0748 - Raphael, der Unheimliche
sich dem kühlen Aphiliker unterlegen. In einer Lage wie dieser brachte es nichts ein, zu toben. Er zwang sich zur Ruhe.
„Ich verlange, daß mir die Ergebnisse Ihrer Untersuchung mitgeteilt werden", sagte er. „Und zwar auf dem schnellsten Wege."
„Das ist vorgesehen", antwortete Casalle. „Sie erhalten Gelegenheit, sich dazu zu äußern." Damit unterbrach der Alleinherrscher die Verbindung. Reginald Bull verließ die Baracke. Draußen war es wieder dunkel geworden.
Die Menge der Zuschauer zerstreute sich allmählich. Eine kleine Gruppe von Menschen kam Bull entgegen. Er erkannte Ironside, Sylvia, Sergio, den Arzt...
„Niemand weiß etwas", knurrte er, ihre Frage vorwegnehmend.
„Es wäre auch zu merkwürdig gewesen, wenn Casalle seine Finger dabei im Spiel gehabt hätte."
„Aber wer sonst...?"fragte Sylvia ratlos.
„Ein Mächtiger", antwortete Reginald Bull düster. „Ein Mächtiger, der all unsere Geheimnisse kennt. Ein Ungeheuer, das mit uns spielen kann, wie es ihm beliebt."
*
Trevor Casalle sandte Heylin Kratt, seinen Adjutanten, um die Analyseergebnisse zu überbringen. Kratt war, als Ironside und Bull ihr Quartier nach Mexiko verlegten, als Leiter der Aphiliker-Delegation in Shanghai verblieben. Man hatte ihn dort beurlaubt, damit er die Daten persönlich zur Northern Tiger Lilly bringen konnte.
Reginald Bull empfing ihn in seiner Unterkunft.
Ein paar seiner engsten Mitarbeiter waren anwesend. Die Daten, die Heylin Kratt brachte, waren auf einer Mikroplatte gespeichert und konnten von jedem Datengerät abgespielt werden.
„Geben Sie mir einen kurzen Überblick!" forderte Bull den Aphiliker auf. „Um die Detailarbeit können wir uns später kümmern."
„In der Nähe der Raumschiffe wurde unmittelbar nach dem Zünden der Korpuskulartriebwerke reger Funkverkehr festgestellt", antwortete Heylin Kratt.
„Funkverkehr ...?" wiederholte Bull verblüfft. „Sie meinen, es wurde hin und her gefunkt?"
„Das läßt sich nicht feststellen. Es ist erwiesen, daß es außerhalb der Evakuierungsschiffe eine Reihe von Funkquellen gab. Auch die Schiffe selbst funkten, aber man weiß nicht, ob ihre Funkmeldungen an die außerhalb gelegenen Quellen oder an andere Fahrzeuge gerichtet waren."
„Konnte der Funkverkehr entschlüsselt werden?" wollte Reginald Bull wissen.
„Nein. Es handelt sich um einen völlig unbekannten Zehn-Bit-Kode."
Bulls Augen suchten Joupje Termaar, der am unteren Ende des Konferenztischs saß.
„Joupje ... wieviel Bits hat unser Kode?" fragte er.
Joupje wußte sofort, was gemeint war.
„Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Sir", antwortete er. „Zwei, fünf oder zehn Bits. Am wahrscheinlichsten sind zehn."
Heylin Kratt ließ erkennen, daß er gerne gewußt hätte, wovon die Rede war.
„Wir haben vor kurzem im Speicher unseres Zentralrechners ein fremdartiges Bit-Muster entdeckt", erläuterte Bull. „Wir wissen nicht, woher es kommt und was es soll. Was wir bislang ermittelt haben, das haben Sie eben gehört. - Übrigens: Welches waren die Funkquellen, von denen aus die Evakuierungsschiffe angesprochen wurden?"
„Relaissatelliten", antwortete Heylin Kratt.
„Unmöglich!" platzte Sylvia Demmister heraus.
„Inwiefern?" fragte Bull.
„Relaissatelliten können nicht von sich aus senden. Sie können nur übertragen. Wenn von ihnen Funkmeldungen ausgestrahlt wurden, dann kamen sie nicht von den Satelliten selber, sondern woandersher."
Reginald Bull richtete einen fragenden Blick auf Heylin Kratt.
„Nicht richtig", behauptete der. „Wir wissen genau, daß die Relaissatelliten um diese Zeit außer den gewöhnlichen RADA-Kanälen keinen anderen Funkverkehr handhabten."
„Für Sie sieht es also so aus, als hätten die Satelliten aus eigener Kraft gefunkt?" fragte Bull, um sich zu vergewissern.
„Genau so", bestätigte Heylin Kratt.
Reginald Bull musterte den kleinen Behälter mit der Mikroplatte, den Trevor Casalles Adjutant auf den Tisch gelegt hatte.
„Wir werden uns noch heute die Daten ansehen", erklärte er Kratt. „Von Ihnen - erwarte ich allerdings, daß Sie sich auf dem schnellsten Weg nach Terrania City machen." Auf Kratts fragenden Blick fügte er hinzu: „Man wird Sie auf mein Geheiß in Shanghai noch ein wenig länger beurlauben. Sie überbringen Trevor Casalle eine Botschaft von mir. Der Text liegt bereits vor.
Richten Sie Casalle aus, daß ich auf der Durchführung der von mir vorgeschlagenen Maßnahmen bestehe. Ich kann sonst keine
Weitere Kostenlose Bücher