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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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man einem kleinen Kind die komplizierte Funktionsweise des Universums altersgerecht zu erläutern.
    »Ich muss gestehen«, räumte Bane denn auch ein, »dass ich mir mit jedem Wort, das du sagst, nur dümmer vorkomme.«
    Old Man lächelte. »Dann, Royce Bane, stell mir doch Fragen über alles, was du nicht verstehst, und ich werde versuchen, sie so gut ich kann zu beantworten.«
    Sie hatten den Kuppelbau verlassen und sich in die Blockhütte am anderen Rand der Waldlichtung begeben. Hier saßen sie nun alle drei an einem schlicht gezimmerten Tisch und löffelten aus Holztellern Suppe, die Strongtree über dem Kaminfeuer aufgewärmt hatte. Bane aß mit wenig Appetit, obwohl die Suppe gut war. Die Dinge waren ihm zu sehr auf den Magen geschlagen. Auch Strongtree rührte mehr in seinem Teller, als dass er wirklich aß. Old Man hingegen schlang regelrecht. Die Aktion im Kuppelbau, dem Hogan, wie der Navajo ihn nannte, musste ihn schier ausgezehrt haben.
    Bane nickte. »Na gut. Wenn ich dich also richtig verstanden habe, handelt es sich bei diesem Fleckchen Erde«, er machte eine weit umfassende Geste, »um so etwas wie einen Hort der Wölfe.«
    »Das ist richtig«, sagte Old Man und füllte seine Schale noch einmal. »Werwölfe, die ihrem dunklen Wesen entsagen wollen, kommen zu mir, und ich helfe ihnen, dieses Ziel zu erreichen, wobei wir uns unter anderem die besondere Macht zunutze machen, die diesem Ort innewohnt.«
    »Und die Einwohner von Nameless«, griff Bane den Faden wieder auf, »sind alle sozusagen ›geläuterte‹ Werwölfe?«
    »Fast alle«, schränkte Old Man ein. »Es gibt ein paar normale Menschen in der Stadt, die sich dort aus welchen Gründen auch immer niedergelassen haben. Aber sie wissen alle um das Geheimnis von Nameless.«
    »Aber warum kehren diese - diese guten Werwölfe nicht dorthin zurück, wo sie herkamen?«, wunderte sich Bane.
    »Weil sie hier beziehungsweise in Nameless sicherer sind als anderswo. Zudem hilft ihnen die Kraft dieses Ortes, ihr böses Ich, wenn man es so nennen will, im Zaum zu halten. Fern von hier würde ihnen das sehr viel schwerer fallen. Und, nicht zu vergessen, hier sind sie unter ihresgleichen, hier versteht einer den anderen, weil alle dasselbe Problem teilen. Andernorts wären sie Einzelgänger und allein.«
    »Oder Freaks«, meinte Bane.
    »In der Sprache der Weißen, ja.« Old Man nickte und aß.
    »Und wer ist dieser ›Jäger‹, von dem Logan in der Stone Tavern sprach?«
    Old Man legte den Löffel beiseite und schob den Teller von sich, als hätte ihm die bloße Erwähnung jenes Jägers den Appetit verdorben.
    »Wir wissen es nicht genau«, antwortete er. »Das heißt, wir kennen seinen Namen nicht. Bekannt ist uns nur, dass er seit längerem schon Jagd auf Werwölfe macht, bis vor kurzem vor allem in den Vereinigten Staaten. Vor einigen Wochen aber hat er sein Revier offenbar in unsere Gegend verlegt, wo er nun ›weiße‹ Wölfe jagt und zur Strecke bringt. Ich nehme fast an, dass Lykandomus dahintersteckt und ihn geschickt hat.«
    »Lykandomus?«, fragte Bane, und Old Man teilte ihm in knapper Form mit, was es über den Herrn der Wölfe zu wissen gab.
    »Und was hat der Jäger diesem Mr. Logan angetan?«, hakte Bane weiter nach. »Der Mann schien ja förmlich zerfressen von Hass auf ihn.«
    »Der Jäger hat Logans Frau getötet.« Diesmal war es Strongtree, der antwortete.
    »Logans Frau war also ein Werwolf?«
    »Genau wfe Logan selbst, ja.«
    »Sie paaren sich untereinander, diese ›weißen‹ Wölfe?«
    Old Man nickte. »Manche tun das, nicht alle. Logans Frau ging unvorsichtigerweise allein auf die Jagd und lief dem Jäger wohl direkt in die Arme.«
    »Sie ging auf die Jagd?«, wiederholte Bane. »Als Wolf, meinst du?«
    »Natürlich.« Old Man lächelte. »Es ist ja nicht so, dass die Geläuterten ihren Trieb vollends unterdrücken können oder ganz und gar verlieren. Sie vermögen ihn lediglich zu zügeln, zu steuern. Und sie fallen keine Menschen mehr an. Aber von Zeit zu Zeit müssen sie noch in ihre wölfische Gestalt wechseln. Die meisten können ihre Verwandlung sogar willentlich lenken. Und dann jagen sie wie ganz normale - na, sagen wir lieber: wie fast normale Wölfe.«
    »Aha«, sagte Bane. Jetzt war ihm auch klar, weshalb sich die Wölfe, die er in der Nacht in dieser Gegend beobachtet hatte, so untypisch verhielten. Schlicht deshalb, weil sie untypisch waren, mehr noch sogar, einzigartig auf dieser Welt!
    Das war verdammt starker

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