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0749 - Plan der Vollendung

Titel: 0749 - Plan der Vollendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hinaufzubugsieren.
    Er hob den Reglosen auf. Vorsichtig vertraute er ihn dem Antigravfeld an. Trevor Casalle schwebte in die Höhe. Bull blickte ihm nach, bis er in der Höhe des Schachtes verschwunden war.
    „Bis zur nächsten Begegnung!" sagte er laut.
    Die Worte waren an NATHAN gerichtet, und die Inpotronik hatte sie sicher empfangen. Ihre Antwort war jedoch höchst eigenartig.
    „Nun aber hört", verkündete die klare Stimme, „da waren einst Menschen, die einander liebten. Die Eltern liebten ihre Kinder und die Kinder ihre Eltern. Der Nachbar liebte seinen Nachbarn, und die Liebe war allgegenwärtig. Die Menschen lebten in Frieden miteinander, denn unter ihnen war Liebe."
    Reginald Bull stand wie vor den Kopf geschlagen. „Das BUCH ...!" flüsterte er. Ein Name schoß ihm durch den Kopf: Sulliman Cranoch, einer der letzten der OGN, der noch auf der Erde weilte. Ein Semantiker. Und ein anderer Begriff: das Parkutta-Projekt! Die Aphiliker hatten versucht, der Menschheit eine künstliche Erinnerung aufzudrängen.
    Das Projekt war über die Experimentierphase nicht hinausgekommen, weil es unter den Aphilikern an Zusammenarbeit mangelte. Sulliman Cranoch hatte die Texte des Pseudobewußtseins und des geheimnisvollen BUCHES untersucht und behauptet, daß sie beide von demselben Autor stammten.
    Das aber, was NATHAN in diesen Sekunden gesprochen hatte, war die Einleitung des BUCHES.
    „Du...?!" fragte Reginald Bull verwirrt. „Von dir stammt das BUCH?"
    „Von mir stammt das BUCH", antwortete die Stimme. „Es war notwendig, das BUCH zu verfassen, weil sonst selbst die Immunen die Erinnerung an ihrer Herkunft verloren hätten."
    Reginald Bull stand ergriffen.
    „Dir ist der Begriff Dank fremd", sagte er, „aber dennoch danke ich dir!"
    „Ich bin der Sklave der Menschheit", antwortete NATHAN.
     
    *
     
    An den Flug nach Shanghai hatte Reginald Bull später keine genaue Erinnerung mehr. Er wußte, daß er durch den Antigravschacht in die Höhe geglitten war und den noch immer bewußtlosen Trevor Casalle unterwegs eingeholt hatte.
    Zusammen mit dem Ohnmächtigen hatte er den oberen Ausgang des Schachtes erreicht. Dieser Ausgang lag auf einem felsigen Plateau, das rings von hohen, zum Teil schneebedeckten Gipfeln umgeben war.
    Irgendwann später rekonstruierte er, daß er sich im Bergland des westlichen Szechwan befunden haben müsse, ein paar hundert Kilometer nordwestlich der Stadt Hsichang.
    Auf dem Plateau stand ein Gleiter bereit, wie NATHAN versprochen hatte. Er war mit der üblichen Fernflug-Wählautomatik ausgestattet. Reginald Bull verfrachtete seinen bewußtlosen Begleiter. Dann wählte er den Kode der Stadt Shanghai... und einige Stunden später war er an Ort und Stelle.
    Die Gedanken, die ihn während dieses Fluges bewegten, bezogen sich in der Hauptsache auf NATHAN, den Sklaven der Menschheit, der als leistungsstarker Rechner geboren war und sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem Hüter der Menschen aufgeschwungen hatte, bis er schließlich souverän die ihm von seinen Erbauern gesetzten Grenzen überschritt und mit einer fremden Macht, die er den Retter der Menschheit nannte, ein Bündnis einging, das über den Kopf seiner Schöpfer hinweg den Terranern zum Nutzen gereichen würde.
    Welch eine Entwicklung ...! Unterwegs kam auch Trevor Casalle wieder zu sich. Er wirkte zerfahren und hilflos, fast so, als hätte er über dem Schock in der unterirdischen Anlage den Verstand verloren. Bull hatte ihn entwaffnet, so daß er für ihn keine Gefahr darstellte.
    In Shanghai landete Reginald Bull mitten im Getto. Er hatte beim Überfliegen der Stadt bemerkt, daß in den Straßen ungewöhnliche Aufregung herrschte. Er steuerte den Gleiter in eine der unterirdischen Garagen, die die LdG reaktiviert hatte. Da seine Ankunft angemeldet worden war, wurde er von Vater Ironside und einigen seiner Mitarbeiter erwartet.
    Ironside schien in den letzten Wochen älter geworden zu sein.
    Die hohe, eckige Gestalt stand nicht mehr so aufrecht wie früher, und das stoppelige Haar wirkte stumpf.
    „Sie kommen in letzter Stunde!" waren die Worte, mit denen er Reginald Bull begrüßte.
    An Bulls erstauntem Blick mußte er merken, daß er nicht verstanden worden war.
    „Die Regierung und wir haben unabhängig voneinander eine Serie neuer Messungen angestellt", erklärte der Mönch.
    „Entweder ist der Schlund uns entgegengesprungen, oder das Medaillon-System hat durch den Hyperraum einen Riesensatz in Richtung des Schlundes

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