0742 - Rückkehr fraglich
ermöglichten. Hinter uns blieb noch immer alles dunkel, und dann erreichten wir Parondes Wohnhaus. Es war ein hoher Bau mit vielen Appartements und genügend Anonymität.
Wir schickten den Wagen zu seiner Garage zurück und fuhren mit dem Lift in das oberste Stockwerk. Niemand begegnete uns.
„Hat dich jemand auf der Versammlung gesehen?" fragte ich.
„Ich glaube nicht. Wir sind schon da ..."
Gemeinsam betraten wir die Wohnung, und er sicherte die Tür.
Sie war bequem und komfortabel eingerichtet. Eine breite Liebesstätte gefiel mir besonders gut, wahrscheinlich deshalb, weil ich mich plötzlich müde fühlte. Paronde schien es bemerkt zu haben. Er sagte: „Das Bad ist nebenan, Yaiska. Erfrische dich, dann überlegen wir. Jetzt haben wir Zeit dazu."
Ich befolgte seinen Rat und versuchte dann, mit den Toilettengegenständen eines Mannes zurechtzukommen. Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte, stand Paronde dicht beim Fenster und sah hinab auf die Straße. Er drehte sich um, als er mich hörte.
„Es ist uns niemand gefolgt, wir sind sicher", sagte er dann.
„Wahrscheinlich bewachen sie nur deine Wohnung und wundern sich, wo du geblieben bist. Aber sehr lange werden wir das Versteckspiel nicht fortführen können. Sie werden in kurzer Zeit unsere Verbindung herausfinden. Das könnte das Ende sein."
Ich setzte mich.
„Dann sollten wir uns beeilen, Paronde."
Er holte etwas zu trinken und nahm neben mir Platz.
„Beeilen? Womit?"
Seine Frage machte mich verlegen, aber zum Glück fiel mir schnell eine Ausrede ein.
„Mit deinen Nachforschungen, deren Ergebnis du mir bisher vorenthalten hast. Hattest du mir nicht versprochen, mich einzuweihen? Fehlt dir denn noch immer das Vertrauen?"
Seine Verlegenheit befriedigte mich seltsamerweise, aber sie machte mich nicht glücklich. Dann nickte er zustimmend.
„Du hast recht, wenn du so fragst. Ich hole meine Aufzeichnungen."
Er stand auf und ging zu seinem Bücherschrank, in dem die schmalen Rollen standen. Es waren Hunderte, und sicherlich hätte es Wochen gedauert, bis man sie überprüft hätte. Es gab kein besseres Versteck als eine Rolle unter vielen anderen gleich ausehenden.
Bevor er die bewußte Rolle in den Projektor legte, sagte Paronde: „Die Bilder werden dir nichts sagen, denn es sind meist Kopien.
Sie sind jedem zugänglich, der sich dafür interessiert und der ein wissenschaftliches Diplom besitzt. Aber ich habe die Reihenfolge der Ereignisse geändert, und dadurch entsteht plötzlich ein völlig neues Bild. Niemand würde es bemerken, wenn ich ihn nicht darauf aufmerksam machte, darum bedeutet diese Aufzeichnung keine Gefahr."
„Ich bin sehr gespannt", gab ich zu und lehnte mich gegen die Polster. „Komm zu mir, bitte ..."
Als der Film lief, setzte er sich neben mich, und abermals spürte ich die wohltuende Erregung, die mir seine körperliche Nähe verursachte. Ich nahm seine Hand in die meine und konzentrierte mich auf das, was ich auf dem kleinen Bildschirm sah und hörte.
Einige der aufgezeichneten Ereignisse waren nicht neu für mich. Es handelte sich meist um Rekonstruierte und geschichtliche bekannte Fakten aus der Vergangenheit unseres Volkes, die alle mit meinem eigenen Schicksal in engem Zusammenhang standen.
Der Film berichtete von Galkon Erryog und seiner Idee, die Spezialisten der Nacht zu erschaffen, um den Zgmahkonen für alle Zeiten geniale Ratgeber zu erhalten, die das Geheimnis des Schwarzen Nichts kannten und seine Gefahr bannen konnten.
„Das war doch anders!" unterbrach ich die Stille einer Pause in der Projektion. „Du verwechselst das, Paronde ..."
Der Druck seiner Hand auf meinem Arm verstärkte sich.
„Sicherlich, aber nicht ohne Absicht", gab er zu. „Warte ab!"
Obwohl mein Interesse stieg, ließ meine Aufmerksamkeit nach.
Die Ereignisse liefen auf dem Schirm ab, aber ich vermochte nicht mehr, ihnen konzentriert zu folgen. Ich fühlte nur noch Paronde dicht neben mir, und ich hoffte inbrünstig, daß auch er meine Nähe spürte - und sie gern mochte.
Als der Schirm dunkel wurde, machte er Licht und stand auf, um die Rolle wieder zwischen die anderen zu stellen. Den Projektor ließ er im Tisch verschwinden, dann setzte er sich wieder zu mir.
„Hast du etwas bemerkt?" fragte er dann und trank mir zu.
„Nur Widersprüche", gab ich zurück. „Nichts als Widersprüche."
„Eben! Das nämlich ist die Wahrheit, Yaiska! Widersprüche in dem, was man uns gelehrt hat und was Wahrheit sein soll.
Galkon
Weitere Kostenlose Bücher