0742 - Rückkehr fraglich
Aber nicht nur das war es, was ihn mir sympathisch machte. Damals fand ich keine Erklärung dafür, aber heute weiß ich es. Doch heute ist es zu spät.
„Welche Fragen sind das, Paronde? Vielleicht kann ich Ihnen helfen, die Antworten zu finden."
„Das habe ich mir erhofft", meinte er und trank. Dann beugte er sich vor. „Ich habe versucht, alle nur denkbaren Aufzeichnungen über die Entstehungsgeschichte der Spezialisten der Nacht aufzutreiben, und es ist mir vielleicht auch gelungen. Aber es gibt gewaltige Lücken, die noch ausgefüllt werden müßten, um ein wahrheitsgetreues Bild zu erhalten. Manches liegt im Dunkel des Vergessens, und ich werde den Verdacht nicht los, daß gewisse Kräfte versuchen, die Wahrheit zu vertuschen."
„Die Wahrheit?" Ich sah ihn erstaunt an. „Welche Wahrheit?"
Er lächelte und erwiderte: „Langsam, Yaiska, nicht so schnell.
Das könnte zu falschen Schlüssen führen. Ich bin mir selbst über gewisse Schlußfolgerungen noch nicht klar. Es war doch Galkon Erryog, der Sie erschuf, um unsere Welten zu retten. Er starb, als er sein Ziel erreicht hatte und wußte, daß sein Plan gelungen war. Er starb ohne zu wissen, was danach geschehen würde."
„Unser aller Überleben ist nur ihm zu verdanken", sagte ich voller Überzeugung. Er sah mich an.
„Vielleicht", meinte er dann. „Vielleicht ist es so, oder auch nicht."
Ich war verblüfft, denn bisher hatte noch niemals jemand an dieser feststehenden Tatsache gezweifelt. Und hatte Paronde nicht noch vor wenigen Sekunden selbst festgestellt, daß Galkon Erryog es gewesen war, der Grojocko und die anderen Welten gerettet hatte?
Woher der Widerspruch?
„Galkon Erryog hat uns erschaffen", wiederholte ich seine eigene Behauptung als bestes Gegenargument. „Können daran Zweifel bestehen?"
„Wann besuchen Sie mich?" fragte er, statt zu antworten. „Ich will dann versuchen, Ihnen entsprechendes Material vorzulegen, das ich gesammelt habe. Es ist gefährliches Material, und niemand darf je davon erfahren, Yaiska."
Ich überlegte, dann fragte ich: „Warum weihen Sie mich ein, wenn Ihnen dadurch eine Gefahr entsteht?"
„Vielleicht nur deshalb, weil ich Vertrauen zu Ihnen habe.
Aber das allein würde wahrscheinlich nicht genügen, nehme ich an. Versuchen Sie inzwischen, sich zu erinnern, was damals geschah - und warum es geschah. Damit helfen Sie mir - und sich selbst."
„Es geschah, um Grojocko zu retten, Paronde!"
So war es gewesen, davon war ich überzeugt. Ich hatte es selbst erlebt, und die anderen elf Spezialisten mit mir. Es gab keine Zweifel an dieser Tatsache. Worauf also spielte Paronde an?
Er wechselte plötzlich das Thema und sprach über private Dinge. Es ging ihm gut, und er war ein angesehener Wissenschaftler, wenn die Regierung ihn auch durch ihre hier stationierten Aufpasser gelegentlich überwachen ließ.
„Das bedeutet nichts", fügte er hinzu, als er meinen besorgten Blick bemerkte. „Im Grunde genommen wird jeder bewacht, der mehr weiß als die anderen: Die Herrscher sind mißtrauisch und voller Gier nach Macht. Sie wollen sogar das Konzil führen, obwohl die Laren es begründeten. Es wird zu einem furchtbaren Machtkampf kommen, wenn nicht die Vernunft siegt. Und wieder können es die Spezialisten der Nacht sein, die helfen, eine vernünftige Lösung zu finden."
„Die Gegenwart ist kaum friedlicher als die Vergangenheit", warf ich ein, ohne auf das angeschnittene Thema einzugehen.
„Erzählen Sie mir mehr von sich, Paronde."
Er lächelte.
„Was wollen Sie denn wissen, Yaiska? Wo ich arbeite, was ich tue, wie ich lebe?" Er schwieg eine Weile, um dann fortzufahren: „Eigentlich habe ich so etwas wie die Funktion eines Beraters auf verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten.
Ich betonte ja schon, daß ich kein Spezialist bin, sondern mich mit allen möglichen Dingen befasse. Meine Forschungen haben sich erst in letzter Zeit auf die Vergangenheit konzentriert, und sie blieben geheim. Auch das Resultat, Yaiska. Ich habe eine Wohnung, nicht weit von der Ihren, und im Keller befindet sich mein Laboratorium, zu dem jeder Zutritt hat. Meine eigentliche Forschungsstätte jedoch ist die Wohnung, die umfangreiche Bibliothek und das Recordcenter in der Stadt. Nur wer zwischen den Zeilen zu lesen versteht, erkennt die Wahrheit."
„Welche Wahrheit?" fragte ich erneut.
„Später, Yaiska. Heute nicht mehr." Er lächelte. „Trinken wir noch einen Schluck? Ich werde mich später dafür revanchieren, wenn
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