075 - Der Kopfjaeger
Kaltwasserhahn auf und hielt seinen Kopf darunter. „Geht es jetzt?“ fragte ich.
„Ich fühle mich etwas besser“, sagte er. „Wie kommen Sie hierher?“
„Das erzähle ich Ihnen später, Melville. Sybill ist in Gefahr. Kommen Sie mit!“
Ich öffnete die Tür und trat in den Gang hinaus. Noch immer war niemand zu sehen. Irgendwo wurde eine Tür zugeschlagen. Ich hör schwere Schritte, die über die Treppe polterten.
Ich ging in Melvilles Zimmer zurück, schloß die Tür und preßte den Kopf dagegen. Die Schritte waren überlaut zu hören. Sie kamen immer näher.
Ich zog die Pistole hervor, die ich Ray Pellegrin abgenommen hatte.
Die Tür wurde geöffnet, und ein unheimliches Geschöpf trat ein. Es war bis auf kurze Shorts nackt. Der Schädel war gedrungen und wollte nicht zu dem riesigen Körper passen.
„Das kann es nicht geben“, keuchte Melville hinter mir.
Das unheimliche Geschöpf hatte vier Arme von unterschiedlicher Länge. Es kam näher. Ich hob die Pistole, zielte und drückte ab. Die Kugel drang in die Brust des Monsters ein. Unbeirrt schritt es weiter. Ich schoß mehrmals. Nicht ein Tropfen Blut quoll aus den Wunden. Ich steckte die Pistole wieder ein. Sie half mir nichts.
„Wir sind verloren“, schrie Melville entsetzt, als das Monster nach uns griff.
Ich sprang zur Seite und verschanzte mich hinter dem Bett. Melville folgte meinem Beispiel. Das Bett konnte unsere Rettung sein. Ich packte das Kopfende und rammte das Monster. Es taumelte zurück. Sofort setzte ich nach. Melville half mir, und gemeinsam konnten wir das vierarmige Scheusal gegen die Wand drücken. Es schlug verzweifelt mit den Armen um sich.
„Hinaus auf den Gang mit Ihnen, Melville!“ keuchte ich.
Er ließ das Bett los und torkelte zur Tür hinaus.
Das Monster drückte gegen das Bett. Es war klar, wer diesem Kampf Sieger bleiben würde. Es verfügte über unglaubliche Kräfte und drängte mich langsam zurück.
Ich stemmte mich nochmals mit voller Kraft gegen das Kopfende des Bettes und ließ dann plötzlich los. Das Bett sauste durch das Zimmer und krachte gegen die gegenüberliegende Wand. Das Monster wurde mitgezerrt. Es hatte sich am Fußende festgeklammert und krachte nun zu Boden.
Ich hechtete aus dem Zimmer, schlug die Tür zu und schob den Riegel vor. Wahrscheinlich würde die Tür dem Monster nicht lange Widerstand leisten können.
„Zum Operationssaal!“ keuchte ich und zerrte Melville mit.
Meine Schüsse waren nicht gehört worden. Ich wunderte mich, daß niemand zu sehen war.
Vor der Tür zum Operationssaal blieb ich stehen. Die Tür war versperrt.
Hinter uns schlug das vierarmige Monster gegen die Tür.
Sybill Ferrand war auf einem fahrbaren Operationstisch festgeschnallt. Ihre Arme und Beine steckten in Lederschlaufen, die fest angezogen waren. Den Kopf konnte sie bewegen.
Sie blickte sich entsetzt im Raum um. Die rechte Längsseite wurde von hohen Schränken eingenommen, in denen unzählige Fläschchen standen. Vor der gegenüberliegenden Wand standen seltsam geformte Apparate und ein Instrumentenschrank. Über ihr hing eine Operationsleuchte, die aber nicht eingeschaltet war.
Sybill war erst vor wenigen Minuten aus ihrer Ohnmacht erwacht. Ihre letzte Erinnerung war der kahlköpfige Mann, der ihr eine Spritze gegeben hatte. Ihr war kalt, und sie blickte an sich herunter. Sie war völlig nackt.
Langsam kehrte ihre Erinnerung zurück. Der unheimliche Mann hatte von Experimenten gesprochen und daß er Melville töten würde.
Eine Tür wurde geöffnet, und Sybill hob den Kopf. Der Kahlköpfige kam langsam auf sie zu. Er blieb vor ihr stehen und musterte sie genau. Sie spürte seinen Blick fast körperlich. Er verbeugte sich leicht, und ein spöttisches Lächeln lag um seinen Mund.
„Guten Abend! Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle? Mein Name ist Frederic de Buer. Einige Leute kennen mich auch unter dem Namen Lucien Berval.“
Sybill erinnerte sich plötzlich, daß Peter Garner über de Buer gesprochen hatte.
„Was haben Sie mit mir vor?“ fragte Sybill mit zittriger Stimme.
„Immer diese Fragen“, knurrte de Buer unwillig. „Das haben Sie mich schon einmal gefragt. Mein hübsches Kind, Sie werden alles rechtzeitig erfahren.“
„Wo ist Armand Melville?“
„Schon wieder eine Frage“, seufzte de Buer. „Aber ich will sie beantworten. Ich habe mich entschlossen, Melville dem Henker von Paris zu übergeben. Er wird ihn köpfen.“
Sybills Augen weiteten sich vor
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