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0743 - Inferno der Dimensionen

Titel: 0743 - Inferno der Dimensionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hoch, schüttelte den Kopf und fühlte die Schweißtropfen.
    Überall war Sand. Staubfeiner, silberner Sand. Eine riesige Sandebene breitete sich nach allen Seiten aus. Ich starrte auf meinen Arm, auf den rieselnden Staub darunter und wußte, daß ich mich auf einer unmöglichen Welt befand. Mein Arm und mein Oberkörper warfen keinen Schatten.
    „Arcarea! Dippo! Sprecht zu mir!" schrie ich auf.
    Ich hörte nur ein verwehendes, heiseres Flüstern. Ich zwang mich in die Höhe. Endlich stand ich auf schwankenden Beinen.
    Langsam drehte ich mich. Wo waren die anderen? Wo befand sich das riesige ausgeglühte Wrack der SOL?
    Nichts!
    „Arcarea!" schrie ich wieder. Ich hob beide Arme und verspürte unerträgliche Schmerzen in den Schultergelenken. Die Augen tränten. Es war nicht eigentlich heiß, merkte ich. Aber diese wahnwitzige Helligkeit war mörderisch. Ich schirmte die Augen ab und drehte mich langsam einmal im Kreis.
    In unendlich weiter Ferne sah ich eine riesige Kugel. Auch sie loderte wie schmelzendes Silber unter der furchtbaren Helligkeit auf. Dann entdeckte ich meine Spuren. Waren es wirklich meine eigenen Spuren?
    Kein Schatten!
    Kein einziger Windhauch!
    Keine lebende Seele weit und breit. Nicht einmal ein Grashalm in dieser Flut von weißsilbernem Staub. Aber trotzdem erkannte ich, daß eine Spur von zwei Raumanzugstiefeln hierher führte und vor dem tiefen Abdruck meines Körpers endete.
    Ich mußte Arcarea finden.
    Ich schloß den Helm, ließ aber einen Spalt offen. Dann klappte ich das goldbedampfte Visier herunter. Der Eindruck der mordenden Helligkeit wurde etwas gemildert.
    Ich atmete die seltsam kühle Luft ein. Sie schmeckte nach Kräutern oder Gerüchen, die ich noch niemals bewußt wahrgenommen hatte. Dann, als meine Kräfte zugleich mit einer Art instinktiven Überlegung wieder zurückkamen, ging ich los.
    Bis zu der schwebenden Erscheinung (war es die SOL?) am Horizont waren es Tausende von Kilometern.
    Ich entschloß mich, den Irrsinn dieses Marsches dadurch auszuschalten, daß ich ihn durch gezielte und sinnerfüllte Aktivität neutralisierte. Ich brauchte Waffen gegen die Angst, die meine Kehle abschnürte. Hundert Fragen tauchten auf.
    Sie alle liefen auf eine große Frage hinaus.
    Was war geschehen ?
    Ich setzte Fuß vor Fuß und folgte meinen eigenen Spuren, die mich hierher geführt hatten. Seltsamerweise besaß ich nicht die geringste Erinnerung daran, was seit dem Augenblick geschehen war, in dem das Schiff trotz brüllender Maschinen und kochender Triebwerke in das Loch der Aureole hineingezogen worden war.
    Die Zeit dazwischen war ausgelöscht, nicht mehr existent.
    Ein Schritt, fünf, zehn, hundert ... immer weiter, immer geradeaus, immer dann, wenn ich den Kopf hob und die kaum sichtbaren, schattenlosen Eindrücke vergaß, die silberne Kugel über dem Horizont. Das war mein Ziel. Ich würde es erreichen, und wenn ich am Schluß nur noch kroch.
    Ich weiß nicht, wie lange ich ging. Ich weiß nur, daß ich das Tempo weder beschleunigte, noch entscheidend langsamer wurde. Ich versuchte, während ich wie ein Automat ging, mich zurechtzufinden. Ich hatte für mich die Theorie aufgestellt, daß ein entsprechend trainierter Mensch auf jedem Planeten überleben konnte, vorausgesetzt, es gab atembare Luft, Wasser und darüber hinaus ein paar andere wichtige Dinge, Das schien hier der Fall zu sein. Ich mußte es schaffen, mich mit dieser phantastischen Wüste zu arrangieren.
    Ich versuchte es.
    „Dippo!" sagte ich, dann entsann ich mich der Funkanlage im Raumanzug und aktivierte sie.
    „Hier bin ich. Du scheinst deine Umwelt nicht mehr zu begreifen, du Halbblinder!" erscholl es in meinem linken Ohr.
    Kein Zweifel. Es war die freche Flugmaus.
    Aber gleichzeitig hörte ich stereophonisch über die eingebauten Lautsprecher unverkennbar die Stimme Arcareas. Als ich verstand, was geschehen war, kam mir zu Bewußtsein, daß ich sie sehr liebte. Sie sagte, flüsternd und immer wieder von langen Pausen unterbrochen: „Hier bin ich, Ody! Hol mich heraus."
    „Jetzt bist du überrascht, wie?" kreischte Dippo. „Du weißt, daß wir alle tot sind. Wir sind nur noch Gespenster."
    „Wo bist du, Arcarea!" schrie ich.
    Ich wankte weiter. Seltsamerweise schien ich den starren Raumanzug nicht zu spüren, jedenfalls behinderte er mich nicht in meinen Bewegungen. Es konnten seit meinem Erwachen zehn Minuten oder zwei Stunden vergangen sein, ich wußte es nicht.
    „Ich bin dort, wo du mich suchst, Ody!"

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