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0743 - Die Kinder des Adlers

0743 - Die Kinder des Adlers

Titel: 0743 - Die Kinder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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Gestalt. Sie wandte sich Nicole zu.
    Bevor die Französin sich aufrichten konnte, packte sie eine unsichtbare Hand, warf sie in die Luft und wirbelte sie meterweit über den Strand. Nicole raffte sich auf und taumelte einige Schritte zurück. Sie musste aus dem unmittelbaren Einflussbereich Luizas heraus.
    Jetzt konnte sie das Amulett heben und mit den Fingerspitzen die erhaben gearbeiteten Hieroglyphen auf dessen Oberfläche verschieben. Ein Lichtstrahl schoss aus dem Amulett und traf Luizas Aura. Blendendes Licht hüllte die schwebende Gestalt ein, verlosch dann und gab den Blick auf Luiza frei. Zwei kleine, pulsierende schwarze Punkte zeigten sich in dem Perlmutt ihrer Augen.
    Der stechende Blick war für Nicole körperlich spürbar wie die Berührung einer Lanzenspitze.
    »Vergiss es doch einfach, du Schlampe«, dröhnte die Stimme Luizas in ihren Ohren. Jede Zelle ihres Körpers warf das Echo dieser Stimme zurück.
    Halb gelähmt, betäubt, schwankte Nicole. Das Amulett begann, ihr aus der Hand zu rutschen.
    »Mach keine Umstände und krepier endlich«, kreischte die Stimme in Nicoles Kopf und wurde von sich überschlagenden Echos verfolgt.
    Jetzt aufzugeben wäre ein köstlicher Gedanke. Sich einfach fallen zu lassen, ganz entspannt in den eigenen Untergang zu gleiten…
    Aber alles, was Nicole tat oder nicht tat, hatte auch Auswirkungen auf ihren Gefährten.
    Zamorra!
    Der Name bildete einen festen Untergrund, eine Basis, einen Anker, wo alles ins Gleiten kam.
    Nicole hob mit letzter Anstrengung das Amulett. Ihr Lippen formten einen Satz: »Vergiss du es doch, du-Miststück!«
    Damit schossen Lichtstrahlen aus dem Amulett. Wieder hüllten sie die Aura ein, wieder schien der Angriff vergeblich.
    Aber dann wankte Luiza. Der nächste Blitzstrahl traf die schwarze Gestalt, raubte ihr das Gleichgewicht. Durch die positive Energie des Amuletts zuckte sie wie unter Faustschlägen.
    Sie wurde zu Boden geworfen. Mit verzerrter Fratze richtete sie sich noch einmal halb auf, streckte den Arm aus und kreischte eine Beschwörung.
    Der nächste Blitzstrahl warf sie zurück, setzte sie in Flammen.
    Sie sprang auf und drehte sich in der Luft wie ein Funken sprühender Kreisel, bis sie verging.
    Robert Tendyke war als Erster bei Nicole und half ihr auf.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Alles in Ordnung«, keuchte Nicole noch erschöpft. »Hoffe ich…«
    ***
    Zamorra erstickte!
    Ein ungeheures Gewicht lag auf seinem Brustkorb und hinderte ihn am Atmen. Er riss die Augen auf und sah in das Kindergesicht von »Butler Scarth«. Der Affe hockte auf seiner Brust und bemühte sich, ihm eine Banane in den Mund zu drücken.
    Zamorra nahm die Banane und kaute sie unter den kritischen Blicken des Affen, der sich nach dem letzten Bissen auf einen Baum verzog.
    Das Geräusch des Dschungels, das Singen, Kreischen und Surren war wieder um Zamorra.
    Und etwas Neues war da - in der Nähe hämmerten Trommeln.
    Der Dämonenjäger schluckte noch einmal, dann richtete er sich auf.
    »Was gibt es zu grinsen«, fragte er Leo.
    Der Junge zuckte die Schultern und grinste weiter von einem Ohr zum anderen. »Och, eigentlich nichts.«
    Zamorra wandte sich an den Alten, der neben Leo hockte. »Und jetzt, am Ende dieser verdammten Geschichte, will ich endlich eine Erklärung.«
    »Nichts leichter als das«, antwortete der Alte. »Es ist gar nicht lange her, ein halbes Jahrtausend, und es begann mit Xapac, dem Adlerkrieger. Xapac hatte von Fremden gehört, und diese Nachricht verstärkte seinen Zweifel. Er hatte Huitzlipochtli immer treu gedient, aber dann erkannte er, dass es so nicht weitergehen konnte. Der Gott wollte immer mehr Opfer. Das war es - immer mehr: mehr Kriege, mehr Eroberungen, mehr Gefangene, mehr Tribute, mehr Blut, mehr herausgerissene Herzen. Xapac ahnte, was kommen würde.«
    Der Alte hob die Hand. »Ein bärtiger Mann mit einer Handvoll fanatischer Anhänger warf das Aztekenreich in den Staub. Xapac erlebte es nicht mehr, denn er war auf der Suche. Nach langer Reise traf er Yurumo und seinen Stamm. Alle wussten, dass die Fremden nicht mit dem Sieg über die Azteken zufrieden sein würden. Sie wollten alles. Sie wollen immer alles. Darum mussten wir über eine Flucht nachdenken. Unsere Schamanen kannten die andere Welt, die Akasha-Welt, denn sie reisten seit Jahrtausenden zu ihr. In Trance stiegen sie auf den Wipfel des Schamanenbaumes und brauchten nur noch einen Schritt zu tun, um in die andere Welt zu gelangen. Nun begannen wir,

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