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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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New York und verstummte. Nicht, weil er fürchtete, Ruth-Anne könnte ihn hören, sondern weil er sich im Stillen zweifelnd fragte: Eine glückliche Fügung? Wäre es das wirklich?
    Er verkniff sich eine Antwort darauf, und das Geschehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite half ihm ohnedies, die Frage zu vergessen.
    Einer der beiden Indianer, der schwarzhaarige, kam aus der Taverne und kehrte wenig später mit zwei ungesattelten, aber aufgezäumten Pferden zurück, die er neben dem anderen vor dem Stone anband. Dann ging er wieder hinein.
    Kurz darauf kamen beide Indsmen heraus, und zwischen sich trugen sie den Mann, dessentwegen der Jäger die Stone Tavern beobachtete - und der jetzt bewusstlos war!
    »Was, zum Teufel, geht hier vor?«, murmelte er.
    Es gab weitere Augenzeugen des Geschehens, aber niemand schritt ein. Es wurden nicht einmal neugierige Fragen gestellt. Gerade so, als sei derlei in Nameless an der Tagesordnung.
    Und der Jäger, der im Augenblick nur Späher war, begann etwas zu ahnen…
    Plötzlich trieb es ihn zur Eile. Er hatte Mühe, nicht in Hektik zu verfallen, gab sich den Anschein, als bekäme er gar nicht mit, was draußen geschah, und bezahlte seine Einkäufe bei Ruth-Anne. Mit einem Gruß verließ er den Drugstore.
    Die beiden Indsmen hatten den Bewusstlosen unterdessen auf sein Pferd gehievt und festgebunden, seine Satteltasche nebst Gewehr dazu, sich dann auf die beiden anderen Pferde geschwungen und waren jetzt schon ein Stück die Main Street hinab, das Tier mit dem Fremden am Zügel zwischen sich führend.
    Noch immer schenkte ihnen kein Mensch wirkliche Beachtung. Der New Yorker, der die Straße überquerte und mit langen Schritten der Abzweigung zustrebte, hinter der sein Haus lag, schien ihnen sehr viel interessanter. Man grüßte ihn, freundlich die meisten, ein bisschen argwöhnisch einige, und manche wollten ihn in einen Plausch verwickeln.
    Er wand sich höflich heraus und ging weiter, und als er sicher war, dass ihn niemand mehr sah, lief er, so schnell er konnte.
    Er durfte keine Zeit verlieren, durfte diese große, vielleicht einmalige Chance nicht verpassen!
    Vielleicht würde Lykandomus sie dann aus dem Pakt entlassen - und rückgängig machen, was er dem wahren Jäger Entsetzliches angetan hatte…
    ***
    Während seiner Zeit bei Old Man war Strongtree schon einige Male in diesem Kuppelbau gewesen, der ihn an einen Hogan erinnerte, die traditionelle Wohnstatt seines Stammes, der Navajo. Und jedes Mal hatte er neben vielen anderen vor allem einen Eindruck: Hier drinnen war die Zeit aufgehoben - oder es galt eine andere.
    Dies war ein besonderer Ort. Hier waren Dinge denk- und machbar, die andernorts unmöglich gewesen wären. Hier wehte der Atem der Geister, der guten wie der bösen, und in der Tiefe schlug das Herz der Erde, so kraftvoll, dass man es spüren konnte, wie den Schlag einer Trommel.
    Dieser Ort unter der Kuppel aus Holz, Lehm und Stein war magisch. Und er war viel größer, als die äußeren Abmessungen der Kuppel es eigentlich zuließen. Manchmal schien er Strongtree schier endlos, einem Labyrinth gleich, das nicht nur in dieser Welt lag, sondern in viele andere hineinreichte.
    Jetzt aber, da sie den Mann aus der Stone Tavern, den ›neuen Wolf‹, hereingebracht hatten, war von dieser Endlosigkeit nichts zu erahnen. Jetzt unterschied sich der Hogan, wie ihn Strongtree in Ermangelung eines anderen Begriffs nannte, kaum von einer gewöhnlichen Navajo-Behausung, sah man davon ab, dass diese hier nicht wohnlich eingerichtet war, sondern so gut wie leer stand.
    Sie legten den Bewusstlosen auf den festgestampften Boden, nahe der Feuerstelle in der Mitte der kreisrunden Fläche. Old Man malte ihm ein Zeichen auf die Stirn, das seinen Geist im Schlaf gefangen hielt.
    Nun entfachte Old Man das Feuer, für das er zuvor eine ganz bestimmte Mischung verschiedener Hölzer aufgeschichtet hatte. Als das Holz brannte, gab er verschiedene Ingredienzien in die Flammen, Pulver, Kräuter und Tropfen von Flüssigkeiten. Im Nu erfüllten feiner Rauch und eine Vielzahl von Gerüchen das Innere der Kuppel.
    Beides versetzte Old Man dem Augenschein nach in einen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf. Tatsächlich aber weckten die Düfte und der Rauch etwas in ihm.
    Die aufgemalten, sichelförmigen Linien auf seinen Fingerspitzen öffneten sich, und zum Vorschein kamen Augen. Ebenfalls nur gemalt, stilisiert, weiße Ovale mit einem schwarzen Punkt in der Mitte als Pupille, aber

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