0743 - Finsternis
Aal schien sich über ihren Rücken zu winden und die Furcht in ihr hochzutreiben. Er ließ sie innerlich vereisen, und bei jedem Schlag ihres Herzens glaubte sie, daß ein Stück Glas mit knirschenden Geräuschen zerspringen würde.
Was hatte sie gehört?
Oder war es eine Täuschung gewesen?
Franca Simonis stand so unbeweglich wie eine Säule und wartete darauf, daß sich das Geräusch wiederholen würde, falls sie es sich nicht doch eingebildet hatte.
Wenn alles stimmte, war es aus dem begehbaren Kleiderschrank gedrungen. Dies konnte nur bedeuten, daß sich dort jemand hineingeschlichen hatte und versteckt hielt.
Sie bebte innerlich…
Schlimme Gedanken schossen durch ihren Kopf. Franca hielt sich einige Tage im Hotel auf. Da hatten die anderen Gelegenheit gehabt, sie sehr genau zu beobachten. Sie wußten, wo die Feindin wohnte. Es mußte ihnen dann ein Leichtes gewesen sein, in das Zimmer einzudringen.
Schmerzen durchtobten ihren Magen.
Bitterer Gallengeschmack breitete sich in ihrem Mund aus.
Schwindel erfaßte sie.
Sie hätte eigentlich den Mut finden und sich umdrehen müssen, das aber schaffte sie nicht.
Statt dessen spürte sie einen leichten Luftzug, der über ihre Haare strich und auch den Nacken berührte.
Plötzlich packte ein Arm zu.
Franca war so überrascht, daß sie sich nicht wehren konnte. Der Arm legte sich wie eine dicke Schlange um ihre Hals und war mit seiner würgenden Kraft nahezu unersättlich.
Franca kippte nach hinten, der Arm hielt sie trotzdem fest, und der Druck auf ihre Kehle verstärkte sich. Sie bewegte die Augen, wollte zu den Seiten und auch in die Höhe schielen, um erkennen zu können, wer sie da überfallen hatte.
Sie sah etwas anderes.
Ein Messer mit langer Klinge.
Bevor ihr das richtig zu Bewußtsein kam, senkte sich die Klinge zielsicher in ihre Brust. Franca spürte sie wie ein glühendes Stück Eisen, das überhaupt nicht mehr aufhören wollte zu brennen. Sie kippte zusammen, jemand drehte sie herum, und nun wurde ihr bewußt, daß dieses Messer in ihrer Brust steckte.
All das war jetzt nicht mehr wichtig. In den letzten Sekunden ihres Lebens gelang es Franca, in das Gesicht des Täters zu schauen.
Nein!
Es war nur ein stummer innerlicher Schrei.
Dann breiteten sich die Todesschwingen über sie aus.
Der Täter aber war noch nicht fertig. Er wollte nicht nur den Tod.
Er nahm auch Francas Herz…
ENDE des zweiten Teils
Weitere Kostenlose Bücher