0749 - Drei Schöne für die Hölle
anderen aber aus einem wesentlich größeren im Erdgeschoß. Und dieser hier sah wesentlich anders aus, denn es fiel kein normales Licht nach draußen, sondern ein Schein, der von einem Feuer - möglicherweise Kerzenlicht stammte, aber auch sehr gedämpft war, denn im Innern des Raumes hing vor der Scheibe ein Vorhang.
Suko deutete mit dem Finger dorthin.
Es lag auf der Hand, daß dies nur unser Ziel sein konnte. Wer sich so verhielt, der hatte etwas zu verbergen. Stellte sich nur die Frage, wie wir es anstellen sollten.
Einen zweiten Eingang suchen oder einfach durch den Haupteingang eintreten.
Bevor wir einen Entschluß fassen konnten, wurden wir beide abgelenkt. Nicht weit von uns und noch im Garten bewegte sich eine strahlende Laterne. Sie wurde von einer Gestalt getragen, die sich lautlos bewegen konnte.
Suko und ich schauten uns an.
Zu sprechen brauchten wir nicht. Wir verständigten uns durch Zeichen. Jeder wußte genau, was er zu tun hatte. Im nächsten Augenblick war Suko wie ein Schatten mit der Nacht verschmolzen. Ich hörte nicht einmal seine Schritte, war dennoch beruhigt, weil ich wußte, daß er mir Rückendeckung geben würde.
Mit diesem sicheren Gefühl bewegte ich mich geradewegs auf die Gestalt zu.
Ich wußte nicht, wer sie war, aber ich konnte mir vorstellen, daß ich bald sehr dicht an die Lösung dieses Rätsels herantreten würde. Das Gewicht der Krone verteilte sich bei mir auf beide Hände. Ich hielt sie leicht vorgestreckt, nahm sie dann aber in die linke Hand und senkte den Arm. So ging ich weiter.
Die Laterne bewegte sich vor und zurück. Aber ihr Schein wurde nicht deutlicher. Ein Beweis, daß die Gestalt nicht mehr ging, im Gegensatz zu mir, denn ich wollte wissen, wen ich da vor mir hatte.
Und dann schälte sie sich aus der schlammgrauen Finsternis hervor. Es war eine Frau, es mußte einfach eine Frau sein, denn die Haare standen dicht wie lange, weiße Aschefäden von ihrem Kopf ab, als hätten sie sich bei meinem Anblick gesträubt.
Darunter sah ich ein bleiches Gesicht, das dennoch dunkel wirkte, wahrscheinlich deshalb, weil es von unzähligen düsteren Falten durchzogen wurde. Hinzu kam eine dicke, knochige Nase, den Mund konnte ich nicht erkennen, dafür die Augen, vielmehr eines, denn das rechte war nicht vorhanden. Statt dessen schaute ich in ein dunkles Loch, das jemand in den Kopf hineingebohrt zu haben schien.
Mit diesem Anblick kam ich zunächst nicht zurecht, bis mir - einfiel, daß sich einige Dinge in diesem Fall um eine bestimmte Person gedreht hatten, die umgebracht worden war.
Um Lady Diane Bancroft.
Keine Ahnung, denn Geister sahen normalerweise anders aus. Sie waren wie Nebel, an vielen Stellen durchscheinend. Das war bei ihr hier nicht der Fall.
Ich schaute sie an.
Sie bewegte sich nicht mehr. Auch die Laterne war zur Ruhe gekommen. Sie schuf dicht über dem Boden einen gelben Fleck.
Nicht mehr als zwei lange Schritte trennten uns, und ich verkürzte die Distanz noch mehr durch einen kleinen Schritt. Dabei stellte ich eine Frage. »Lady Bancroft?«
Durch die Gestalt ging ein Ruck, dann nickte sie.
Ich lächelte. »Das ist wunderbar, daß ich Sie hier treffe, Lady. Ich soll Sie von einem Mann grüßen, den Sie sicherlich kennen…«
»Wer ist es?«
Sie konnte sprechen, was mich ebenfalls überraschte. Ich lauschte dem Klang ihrer Stimme und konnte sie beim besten Willen nicht als menschlich einstufen. Vielleicht hörte es sich ja so an, wenn Geister sprachen. Sie redete mehr wie eine zischende Schlange, aber das war nicht wichtig, da ich ihr noch eine Antwort geben mußte.
»Er heißt Elliot Bates!«
Da drehte sie durch!
***
Im ersten Augenblick befürchtete ich, sie würde mich angreifen wollen, ich stellte mich schon auf eine Abwehr ein, aber sie reagierte so, daß es ausschließlich sie betraf.
Der Kopf flog so heftig zurück, daß ich befürchtete, er würde abfallen, dann kippte er wieder nach vorn und schwang in einem Nicken aus. Die gesamte Gestalt zuckte, und in der schwarzen Augenhöhle sah es aus, als würde dort dunkles Wasser kreisen.
Durch ihren Körper rasten Ströme von Haß. Ich brauchte überhaupt nichts zu tun. Wenn sie auch weiterhin so reagierte, würde sie sich schon selbst vernichten.
Ihre knochige Gestalt zuckte, als wären gewaltige Stromstöße dabei, die Knochen unter Feuer zu setzen. Der Mund klaffte auf. Zwischen den Lippen tanzte etwas Dunkles, Klumpiges, wahrscheinlich die Zunge dieses unheimlichen
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