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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Theorie ebenso wie in der Praxis. Was nun auf sie zugekommen war, überstieg alles, was man sie hatte lehren können.
    Ihre Hände sanken nach unten. Dennoch war ihr Blick nicht frei. Ein Vorhang aus Wasser verschleierte ihn. Sie schaute gegen die Wand des Zimmers, was ihr auch nicht gefiel, denn sie dachte wieder daran, daß das eigentliche Ereignis woanders stattfinden würde. Draußen, hinter dem Hotel, auf der Eisfläche.
    Franca erhob sich.
    Irgendeine nicht erklärbare Kraft trieb sie auf das Fenster zu. Sie verspürte einfach den Drang, dorthin zu müssen. Kälte durchfloß ihren Körper. Es war die Kühle einer schrecklichen Vorahnung, und Franca verband sie mit dem Begriff Tod.
    Man hatte sie während ihrer Ausbildung auch auf den Tod vorbereitet, der sie immer mal treffen konnte. Die Angst vor diesem Ereignis hatte man ihr trotz psychologischer Schulung einfach nicht nehmen können.
    War es bald soweit?
    Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie spürte Schmerzen, so daß sie auf die an ihrem verbrühten Fuß nicht dachte. Völlig normal bewegte sich die Frau durch das Zimmer.
    Sie hatte sich gekämmt, etwas geschminkt und lachte jetzt über diese Eitelkeit.
    Als ob das dem Tod nicht egal wäre…
    Vor dem Fenster stoppte sie ihren Schritt. Die Vorhänge waren beinahe zusammengezogen worden, und sie mußte sie erst auseinanderzerren, um freie Sicht zu haben.
    Vor ihr glänzten die Berge.
    Eine herrliche, eine mächtige Kulisse, wie von einem Riesen dahingestellt. Franca hatte sie oft genug bewundert, sie mochte die Gegend hier im oberen Engadin. Sie kannte die Landschaft bei Tag und auch bei Nacht, aber nie zuvor hatte sie eine derartige Nacht erlebt wie zu dieser Minute.
    Franca erschrak zutiefst, denn als sie gegen den Himmel blickte, entdeckte sie keinen Stern. Dabei war es ein klarer Tag gewesen, es hätte einen herrlichen Nachthimmel geben müssen, doch das war nicht der Fall. Dieser Himmel wurde von einer tiefen Schwärze eingenommen, so dicht wie Tinte und so furchtbar bedrückend.
    Bis auf die Augen!
    Franca sah sie an den Hängen schimmern, und sie erschrak so sehr, daß sie ihre Hand hob und den Ballen gegen den Mund preßte. So erstickte ihr Schrei in einem Gurgeln.
    Angst durchpeitschte sie.
    Dieses Augenpaar war so furchtbar, daß sie nur den Kopf darüber schütteln konnte.
    Der Blick zeigte das kalte Grauen, und er zeigte gleichzeitig ein Versprechen, das nur in den Tod hineinführen konnte.
    Ins endgültige Aus!
    Sie holte tief Luft. Sie wischte über ihre Augen, aber das Bild blieb. Es war einfach nicht zu vertreiben gewesen, und die Angst vor ihrer eigenen Zukunft bohrte sich noch tiefer in den Leib und auch in ihre Seele hinein.
    Die Zeit war reif. Die Finsternis hatte die Sonne verdeckt. Das Böse war aus unauslotbaren Gruften hervor in die Höhe gestiegen und hielt alles überschattet.
    Franca krümmte sich, weil sie den Anblick nicht länger ertragen konnte. Stöhnend atmete sie ein und drehte sich dann vom Fenster weg. Ihr fiel ein, daß John Sinclair auf sie unten in der Bar wartete und sich ihretwegen bestimmt schon Sorgen machte.
    Sie wollte zu ihm.
    Er konnte ihr zwar nicht den perfekten Schutz bieten, jedoch eine gewisse Sicherheit, und sie hoffte, daß die eigenen Todesahnungen in seiner Nähe verschwanden.
    Bestimmt hatte John die Augen ebenfalls gesehen und sich gefragt, was sie zu bedeuten hatten.
    Franca war zu durcheinander, um eine Erklärung zu finden, sie ging allerdings davon aus, daß es mit dem Urengel Henoch zusammenhing.
    Die Furcht drängte sie voran. In ihrem Zimmer fühlte sie sich nicht mehr sicher. Obwohl das Licht brannte, hatte sie das Gefühl, von gefährlichen Schatten umrahmt zu sein, die sich ständig bewegten und immer wieder nach ihr griffen.
    Sie erreichte die Tür und lehnte sich dagegen. Ihr Atem und ihr Herzschlag mußten sich erst beruhigen. Was ist nur los mit mir? fragte sie sich. Himmel, ich darf mich doch nicht selbst irre machen.
    Ich muß cool bleiben, ganz cool. Was würde John Sinclair für einen Eindruck von ihr bekommen, wenn sie bei ihm wie eine ängstliche Gans erschien. Sie hatte ihn schließlich erkannt und auf die Spur gebracht. Mit einer derartigen Wende des Schicksals hätte Franca nie gerechnet. Sie mußte dankbar sein, anstatt Angst zu haben.
    Allmählich gelang es ihr, sich wieder aufzubauen. Sie pustete eine Haarsträhne aus ihrer Stirn und schauderte trotzdem zusammen, als sie das kühle Metall der Klinke auf ihrer

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