über ihr kaum möglich erschien.
    Aber bei Dämonen musste man eben mit allem rechnen…
    Und dann erkannte Asha plötzlich intuitiv, dass sie nicht mehr allein war.
    Sie drehte sich langsam um. Zwar besaß sie kein Instrument, das sie so präzise auf schwarzmagische Einflüsse hinwies, wie Zamorra von seinem Amulett gewarnt wurde. Davon konnte die Inderin nur träumen.
    Doch die böse Ausstrahlung war jetzt so stark, dass eine erfahrene Dämonenpolizistin wie Asha Devi auch ohne ein Mittel wie Merlins Stern die Gefahr erkannte.
    Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe geisterte über die Steinquader und blieb urplötzlich an einer Gestalt mit grünlich-bronzener Haut hängen.
    Unwillkürlich hielt Asha Devi den Atem an. Der Körper der Bestie war schlank und drahtig. Die Arme, die in Klauen endeten, hatte der Dämon vor der Brust verschränkt. Hinter seinem Rücken konnte man Schwingen in Ruhestellung erahnen. Aus den Schläfen entsprossen zwei kleine, gebogene Hörner.
    Das Gesicht des Dämons war schön.
    Es war keine hassverzerrte Fratze. Allenfalls eine gewisse Ironie konnte man aus seinem Mienenspiel ablesen. Und die schwefelgelben Augen brachten Asha ebenfalls durcheinander. Doch am Meisten irritierte sie, dass dieses Gesicht dem ihren so ähnlich war.
    Eine Familienähnlichkeit sozusagen.
    Nun stand Police Inspectorin Asha Devi von der India Demon Police wirklich ihrem Bruder, dem Dämon Sura, gegenüber!
    »Diese Uniform steht dir nicht, Schwesterherz.« Die Stimme des Monsters war leise und einschmeichelnd. Asha war sich nun doch sicher, dass Sura vorhin gelacht hatte. Normalerweise hätte sie ihn sofort mit den Strahlen ihrer Gebetsmühle vernichtet. Aber bevor sie das tat, hatte sie das unüberwindliche Bedürfnis, einmal mit ihrem Bruder zu reden…
    »Meine Uniform ist perfekt!«, schnauzte Asha Devi. »Und außerdem muss ich mir von einem Abschaum wie dir nicht sagen lassen, was ich anzuziehen habe!«
    Sura lachte leise. »Du bist wirklich eine echte Devi, Asha. Du lässt dir nichts gefallen, stimmt's? Vater ist gewiss stolz auf dich. Und das, obwohl du kein Mann bist…«
    Die Inspectorin war sich im Klaren darüber, dass der Dämon sie herausfordern und aus der Reserve locken wollte.
    »Was kümmert dich, worauf Vater stolz ist? Du hast doch unsere Familie verlassen, um Calmacs Speichellecker zu werden!«
    »Es war eine einmalige Gelegenheit, um hinüber auf die Dunkle Seite zu treten. Du müsstest das doch verstehen, Asha. Hast du nie daran gedacht, eine von uns zu werden?«
    »Niemals!« Die Inspectorin blitzte ihren Bruder aus ihren dunkelbraunen Augen wütend an. »Wie kannst du es wagen, auch nur an so etwas zu denken?«
    »Du kannst deine Gefühle leugnen, Asha, aber nicht deine Herkunft. Gib es doch zu. Im Grunde bist du aus demselben Holz geschnitzt wie Vater. Und wie ich. Wir alle lieben es, Macht über Menschen zu besitzen. Wir lieben es, wenn alles nach unserer Pfeife tanzt. Wir lieben es, wenn diese jämmerlichen Gestalten vor uns auf dem Bauch rutschen und um

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