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0749 - Plan der Vollendung

Titel: 0749 - Plan der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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unbewegt.
    „Kannst du deine Behauptung beweisen, Bruder?"
    Amouar stand auf.
    „Ja, das kann ich", antwortete er. „Aber ich halte es für Zeitverschwendung. Ich bin hier, weil ich glaubte, mit dir ein Übereinkommen treffen zu können. Ich sehe, daß du daran nicht interessiert bist."
    Er wandte sich in Richtung der Tür.
    „Du bist verhaftet!" sagte Lao Kitchener.
    Der Stämmige ging noch zwei Schritte, dann blieb er stehen und wandte sich um.
    „Du hältst mich nicht für so dumm, daß ich hierherkomme, ohne vorher meine Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, nicht wahr?"
    fragte er in einer Art, die Kitchener zu erkennen gab, daß ihn die Drohung mit der Verhaftung überhaupt nicht beeindruckt hatte.
    „Das ist mir gleichgültig", erklärte er trotzdem. „Du bist mein Gefangener. Bleib stehen, wo du bist! Ein Ka-Zwo wird dich mitnehmen."
    Amouars Gesicht war steinern.
    „In einer Stunde weiß Hsiao Li Tsen Bescheid", sagte er.
    Lao Kitchener hatte fast schon den Schalter berührt, der die K2-Wache alarmierte. Jetzt zog er die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.
    „Was weißt du über Hsiao Li Tsen, Bruder?" fragte er.
    „Mehr als du", antwortete Amouar. „Hältst du mich hier fest, dann ist Ihsien in weniger als drei Stunden evakuiert, und du wirst weder von den Pillenfressern, noch von ihren Raumschiffen jemals wieder eine Spur sehen."
    Lao Kitchener erkannte, daß er diesem Mann nichts entgegenzusetzen hatte.
    „Wir müssen sprechen", sagte er.
    „Ja, aber nicht hier", wehrte der Stämmige kalt ab. „Wenn du an meinem Angebot interessiert bist, triff mich morgen früh. Fünf Uhr. An der alten Gleitbootmole unten im Hafen, verstanden?"
    Lao Kitchener nickte.
     
    *
     
    Der Mann, der sich Amouar nannte, nahm draußen vor dem Ordnungskommissariat einen der wenigen Mietwagen, die in Anching noch funktionierten, und wählte eine Adresse, die weit draußen am nordöstlichen Stadtrand lag. Während das Fahrzeug durch den mäßig dichten Verkehr glitt, bedachte er seine Lage.
    Hinter zwei Dingen war er her: hinter einem Raumschiff und hinter schlüssiger Information über die Herkunft der PILLE, jener Wunderdroge, die aus Aphilikern normale Menschen machte.
    Beides, das Raumschiff und die Information, schienen am ehesten in Ihsien zu haben zu sein, einer kleinen, altmodischen Stadt in den Bergen südöstlich von Anching.
    Die dortige Kolonie der Neu-Immunen, „Pillenfresser" nannten sie die Aphiliker, war bekannt und den Ordnungsorganen ein Dorn im Auge. Die Bürger von Ihsien waren reich und hatten bislang jeden Übergriff der Behörde von Anching erfolgreich abwehren können.
    Aber je mehr die Lage auf der Erde sich zuspitzte, desto größer wurde die Gefahr, in der sie sich befanden. Raumschiffe waren Mangelware auf dem einstmals mächtigsten Planeten der Galaxis.
    Und gerade die Aphiliker reinsten Wassers, die sich weigerten, auch nur den Namen der PILLE zu nennen, waren angesichts des bevorstehenden Untergangs der Erde so von Todesangst erfüllt, daß ihnen jedes Mittel recht war, in den Besitz eines Fahrzeugs zu gelangen, mit dem sie die Erde verlassen konnten.
    Zu diesen Aphilikern gehörten aber gerade die leitenden Beamten der Ordnungsbehörden.
    Amouar beugte sich nach vorne und musterte sein Gesicht in einem Spiegel. Die Augen waren nahezu ausdruckslos, die Falten um den dünnlippigen Mund waren eingegraben. Er war mit seinem Äußeren zufrieden. Kein Mensch würde in ihm einen Immunen vermuten. Unter der Haut des rechten Unterarms trug er einen gefälschten Personal-Identifizierungs-Kodegeber, der das Kodesignal eines Wanderberechtigten ausstrahlte.
    Damit gehörte Amouar zur Kaste derer, die die Freiheit besaßen, sich auf der Erde zu bewegen, wohin es ihnen auch immer beliebte. Angesehener waren sie darum nicht - im Gegenteil: wanderberechtigt zu sein, hieß, keinen Job halten zu können.
    Die Wanderberechtigten standen ganz unten in der aphilischen Hierarchie.
    Noch bevor der Mietwagen sein Ziel erreichte, wählte Amouar eine neue Adresse. Das Fahrzeug wendete und fuhr wieder stadteinwärts. Amouar sah auf die Uhr. Es ging auf Mittag.
    Er hatte zwei oder drei Stunden, um sich auszuruhen; dann würde er sich nach Ihsien auf den Weg machen müssen.
    Denn in Wirklichkeit kannte er Hsiao Li Tsen noch gar nicht.
    Seine Drohung Lao Kitchener gegenüber war leer gewesen.
    Das endgültige Ziel des Wagens lag in unmittelbarer Nähe des Punktes, an dem Amouars Fahrt ihren Ausgang genommen

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