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0743 - Inferno der Dimensionen

Titel: 0743 - Inferno der Dimensionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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riesengroße Trommel.
    Der Klang, dumpf und dröhnend und irgendwie vertraut, hallte zwischen den mächtigen Bäumen hin und her und erschütterte die Luft.
    Trotzdem hatte die Szene den Eindruck der vollkommenen Ruhe. Es war der Traum, der zur Realität geworden war.
    Odysseus und ich, wir hatten endlich gefunden, was wir gesucht hatten. Auch wenn wir niemals in der Lage gewesen waren, diesen unseren Traum zu artikulieren, präzise zu beschreiben.
    Wir hätten Maler sein müssen, ausgestattet mit der Imaginationsgabe eines Salvador Dali, eines Margritte, eines Ives Tangui.
    Aber hier, jetzt und an dieser Stelle, war der Traum zur Wirklichkeit geworden. Abend. Lichter über dem See.
    Ein Zug Wildvögel, der mit müdem Flügelschlag heimwärts strebte, ins raschelnde Schilf. Ein weißes, kühles Haus auf Stelzen halb im See, halb am Ufer. Und dort drüben, im Dorf der Planetarier, schlug jemand die Trommel. Jetzt fiel es mir ein, wo ich diesen Rhythmus gehört hatte, es war der Rhythmus des Lebens. Mein Herzschlag, wenn wir uns liebten, Odysseus und ich. Ich hob das große, goldgeränderte Glas mit rotem Wein hoch, drehte mich um und sagte zu meinem Geliebten mit den dunkelbraunen Augen: „Ich hätte nicht geglaubt, daß wir dies noch einmal erleben ..."
    Dann brach ich ab. Odysseus war verschwunden. Ich schrak zusammen, unwillkürlich berührten meine Finger den Platz, an dem er eben noch gesessen hatte. Die Felle des flachen Sessels, sie waren noch warm. Ich warf das Glas um und sprang auf.
    „Ody!" schrie ich. „Wo bist du?"
    Ich erhielt keine Antwort. Der Klang der Trommel hatte sich verändert. Er war schärfer geworden, schneidender und irgendwie metallisch. Ich sprang hinaus auf die Terrasse und sah mich um. Nichts. Nirgendwo war mein Geliebter zu sehen. Dann erschrak ich zum zweitenmal. Hinter den Bäumen sah ich flackernden roten Lichtschein. Brannte es?
    Ich lief die kurze Treppe hinunter und rannte an den Strand.
    Neben meinen Füßen gluckerten die kleinen Wellen über die Kiesel. Eine namenlose Furcht erfaßte mich. Jetzt sah ich deutlich, daß es hinter den Bäumen brannte. Noch immer schlug die Trommel ihren rasenden Klang.
    „Odysseus! Wo bist du! Hol mich hier heraus!" schrie ich.
    Aber niemand gab Antwort. Ich sah mich um wie ein gehetztes Tier. An mehreren Stellen hoben sich die Bäume scharf gegen die Wand aus roten und weißen Flammen ab. Über den Feuerzungen entstand heller Rauch, der den See langsam einzuschließen begann. Ich wußte nicht, was geschehen war. Ich wußte nicht einmal, wie ich es geschafft hatte, aus dem Büro mit den vielen Bildschirmen und der Spezialtastatur zu flüchten, auf der ein großer Teil meiner täglichen Arbeit ablief.
    Ich hatte alles vergessen.
    Flucht! schrie eine Stimme in mir. Ich drehte mich um und begann, den Strand entlangzulaufen. Was hatte dieses Feuer zu bedeuten? Warum war Odysseus verschwunden? Wo befand ich mich überhaupt?
    Ich spürte unter meinen nackten Sohlen den kalten, feuchten Sand und die kleinen Kiesel des Seeufers. Die Idylle hatte sich ganz plötzlich in einen Kessel des Chaos verwandelt.
    Der Himmel über mir war dunkel und ohne Sterne.
    Der Klang der Trommel wurde leiser, je weiter ich rannte, aber er hörte nicht auf. Der Rhythmus meines Herzens löste die Trommelschläge ab. Ich fühlte, wie Zweige meine nackten Beine peitschten.
    Ich rannte weiter.
    „Hier bin ich, Ody!" schrie ich in rasender Furcht auf. „Hol mich heraus!"
    Er schien mich nicht zu hören. Aber ich hörte jetzt die Klänge des rauchenden und flammenden Infernos rund um mich. Die Zweige knisterten, die hellen Flammen heulten und knatterten, Rauch würgte mich in der Kehle und nahm mir den Atem.
    Aber über diesen Lärm kam eine schwache, jedoch klare Stimme. Ich erkannte sie! Odysseus rief mich!
    „Wo bist du, Arcarea?" schrie er.
    Seine Stimme kam von überall und von nirgendwo her. Ich sah mich um, während ich auf die einzige Stelle zulief, an der ich nur Rauch, aber keine Flammen erkennen konnte.
    Ich stolperte, versuchte mich abzufangen, aber ich fiel schräg in die auslaufenden Wellen des kleinen Sees. Merkwürdig, dachte ich, als ich klatschend das Wasser berührte, es geht kein Wind, und trotzdem bewegte sich das Wasser in Wellen. Ich hatte seine Stimme gehört und versuchte zu antworten.
    Die Luft wurde knapp, der Rauch drang erstickend in die Lungen ein.
    „Ich bin dort, wo du mich suchst!" schrie ich, so deutlich ich es vermochte, dann raffte ich mich

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