Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0742 - Mein Bruder, der Dämon

0742 - Mein Bruder, der Dämon

Titel: 0742 - Mein Bruder, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
rothaarige Möbelpacker sprach mit schwerem Cockney-Akzent.
    Der Dämonenjäger, der sich in allen möglichen und unmöglichen Sprachen verständigen konnte, nickte.
    Daraufhin stieß der Kraftprotz in der Latzhose einen Satz aus, der »Hier quittieren, bitte«, lauten konnte. Möglicherweise…
    Zamorra und der Speditionsmann standen in einem halb leergeräumten Zimmer in einem unauffälligen Londoner Reihenhaus. Hiér hatte der englische Mystiker Angus Porter gelebt, bis er vor wenigen Tagen verstorben war. Eines natürlichen Todes, wie der Testamentsvollstrecker Dr. McDuff betont hatte.
    Zamorra hatte den Mystiker nicht gekannt und war ihm zu Lebzeiten nie begegnet. Doch Porter war offenbar über die Aktivitäten des Parapsychologen und Dämonenjägers gut informiert gewesen. Jedenfalls hatte er einen Teil seiner Bibliothek Zamorra vermacht. Sie befand sich in der Holzkiste, für die Zamorra soeben quittiert hatte.
    Stimmen waren aus dem Nebenzimmer zu hören.
    Nicole Duval, Zamorras Lebens- und Kampfgefährtin sowie Sekretärin, kam herein. In ihrem rostfarbenen Kostüm im Landhausstil sah sie hinreißend wie immer aus. Sie unterhielt sich mit Dr. McDuff, der als Testamentsvollstrecker die Haushaltsauflösung überwachte.
    »Wie gesagt, Mr. Porter war ein Sonderling, Miss Duval. Engere Verwandte hatte er nicht mehr. Seine Möbel werden versteigert. Der Erlös kommt den Londoner Waisenhäusern zugute, genau wie seine Ersparnisse. Aber es war ihm sehr wichtig, dass Professor Zamorra diesen Teil der Bibliothek ausgehändigt bekommt. Was ja nun wohl auch geschehen ist.«
    Der Möbelpacker hievte zusammen mit einem Kollegen eine riesige Anrichte hoch. Die Männer schleppten sie Richtung Treppe, wobei der schmächtige Anwalt beinahe an die Wand gequetscht worden wäre.
    »Passen Sie doch aüf!«, rief McDuff.
    Einer der Speditionsarbeiter nuschelte eine Cockney-Antwort, die gewiss keine Komplimente enthielt.
    »Gibt es noch Formalitäten zu erledigen?«, wollte Zamorra wissen.
    Dr. McDuff zückte sein Clipboard und deutete mit dem Finger. »Bitte noch hier, hier und hier unterschreiben, Professor.«
    Der Anwalt war genauso froh wie Zamorra und Nicole, aus dem Haus verschwinden zu können. Allerdings waren die Gründe wahrscheinlich unterschiedlich.
    Während McDuff einfach nur in seine Kanzlei zurückkehren wollte, um mehr Gewinn bringenden Arbeiten nachzugehen, waren Zamorra und Nicole schlicht und einfach erschöpft.
    Und das war auch kein Wunder nach den Ereignissen der letzten Zeit.
    Die Ratten im Château Montagne und in einem Spukhaus in Lyon, von dem aus eine Dämonin Zamorra eine Falle gestellt hatte, um sich bei der Höllenfürstin Stygia einzuschmeicheln, dann der rumänische Vampir Varney, danach die Begegnung mit dem Blutgespenst in Italien, und nicht zuletzt die Aktion in Deutschland, im westfälischen Sauerland, wo ein alter Dämonenspuk zuschlug und nur mühsam unschädlich gemacht werden konnte.
    Es wäre sicher wesentlich einfacher gegangen, wenn Zamorras Amulett richtig funktioniert hätte. Aber bei den letzten Aktionen konnte er sich auf die Silberscheibe, die der Zauberer Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geformt hatte, nicht mehr so recht verlassen. Immer wieder versagte das Amulett, wenn es gebraucht wurde. Zamorra hatte noch nicht herausfinden können, woran das lag. Irgendetwas stimmte da nicht…
    Eigentlich brauchte er Zeit, um es herauszufinden. Das konnte ein Tag sein, das konnte sich über Wochen hinziehen. Außerdem waren sie beide, er und Nicole, längst urlaubsreif.
    Aber die Zeit, sich näher mit dem Amulett zu befassen, bekamen sie einfach nicht, und statt Urlaub zu machen, hob Zamorra jetzt die schwere Kiste auf seine Schulter. Seite an Seite mit Nicole ging er die Treppe hinunter.
    »Du siehst aus wie ein Matrose mit seiner Seekiste, Chef.« Die aparte Französin schmunzelte.
    Und wirklich war Zamorra mit seinem Rollkragenpullover und seiner Cordhose ziemlich unprofessoral gekleidet.
    »Dann lass uns mal in die Verkehrschaos-See stechen und Kurs auf Beaminster Cottage nehmen.«
    Zamorras alter metallicperlmuttfarbener Mercedes 560 SEL parkte in der stillen Wohnstraße direkt vor dem Reihenhaus. Dieses Auto war fest in Beaminster Cottage stationiert. Zamorra benutzte es meist, wenn er auf der britischen Insel war. Der Dämonenjäger verstaute die Kiste im Kofferraum. Nachdem er und Nicole eingestiegen waren, startete er den Wagen.
    Das Londoner Verkehrschaos war

Weitere Kostenlose Bücher