0749 - Drei Schöne für die Hölle
der Fensterbank stehende Sheila an. Der helle Lampenkreis erwischte sie direkt im Gesicht. Sheila konnte nichts mehr sehen, sie zwinkerte, doch auch so bekam sie keine klare Sicht.
Dafür hörte sie Jolandas spöttische und gleichzeitig auch siegessichere Stimme. »Wenn du springen willst, Sheila, ich halte dich nicht. Los, versuche es.«
Sie blieb stehen. »Was hast du getan?«
»Ihn ausgeschaltet.«
»Und jetzt?«
»Bleib oben, ich warne dich.« Der Strahl verließ Sheilas Gesicht und huschte über den Boden, bis er den bewußtlosen Bill erreicht hatte. Sheila schaute jetzt in sein Gesicht und konnte auch den dunklen Streifen an seiner Stirn sehen, denn dort hatte das Blut die Platzwunde verlassen. »Ich werde ihn jetzt ins Haus schaffen, wo wir dann gemeinsam zusammentreffen. In meinem Atelier, Sheila. Du wirst kommen und deinen Gatten dort begrüßen können.«
Sie nickte heftig. »Ja, ja, ich komme.«
»Wunderbar.«
»Und was geschieht dann?«
»Wir werden ein kleines Fest zu Ehren unserer lieben Lady Bancroft veranstalten, und ich bin sicher, daß wir sie ebenfalls dabei begrüßen können.«
Sheila hatte genug gehört. Außerdem kam ihr der Platz im offenen Fenster zu riskant vor. Wenn sie die Augen öffnete, schwankte der Boden unter ihr wie ein wogendes Meer, und sie hatte das Gefühl, von ihm angezogen zu werden.
»Bis gleich dann, Sheila.«
Die Angesprochene gab keine Antwort und zog sich zurück. Beim Sprung kam sie nicht richtig auf und wäre beinahe noch hingefallen. Im letzten Augenblick konnte sie sich an der Bettkante abstützen und hatte das Gefühl, jetzt im Boden versinken zu müssen.
Einfach weg. Nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nichts mehr…
Sie weinte plötzlich.
Es war über sie gekommen mit einer Gewalt, der sie nichts entgegensetzen konnte. Sie schniefte, sie schluchzte und kam sich plötzlich so wahnsinnig verloren vor.
Beide Hände hatte sie gegen den Boden gestemmt. In ihrem Kopf tuckerte es. Ihre Gedanken drehten sich um Bill, und es war so schlimm, daß sie ihm nicht helfen konnte.
Die Worte ihrer angeblichen Freundin Jolanda hatte sie sehr gut behalten. Sheila wußte genau, was mit dieser verdammten Feier gemeint war. Das würde in so etwas wie einer Schwarzen Messe ausarten, und drei Models würden dem Teufel geweiht werden.
Sie stemmte sich auf die Füße. Plötzlich war dieser Weinkrampf vorüber und hatte einem anderen Gefühl Platz geschaffen, das ebenso stark und drängend war.
Einer wahnsinnigen Wut, einem unheimlichen Zorn auf diese verfluchte Gesellschaft.
Die Wut schaffte es auch, ihr Gehirn zu befreien und sie wieder logisch denken zu lassen. Es gab da einen gewissen Punkt, über den sie gestolpert war, der ihr aber erst jetzt so richtig in das Bewußtsein drang und ihre Logik schärfte.
Es ging um sie, es ging um Bill. Wie immer er auch davon erfahren hatte, daß sie sich in einer gewissen Gefahr befand, sie wollte einfach nicht daran glauben, daß Bill es versucht hatte, sie in einem Alleingang herauszuholen. Er gehörte zwar in seinem Reporterberuf zu den Einzelgängern, aber in gewissen Situationen tat er nichts auf eigene Faust. Dazu dachte er zu stark an seine Verantwortung und natürlich auch an seine Freunde John Sinclair und Suko.
Diese beiden Namen schossen Sheila ebenfalls durch den Kopf. Sie konnte sich gut vorstellen, daß Bill den Weg nicht allein gesucht, sondern sie mitgenommen hatte.
Aber warum war er dann allein gekommen und Jolanda zudem noch in die Arme gelaufen? Zufall?
Oder gehörte dies zu einer Taktik, die sich die drei Männer ausgedacht hatten?
Sheila steckte voller Zweifel. Sie wußte einfach nicht, was sie denken sollte und befand sich in einem Zustand zwischen Angst und Hoffnung. Es konnte alles klappen, es konnte aber auch alles schiefgehen. Dies hier war ein Spiel mit höchstem Einsatz.
Sie erinnerte sich daran, daß ihr Jolanda gesagt hatte, sie wollte Bill ins Haus schaffen. Das mußte sie genau wissen, deshalb schlich sie geduckt auf das Fenster zu und spähte vorsichtig über die Kante hinweg nach unten.
Sie sah nichts mehr.
Kein ausgestreckt im Gras liegender Körper, aber auch nichts von Jolanda. Sie hatte ihr Versprechen eingehalten und Bill weggeschafft. Er mußte sich im Haus befinden, unten, im Atelier, das zweckentfremdet worden war.
Sicherlich hatten Jolanda und die Geisterfrau daraus einen Tempel für den Teufel geschaffen. Allein der Gedanke daran ließ bei Sheila eine eisige Kälte
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